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das portraitKatrin Streckfuß-Bömekeerforscht gebrochene Herzen

Foto: privat

Es gibt diese Geschichten, die ans Herz gehen: Ein altes Ehepaar, das sein ganzes Leben miteinander verbracht hat. Der Mann stirbt, kurz darauf bekommt die Frau Herzschmerzen, stirbt vielleicht auch. „Das ist das klassische Beispiel eines Broken-Heart-Syndroms“, sagt Katrin Streckfuß-Bömeke.

Die Biologin erforscht diese Krankheit an der Universitätsmedizin Göttingen. Jetzt ist sie dafür mit dem Franz-Maximilian-Groedel-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ausgezeichnet worden.

Die wissenschaftliche Bezeichnung ist „Takotsubo-Syndrom“. Namensgeber sind japanische Tintenfischfallen in Becherfrom. „Diese Form nimmt die linke Herzkammer während des so genannten Takotsubo-Events an und hört einfach in bestimmten Bereichen auf zu schlagen, ohne dass die Gefäße wie beim Herzinfarkt verstopfen“, erklärt Streckfuß-Bömeke.

Begegnet ist die 41-jährige promovierte Wissenschaftlerin der Krankheit, als sie sich vor viereinhalb Jahren selbständig machte und am Klinikum Göttingen arbeitete. Sie war fasziniert vom Broken-Heart-Syndrom, woran nur etwa zwei Prozent aller Patienten mit der Verdachtsdiagnose Herzinfarkt leiden. Das Ziel ihrer Forschungsarbeit ist es, die Patienten zu identifizieren und gezielt mit Medikamenten zu behandeln.

Klar habe sie vor vielen Jahren auch schon an Liebeskummer gelitten, sagt Streckfuß-Bömeke und lacht, doch ihr Risiko sei damals gering gewesen. Am meisten seien Frauen nach der Menopause betroffen. Auslöser sind starke seelische Belastungen, wie Trauer oder Liebeskummer. Ursächlich für das „Takotsubo-Syndrom sind höchstwahrscheinlich hohe Mengen an Katecholaminen wie Adrenalin“, erklärt Streckfuß-Bömeke. „Es gibt auch die Beispiele von männlichen Fußballfans, die sich extrem aufregen und dann ein Takotsubo erleiden.“

Katrin Streckfuß-Bömeke freut sich über den Preis, aber noch mehr über die Aufmerksamkeit, die diese seltene Krankheit jetzt genießt. Juliane Preiß

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