Kampf um die syrische Metropole Aleppo: Heftige Luftangriffe gehen weiter
Am Sonntag gehen die heftigen Bombardements auf Aleppo weiter. Der Westen appelliert an Russland, die syrischen Rebellen halten Verhandlungen für sinnlos.
Das Rebellenbündnis rief die Regierungstruppen und mit ihnen verbündete russische Kräfte auf, Luftangriffe zu stoppen und Belagerungen von Gebieten in Oppositionshand aufzuheben. Nach UN-Schätzungen sind rund 600 000 Syrer von verschiedenen Belagerungsringen eingeschlossen.
Die Koalition bezeichnete Russland als „Partner des Regimes bei den Straftaten gegen unser Volk“. Man werde nicht akzeptieren, dass Moskau bei Verhandlungen den Vermittler spiele. Unterschrieben war die Erklärung von einigen der größten syrischen Rebellengruppen.
Die Regierungstruppen setzten ihr Bombardement auf das nordsyrische Aleppo fort. Es wird vermutet, dass sie dabei von russischen Luftangriffen unterstützt werden. Rebellen beschossen währenddessen Majsaf, eine Regierungshochburg nahe der Stadt Hama, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteile.
213 Zivilisten getötet
Der oppositionsnahen Beobachtungsstelle zufolge besetzten Rebellen in der Nacht zum Sonntag das weitgehend unbewohnte palästinensische Flüchtlingslager Handarat. Regierungstruppen hatten es erst am Vortag eingenommen. Die Gegend liegt nahe einer wichtigen Nachschubroute in die belagerten und von Rebellen gehaltenen Teile der Stadt. Hier leben rund 250 000 Menschen.
Seit dem Auslaufen der Waffenruhe vergangenen Montag kamen durch Luftangriffe und Beschuss auf von den Rebellen gehaltene Gebiete in und um Aleppo nach Angaben der Beobachtungsstelle 213 Zivilisten ums Leben. Dass die Feuerpause wiederbelebt wird, gilt zurzeit als fraglich.
Das Dringlichkeitstreffen des UN-Sicherheitsrats war von den Vetomächten USA, Großbritannien und Frankreich einberufen worden. Zuvor hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärt, er sei wegen der militärischen Eskalation in Aleppo entsetzt. Der Samstag sei „ein schwarzer Tag für das globale Bekenntnis zum Schutz von Zivilisten“ gewesen.
Einwohner beschrieben die jüngsten Luftangriffe als die schlimmsten seit der Eroberung von Teilen der Stadt durch die Rebellen im Jahr 2012. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden 52 Menschen getötet. Die sogenannten Lokalen Koordinationskomitees sprachen von 49 Getöteten allein am Samstag.
Syrische Opposition fordert militärisches Eingreifen der USA
Das Oberhaupt des Hohen Verhandlungskomitees der syrischen Opposition, Riad Hidschab, forderte die Internationale Gemeinschaft zum Schutz des syrischen Volkes und zur Sicherstellung von Hilfslieferungen auf. Die USA müssten auch militärisch in Aktion treten. Es bringe nichts, mit Mördern und Terroristen zusammenzuarbeiten. Die Syrische Nationalkoalition, eine andere Oppositionsgruppe, nannte die Angriffe ein irres Verbrechen der syrischen Regierung und ihrer Schutzmacht Russland. Moskau verfügt über ein Veto-Recht gegen jeden Beschluss im UN-Sicherheitsrat.
Kampfjets hatten am Sonntagmorgen laut Aktivisten den vierten Tag in Folge noch mehrere Rebellenbezirke in der früheren Handelsmetropole bombardiert. Zudem seien zwei Dörfer südlich der Großstadt beschossen worden. Nach dem vorläufigen Stopp der schweren Bombardements sagte ein Krankenpfleger der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag, die Lage sei erstmals seit Tagen wieder etwas entspannter.
Noch mindestens 250.000 Menschen harren aus
Das syrische Regime hatte vor Wiederaufnahme der Luftangriffe am Donnerstag eine Bodenoffensive angekündigt, um die Stadt vollständig zurückzuerobern. Aleppo ist die letzte verbliebene Großstadt in Syrien, in der Rebellen noch Gebiete kontrollieren. Mindestens 250.000 Menschen harren im belagerten Ostteil der Stadt trotz widrigster Lebensumstände aus.
Im Norden der umkämpften syrischen Stadt Aleppo haben die Rebellen ein tags zuvor an die Regierungstruppen verlorenes Gebiet zurückerobert. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, die Rebellen hätten am frühen Sonntagmorgen das weitgehend unbewohnte palästinensische Flüchtlingslager Handarat besetzt. Die Gegend liegt nahe einer wichtigen Nachschubroute in die belagerten und von Rebellen gehaltenen Teile der Stadt. Hier leben rund 250 000 Menschen.
Regierungstruppen hatten zuvor die Route eingenommen. Seit dem Auslaufen der Waffenruhe vergangenen Montag kamen durch Luftangriffe und Beschuss auf von den Rebellen gehaltene Gebiete in und um Aleppo nach Angaben der Beobachtungsstelle 213 Zivilisten ums Leben.
Westliche Außenminister verlieren Geduld mit Russland
Westliche Außenminister forderten indes von Russland ein Ende der eskalierenden Gewalt. Es liege an Moskau, die diplomatischen Bemühungen als mächtiger Verbündeter des Assad-Regimes zu retten. Die Stellungnahme der Außenminister der USA, Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und der EU-Außenbeauftragten betonte: „Die Geduld mit Russlands andauernder Unfähigkeit oder Unwilligkeit, sich an seine Verpflichtungen zu halten, ist nicht unbegrenzt“.
Die Ereignisse in Syrien, insbesondere in Aleppo, stünden im eklatanten Widerspruch zur russischen Behauptung, eine diplomatische Lösung in Syrien zu unterstützen.
UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hatte sich zuvor „erschüttert über die schreckenerregende militärische Eskalation“ im Aleppo geäußert. Nach Worten seines Sprechers Stephane Dujarric sagte Ban am Samstag in New York, er sei alarmiert über Berichte von Luftangriffen mit Brandbomben und anderen Bomben, die selbst Bunker sprengen könnten. Aleppo sei der „anhaltendsten und schwersten Bombardierung“ seit Beginn der Syrienkrise 2011 ausgesetzt.
Türkei spricht von Kriegsverbrechen durch Assad
Die Türkei hat die schweren Luftangriffe auf Aleppo scharf verurteilt und dem syrischen Regime Kriegsverbrechen an der eigenen Bevölkerung vorgeworfen. Das türkische Außenministerium teilte am Sonntag mit, die Angriffe während der internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe „zeigen ein weiteres Mal, dass das Regime und seine Unterstützer keine politische Lösung beabsichtigen“.
Die Bombardements unter anderem auf Krankenhäuser „sind nicht nur Kriegsverbrechen, sondern auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Das Ministerium sprach von mehr als 300 getöteten Zivilisten bei den Bombardements in und um Aleppo in den vergangenen Tagen.
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