piwik no script img

Kämpfe in der UkraineWaffen niederlegen? Offensive!

Die Regierung in Kiew will mit den Separatisten über eine Waffenruhe verhandeln – unter Bedingungen. Die pro-russischen Kräfte haben andere Pläne.

Ukrainische Soldaten in Slawjansk – mit diesem Bild wollen sich die Separatisten nicht abfinden. Bild: reuters

KIEW ap/dpa/rtr | Der ukrainische Verteidigungsminister Waleri Geletej hat die prorussischen Separatisten in der Ostukraine mit Nachdruck zum Aufgeben aufgefordert. Es werde keine neue Feuerpause oder auch Verhandlungen geben, bevor nicht die „Terroristen“ alle ihre Waffen niedergelegt hätten, sagte Geletej ukrainischen Medien zufolge am Dienstag in der Konfliktregion.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte kurz zuvor erneut betont, die umkämpften Gebiete Donezk und Lugansk von den Separatisten befreien zu wollen. Der Staatschef wechselte zudem überraschend den Leiter der umstrittenen „Anti-Terror-Operation“ aus, die nun von Wassili Grizak geführt wird. Geplant ist nach offiziellen Angaben, die von Separatisten belagerten Großstädte Donezk und Lugansk mit einer Blockade zu belegen. Eine Bombardierung der Städte sei nicht vorgesehen, hieß es.

In der vergangenen Woche hatte Poroschenko versprochen, dass es bis zum Samstag neue Gespräche über eine Waffenruhe geben würde. Doch dann verzeichnete die Armee eine Reihe militärischer Erfolge im Kampf gegen die Separatisten. Am Samstag drängten ukrainische Soldaten die Rebellen unter anderem aus ihrer Hochburg Slawjansk zurück.

Die prorussische Rebellen haben hingegen eine Offensive angekündigt. „Wir bereiten uns nicht auf eine Belagerung vor, wir bereiten uns darauf vor zu handeln“, sagte Alexander Borodai am Dienstag dem russischen Online-Portal Gazeta.ru in Moskau. Der Rückzug aus Slawjansk habe es den Rebellen ermöglicht, ihre Kräfte zu bündeln. Eine Blockade der weiterhin umkämpften Städte Donezk und Lugansk durch die Armee sei unmöglich.

Borodai ist von den Rebellen zum Ministerpräsident ihrer selbsterklärten Republik im Osten der Ukraine bestimmt worden und hält sich derzeit zu Gesprächen mit der russischen Führung in Moskau auf. Die Separatisten würden von der russischen Regierung nicht mit Geld unterstützt, sagte er. „Moskau ist keine Partei in diesem Konflikt.“

Die Aufständischen teilten in Lugansk mit, einen Kampfjet des Typs Suchoi SU-25 erbeutet sowie ein Flugzeug vom Typ Iljuschin Il-76 und mehrere Panzerfahrzeuge der Regierungstruppen zerstört zu haben. Behörden zufolge wurde in Lugansk ein Fahrzeug mit Zivilisten von Geschossen getroffen. Dabei starben mindestens zwei Menschen, vier weitere wurden verletzt.

Eine zehntägige Waffenruhe war Ende Juni ausgelaufen. Die Konfliktparteien warfen sich gegenseitig vor, dagegen zu verstoßen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • "Geplant ist nach offiziellen Angaben, die von Separatisten belagerten Großstädte Donezk und Lugansk mit einer Blockade zu belegen." Die Separatisten belagern Donezk und Lugansk? Und sollen dabei blockiert werden? Irgendwie ist der Satz reichlich sinnfrei.

     

    "Es werde keine neue Feuerpause oder auch Verhandlungen geben, bevor nicht die „Terroristen“ alle ihre Waffen niedergelegt hätten..." Das ist eine Aufforderung zur (bedingungslosen) Kapitulation und dazu haben die Separatisten keinen Anlass. Warum sollten sie sich der "Gnade" ihrer Gegner ausliefern?

  • "Geplant ist nach offiziellen Angaben, die von Separatisten belagerten Großstädte Donezk und Lugansk mit einer Blockade zu belegen."

     

    Jetzt kommt das Aushungern lassen. Das haben die Ukrainer aus Homs bzw., was denen noch in angenehmerer Erinnerung sein dürfte, in Leningrad schon von ihren deutschen Freunden gelernt.

    Zumindest hat Poroschenko damit klar gemacht, dass er die Zivilisten auch treffen will. Die Menschen in Donezk und Lugansk sollen lernen, dass sie nur durch seine Gnade überleben können.

    • @Age Krüger:

      in Donezk plündern Kriminelle alle Läden. Die Aufständische haben die Polizei entwaffnet und Diebstahl und Erpressung die Tür geöffnet. Und alles nur wegen einem Sprach- und Föderalismusstreit. Haben die Leute keine anderen Probleme im Leben? ZB mal den grassierenden Alkoholismus in der Ukraine und in Ruzssland bekämpfen. 20% der Männer sind Alkoholiker.