Kämpfe in Libyen: Islamisten auf dem Vormarsch
Bei Gefechten in Libyen haben Islamisten einen wichtigen Armeestützpunkt eingenommen. Den Großbrand in einem Öldepot in Tripolis sollen italienische Flugzeuge löschen.
BENGASI/TRIPOLIS dpa/rtr/afp | Radikale Islamisten haben in der ostlibyschen Stadt Bengasi einen wichtigen Militärstützpunkt einer Eliteeinheit der Armee eingenommen. Die Extremisten verbreiteten am späten Dienstagabend im Internet Fotos, die ihre Kämpfer in der Kaserne zeigen. Zu sehen war unter anderem der Anführer der Terrorgruppe Ansar al-Scharia, wie die libysche Nachrichtenseite Libya Herald berichtete.
Seit Tagen kommt es in Bengasi immer wieder zu heftigen Kämpfen zwischen den islamistischen Milizen und Kämpfern des pensionierten Generalmajors Chalifa Haftar, dem sich abtrünnige Soldaten angeschlossen haben. Die libysche Übergangsregierung hatte am Dienstag zu einer Waffenruhe in Bengasi aufgerufen.
Bei schweren Kämpfen sind nach Angaben von Medizinern seit Montagabend mehr als 30 Menschen getötet worden. In die Kämpfe seien Kampfflugzeuge verwickelt, es gebe zudem Raketenbeschuss zwischen Regierungskräften und islamistischen Kämpfern, hieß es am Dienstag. Heftige Kämpfe in der ostlibyschen Stadt Bengasi und zwischen verfeindeten Milizen in der Hauptstadt Tripolis lassen das Land immer stärker ins Chaos abgleiten.
Seit zwei Wochen finden dort die schwersten Kämpfe seit dem Sturz des früheren Machthabers Muammar Gaddafi statt. Etliche westliche Länder hatten bereits am Montag ihr Botschaftspersonal aus der Hauptstadt abgezogen. Die Niederlande haben ihre Botschaft in Libyen am Dienstag geschlossen und ihre dort lebenden rund 70 Bürger aufgefordert, das Land zu verlassen.
Im Kampf gegen den unkontrollierten Großbrand in einem Öl- und Gasdepot nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis erwartet die Regierung Hilfe aus Italien. Die Regierung in Rom und der Energiekonzern ENI hätten zugesagt, sieben Löschflugzeuge und spezialisierte Einsatzkräfte zu schicken, teilte die libysche Regierung am Dienstag mit. Wann die Hilfe eintreffen soll, war offen.
Die Anlage mit Reserven von rund 90 Millionen Litern Treibstoff in mehreren Tanks an der Straße zum internationalen Flughafen von Tripolis war am Sonntagabend bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Milizengruppen in Brand geraten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Absagen vor Kunstsymposium
Logiken der Vermeidung