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Kat gibt’s nur noch am Wochenende

JEMEN Die Regierung in Aden will den Genuss der Lieblingsdroge im Land einschränken

BERLIN taz | Mitten im jemenitischen Bürgerkrieg hat die in der Hafenstadt Aden ansässige Regierung einen Nebenschauplatz eröffnet: den Kampf gegen Kat, die Lieblingsdroge ihrer Untertanen. In der zeitweiligen Hauptstadt ist das stimulierende Kraut künftig nur noch donnerstags und freitags, also am islamischen Wochenende, erlaubt.

Nach offiziellen Angaben reagieren die Behörden mit ihrer Maßnahme auf „Klagen der Einwohner“ wegen sozialer, gesundheitlicher und Sicherheitsbedenken, wie die britische BBC berichtet. Früheren Umfragen zufolge konsumieren bis zu 90 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen Kat.

Am vergangenen Dienstag, als das Verbot in Kraft trat, versuchten Soldaten der international anerkannten Regierung an Kontrollposten rund um Aden zu verhindern, dass Lieferungen des Katstrauchs in die Stadt gelangen. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP berichtete ein Händler, ein Teil seiner Ware sei verbrannt worden, aber es sei ihm gelungen, den Rest nach Aden zu schmuggeln, um die Zweige auf dem Schwarzmarkt verkaufen.

Das Kauen von Kat hat auf der Arabischen Halbinsel und am Horn von Afrika eine lange Tradition; die erste bekannte schriftliche Beschreibung des Krauts stammt aus dem 11. Jahrhundert. Im regenarmen Jemen verbraucht der Anbau der Pflanze einen großen Teil der landwirtschaftlichen Ressourcen. Schätzungsweise 40 Prozent der Wasserreserven werden für die Bewässerung der Pflanzen verbraucht. Gut gepflegt, gibt es vier Ernten im Jahr und damit eine regelmäßige Einnahmequelle für die Bauern.

Im Jemen gab es schon mehrfach Versuche, den Genuss von Kat einzuschränken, etwa im früher unabhängigen Staat Südjemen, auf der Insel Sokotra oder in der Hafenstadt Mukalla, nachdem diese von al-Qaida erobert worden war. Bisher verliefen jedoch all diese Bemühungen im Sande. B.S.

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