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Kämpferische Lehrkräfte in BerlinVoll im Klassenkampf

Rund 3.000 Leh­re­r*inn­nen gingen auf die Straße um für einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz zu kämpfen. Ihre Forderung: kleinere Klassen.

Kampferprobt ist die Gewerkschaft GEW – hier eine Demo von 2015 Foto: dpa

Berlin taz | Ein Meer an roten GEW-Westen wogte am Donnerstag zwischen dem Neptunbrunnen und dem Roten Rathaus. Rund 3.000 Lehrerinnen und Lehrer folgten dem Aufruf der Gewerkschaft, zu einem ganztägigen Warnstreik für kleinere Klassen. Um ihre Forderung nach einem Tarifvertrag Gesundheitsschutz auf die Straße zu tragen, organisierte die GEW eine Demonstration, die am Potsdamer Platz startete und ihr Ende mit einer Abschlusskundgebung am Roten Rathaus fand.

Dass die Demonstration direkt vor dem Amtssitz der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) endete, war hierbei durchaus beabsichtigt. Denn jene äußerte sich im Vorhinein kritisch über den Streik: Kleinere Klassen seien ein nachvollziehbares Anliegen, sagte sie. Aber mit Verweis auf den aktuellen Lehrermangel und den ankommenden ukrainischen Geflüchteten eben auch etwas unrealistisch. Auch dass der Streik während der Abiturphase in Berlin stattfand, wo viele Lehrkräfte für die Prüfungen gebraucht werden, sorgte im Vorfeld für Kritik.

„Ihr seid nicht zur Unzeit hier, ihr seid genau im richtigen Augenblick hier“, ruft deshalb auch ein Gewerkschafter in das Mikrofon, und die Menge applaudiert. Einer der Streikenden ist Andreas Nettenheim, Lehrer an einem Oberstufenzentrum in Charlottenburg-Wilmersdorf. Er findet den Zeitpunkt für den Streik genau richtig, „da die Prüfungsverfahren in den verschiedenen Bildungsgängen sowieso zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden“ und es somit einen prüfungsfreien Zeitraum in der Berliner Bildungslandschaft nicht gäbe.

Christine Henke, Lehrerin an einer Steglitzer Oberschule, trägt ein Schild: „Stoppt die Massenkinderhaltung & den Fließbandunterricht in Klassenzimmern“. Ihre eigene Klasse sei in den letzten Jahren von 25 auf 28 Kindern angestiegen und bei ihren Kol­le­g*in­nen sei es ähnlich, berichtet sie.

Stimmen und Statistik

Die Bildungsverwaltung wiederum mühte sich am Donnerstag, den Stimmen der Streikenden mit Statistik zu kontern: Bei 377 öffentlichen Grundschulen in Berlin lägen 300 sogar unterhalb einer Größe von 24 Kindern. 26 sind laut Berliner Schulgesetz in Grundschulen als Richtgröße vorgegeben.

Die Prak­ti­ke­r*in­nen auf der Straße beantworten die Frage nach der idealen Klassengröße am Donnerstag dennoch anders: Mehr als 20 Schü­le­r*in­nen könne sie nicht gerecht werden, sagt Lehrerin Henke – auch, weil es in den meisten Klassen Kinder mit Förderbedarf gebe. Fördern und fordern, für die streikenden Lehrkräfte liegt das nah beieinander.

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