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Karriere als Schiedsrichterin„Hürde für Frauen höher“

Bibiana Steinhaus ist Weltschiedsrichterin geworden und in der Fußball-Bundesliga noch immer die einzige Frau. Doch der Nachwuchs rückt auf.

Setzt sich durch: Weltschiedsrichterin Bibiana Steinhaus. Foto: dpa
Andrea Maestro
Interview von Andrea Maestro

taz: Frau Poppen, ist es ein Karriereziel für Sie, in der Männer-Bundesliga zu pfeifen?

Janna Poppen: Mein Ziel ist es, die nächsthöhere Spielklasse zu erreichen. Die Bundesliga, da muss ich realistisch sein, das ist in meinem Alter mit 26 Jahren wahrscheinlich nicht mehr zu schaffen.

Das heißt, Sie wollen in der Frauenbundesliga selbst die Spiele leiten?

Genau. Das auf jeden Fall. Und bei den Herren möchte ich die Oberliga erreichen. Ich stecke mir lieber kleine Ziele und bin zufrieden mit dem, was ich in so kurzer Zeit erreicht habe. Ich bin erst seit Oktober 2011 Schiedsrichterin und seitdem in jedem Jahr ein bisschen weiter aufgestiegen.

Ist es Zeit, dass mehr Frauen als Schiedsrichterinnen die Männerdomäne Fußball aufmischen?

Privat
Im Interview: Janna Poppen

26, die Schiedsrichterin aus Oldenburg leitet in der Zweiten Fußball-Bundesliga der Frauen und der Landesliga der Männer selbst Spiele und assistiert als Linienrichterin in der Frauen-Bundesliga und der Männer-Oberliga.

Ja. Ich würde mir wünschen, dass mehr Frauen den Schritt wagen. Durch die Schiedsrichterei lernt man viele Dinge, die einem auch im Beruf helfen: Teamfähigkeit, sich mit Kritik auseinanderzusetzen oder Durchsetzungsvermögen.

Bisher ist Bibiana Steinhaus die einzige Frau in den ersten beiden Ligen, die Männerspiele leitet. Warum ist es für den Fußball wichtig, dass es mehr Frauen werden?

Es ist wichtig, dass die Leistungen von Frauen auch durch solche Schiedsrichterposten anerkannt werden. Aber es ist nicht einfach, die Zahl der Frauen zu erhöhen. Sie haben die gleiche Chance, weiter nach oben zu kommen wie Männer. Die sportlichen Leistungsanforderungen sind dieselben. Aber die Hürde ist für Frauen höher.

Das heißt, sie müssen in der Prüfung die gleichen Sprints und Ausdauerläufe hinlegen wie männliche Schiedsrichter?

Genau. Und es ist schwieriger für Frauen, das zu erreichen. Da muss man schon viel Zeit ins Training investieren.

Werden Frauen von den Fußballverbänden denn genug gefördert, um überhaupt in diese Situation zu kommen?

Ich kann das nur für Niedersachsen sagen. Da ist man schon an der Basis bemüht, die jungen Schiedsrichterinnen zu fördern. Es gibt einmal im Jahr einen Lehrgang, da können die Kreise und Bezirke ihre Talente nominieren. Wenn die Schiedsrichterinnen in den Ligen aufsteigen wollen, müssen sie eine Leistungsprüfung absolvieren. Ich bereite mich gerade auf die nächste im Januar vor.

Wie verhalten sich Fußballer, wenn Sie auf den Platz kommen?

Bei meinem ersten Herrenspiel in der Kreisklasse war es für mich ein mulmiges Gefühl, weil ich noch nicht wusste, wie ich angenommen werde. Aber ich habe nur positive Erfahrungen gemacht. Oft sind die Spieler sogar eher ruhiger und entspannter, wenn eine Schiedsrichterin auf dem Platz steht. Ich glaube, dass sich die Männer mittlerweile daran gewöhnt haben, dass Frauen ihre Spiele leiten.

Aber gerade in den unteren Klassen wird der Schiri doch auch mal angepöbelt. Hat Ihnen mal jemand gesagt, er wisse, wo Ihr Auto steht?

Gott sei Dank hat mich noch nie jemand bedroht. Natürlich gibt es solche Pöbeleien, aber die sind nicht davon abhängig, ob da eine Frau oder ein Mann auf dem Platz steht.

Wie unterscheiden sich die Spiele von Frauen und Männern?

Die Spiele der Männer sind temporeicher und die Zweikämpfe härter, da ist es als Schiedsrichterin wichtig, dass man sich fit hält.

Wie sind Sie Schiedsrichterin geworden?

Über meinen Freund, der selbst Schiedsrichter ist. Es hat mich interessiert, den Fußball mal von einer anderen Seite kennenzulernen. Da habe ich den Schein gemacht. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: selbst Fußball spielen oder in einer höheren Klasse pfeifen. Ich habe mich für die Schiedsrichterei entschieden. Als Spielerin könnte ich mit Sicherheit nicht so hoch spielen.

Auf dem Platz stehen Ihre Entscheidungen unter großer Beobachtung. War Ihnen das mal zu viel Druck?

Nein. Ich komme damit sehr gut klar. Ich nehme gerne Kritik an, solange sie berechtigt ist. Jedem kann mal ein Fehler passieren. Bei spielentscheidenen Szenen entscheiden wir im Team mit den Linienrichtern. Dann muss man aber konsequent bleiben.

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