Kampf um Aleppo in Syrien: Luftangriff trifft Flüchtlingslager
Bei mehr als 40 Luftangriffen in der Region Aleppo sterben erneut Zivilisten. US-Präsident Obama kritisiert, Russland unterstütze die Belagerung der Stadt.
Insgesamt habe es erneut mehr als 40 Luftangriffe in Aleppo und der Umgebung gegeben, berichteten die Menschenrechtsbeobachter. Mindestens 16 Zivilisten seien bei Angriffen auf die eingekesselten Viertel im Osten der belagerten Stadt getötet worden.
Zugleich gingen die heftigen Kämpfe zwischen den Regierungstruppen von Syriens Staatschef Baschar al-Assad und Aufständischen an den Rändern der Stadt weiter. Rebellen unter Führung islamistischer Gruppen versuchen seit dem Wochenende, die Belagerung Aleppos zu durchbrechen und blockierte Versorgungsrouten wieder freizukämpfen.
Russland, das an der Seite Assads kämpft, warf syrischen Aufständischen jetzt vor, bei einem Angriff auf ein von den Regierungstruppen kontrolliertes Viertel im Osten von Aleppo Giftstoffe eingesetzt zu haben. Bei der Attacke am Dienstag seien sieben Menschen getötet und 23 verletzt worden, sagte Sergej Tschwarkow vom Verteidigungsministerium in Moskau.
Er machte die Gruppe Nur al-Din al-Senki dafür verantwortlich. Russland habe die USA informiert, sagte Tschwarkow. Die Miliz hatte in der Vergangenheit auch von den USA Unterstützung erhalten. Mitglieder der Gruppe sollen im vergangenen Monat bereits einen 12-jährigen Jungen enthauptet haben.
Kritik aus den USA
Derweil hat US-Präsident Barack Obama Russlands Hilfe für die syrischen Regierungstruppen im Bürgerkrieg kritisiert. Moskaus Aktionen weckten ernsthafte Zweifel an dessen Bekenntnis zu einer Deeskalation, sagte Obama im Pentagon in Washington. Kritik äußerte er an der russischen Unterstützung der Belagerung bewohnter Gebiete durch syrische Regierungstruppen, etwa in Aleppo.
Obama äußerte sich am Donnerstag (Ortszeit) nach einer Sitzung mit seinem Nationalen Sicherheitsrat. Auf der Tagesordnung stand unter anderem das Vorgehen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat im Irak und Syrien und der Anti-Terror-Kampf.
In diesem Punkt nahm Obama den Kreml in die Pflicht. Russland müsse zeigen, dass ihm an einer Minderung der Gewalt und einem Fokus auf dem Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat und anderen Extremistengruppen gelegen sei. Doch habe es Moskau dazu bislang an den nötigen Schritten vermissen lassen.
Zuletzt war eine ausgeweitete Militärkooperation zwischen den USA und Russland im Gespräch, die unter anderem den Austausch von Geheimdienstinformationen zu Syrien vorsehen könnte. Doch Skeptiker befürchten, dass Moskau amerikanische Informationen für eine weitere Unterstützung der Assad-Regierung nutzen könnte.
Gleichwohl würden die USA weiter versuchen, zur Verminderung der Gewalt mit Russland zusammenzuarbeiten, sagte Obama. Auf die Frage, warum er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf die mögliche Kooperation vertraue, entgegnete der US-Präsident: „Ich bin mir nicht sicher, dass wir den Russen und Wladimir Putin trauen können, daher müssen wir sie testen.“
Die sich verschlechternde Lage in Syrien mache es zwingend, dass Russland jetzt demonstriere, dass es ihm ernst sei, sagte Obama. Sollte dies nicht passieren, würde sich „Russland ganz klar als unverantwortlicher Akteur auf der Weltbühne zeigen, der ein mörderisches Regime unterstützt und sich dafür auf internationaler Bühne wird verantworten müssen.“
Mehr Syrer in den Staaten
Wie das US-Außenministerium mitteilte, haben die USA die Aufnahme syrischer Flüchtlinge in den vergangenen Monaten beschleunigt. Sie seien ihrem Ziel, dieses Jahr die Marke 10 000 zu erreichen, viel näher gekommen.
Demnach wurden bis zum 4. August 7.905 Syrer aufgenommen. In den ersten acht Monaten des Fiskaljahres, das in den USA jeweils am 1. Oktober beginnt, seien es nur 2.805 Flüchtlinge gewesen, sagte Ministeriumssprecher Mark Toner.
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