Kampf gegen Energiekrise in Berlin: „Netzwerk der Wärme“ gegründet

Kirchen und Clubs, Politik und Wirtschaft, Sozialverbände und Kultur: Sie alle verpflichten sich, Angebote für Bedürftige anzubieten und auszubauen.

Drei Menschen stehen vor einer Tafel

Sozialsenatorin Kipping (m.) und die Regierende Giffey bei der Unterzeichnung der Charta am Freitag Foto: dpa

BERLIN taz | Am Anfang stehen warme Worte – und das ist ja in Zeiten der Energiekrise schon mal nicht wenig. „Niemand darf in diesem Winter vor der Frage stehen: Hungern oder Heizen“, sagt Christian Stäblein, Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Gemeinsam mit rund 20 weiteren Ver­tre­te­r*in­nen aus Kultur, Religion und Politik, aus der Wirtschaft und von Sozialverbänden, ist er am Freitag zur Unterzeichnung der „Charta der Wärme“ ins Rote Rathaus gekommen.

„Wenn wir alle zusammenhalten, kommen wir gut durch diesen Winter. Wir wollen, dass unsere Stadt jetzt zusammen rückt“, heißt es in der Charta. Sie begründet ein gleichnamiges Netzwerk, das Angebote für Bedürftige bündeln und ausbauen soll. Denn: „Wer sich einbringen will, ist herzlich willkommen.“

Auf einer Karte im Internet sind Anlaufstellen verzeichnet, die Menschen aufsuchen können, um nicht zu frieren – und im besten Fall gibt es dort neben etwas Essen auch eine Beratung für aktuelle Probleme. Verzeichnet sind derzeit zum Beispiel viele Bibliotheken, einige von ihnen haben die Öffnungszeiten verlänger, aber auch Kultureinrichtungen, Wärmestuben und Clubs. Auch finanzielle oder ideelle Unterstützung werde gern gesehen. Wer ebenfalls ein Angebot machen möchte, kann sich für (finanzielle) Unterstützung an die Senatsverwaltung für Soziales wenden.

Denn die Idee stammt von Sozialsenatorin Katja Kipping. Seit mehreren Monaten schon ist die Linksparteipolitikerin mit der Organisation des Netzwerks beschäftigt, trifft sich mit engagierten Menschen. „Normalerweise braucht man für ein solches Netzwerk drei Jahre“, sagt sie am Freitag. Aber diese Zeit habe die Energiekrise und die hohe Inflation ihr nicht gelassen. „Wir müssen die Härten in diesem Winter sozial abfedern.“ Dabei gehe es nicht nur ums „Brot allein“, sondern auch um Herzlichkeit und Solidarität.

11 Millionen Euro sind im in dieser Woche vom Senat beschlossenen Nachtragshaushalt für das Netzwerk eingestellt; den Haushalt soll das Parlament bis Mitte November beschließen. Die Maßnahme ist Teil der umfassenden Hilfen von Rot-Grün-Rot für die Berliner*innen, damit jene gut über den Winter kommen, etwa der Härtefallfonds auch für Unternehmen und stark verbilligte Nahverkehrstickets.

So wird es das bisherige Sozialticket ab Januar statt wie bisher für 27,50 Euro für 9 Euro geben; es ermöglicht Fahrten mit BVG und S-Bahn in ganz Berlin. Auch die Zahl der Berechtigten wird ausgeweitet, so dass rund 650.000 Menschen anspruchsberechtigt sind. Ihnen – und möglicherweise noch mehr Menschen – helfe auch das Netzwerk der Wärme, sagte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). „Berlin hält zusammen in schwierigen Zeiten“, versprach sie erneut.

Ein Kuschelbär mit einem Herzen ziert das Logo der Charta der Wärme. Die Projekte selbst dürfen ruhig etwas einfallsreicher sein, wie Gabriele Schlimper berichtet. Geplant seien etwa gemeinsame Pizzaback- und Eintopfabende oder auch Beratungen im Waschhaus, während im Hintergrund die Waschmaschine läuft. Auch Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen sollen zu Anlaufpunkten für alle werden.

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