Kataloniens Ex-Regionalpräsident: Puigdemont macht wieder Politik
Kataloniens Exregionalpräsident reist am Samstag aus Deutschland ab. Nach Spanien kann er nicht. Von Belgien aus will er Politik machen.
Carles Puigdemont war im Zuge des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien am 1. Oktober 2017 zunächst nach Belgien geflohen. Die spanische Justiz hatte ihn in Spanien angeklagt und auch einen europäischen Haftbefehl wegen Rebellion und Untreue erlassen. Kurz vor Ostern 2018 wurde er auf der Durchreise im schleswig-holsteinischen Neumünster festgenommen und später gegen Auflagen aus der Haft entlassen. Schleswig-Holsteins Oberlandesgericht hob den bereits außer Vollzug gesetzten Auslieferungshaftbefehl gegen Puigdemont in der vergangenen Woche auf.
In Berlin betont der Ex-Katalanenchef nun, dass die Unabhängigkeitsbefürworter durchaus dialogbereit seien – bekräftigte aber seine Auffassung, dass das Unabhängigkeitsreferendum verfassungskonform gewesen sei. Das spanische Verfassungsgericht hatte das katalanische Gesetz über einen Volksentscheid allerdings einen Monat vor dem Referendum für ungültig erklärt. Puigdemont sieht sich aber weiter im Recht: Das katalanische Volk habe sich eindeutig für die Unabhängigkeit ausgesprochen, sagt er.
In Madrid sieht Puigdemont nun einen „Klimawechsel“ gekommen. Der neue sozialistische Regierungschef Pedro Sánchez ist zwar ein Abspaltungsgegner, äußert sich aber versöhnlich, er traf sich kürzlich zum ersten Mal mit dem derzeitigen Regionalchef Kataloniens, Quim Torra.
Keine Unterstützung durch EU-Staaten
Nach Spanien kann Puigdemont weiterhin nicht zurück, ohne Haft zu riskieren. Vielleicht könne er so schnell keinen spanischen Boden betreten, sagt er in Berlin. Katalanischen Boden aber sehr wohl – nämlich den französischen Teil, erklärte Puigdemont. Er ist im katalanischen Dorf Amer aufgewachsen, nur etwa 50 Kilometer von der französischen Grenze.
Zunächst will Puigdemont sich aber in Belgien einrichten. Der Katalonienkonflikt sei keine innere Angelegenheit, betont er. Es gebe längst einen europäischen Blick darauf. Mit offiziellen Vertretern der EU habe es aber keine Treffen gegeben. Der 55-Jährige räumte ein, dass es keine Unterstützung durch andere EU-Staaten gebe – „aber sind Europa nur die Einzelstaaten?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“