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Kämpfe in Burkina FasoTrauer statt Feststimmung

Bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Armee und Islamisten werden zu Weihnachten über 100 Menschen getötet.

Gedenken an gefallene Soldaten: Emmanuel Macron und sein Amtskollege aus Niger Mahamadou Issoufou Foto: reuters

Berlin taz | Staatstrauer statt Weihnachtsfeiern haben die vergangenen Tage in Burkina Faso geprägt. Alle Flaggen an öffentlichen Gebäuden wehten auf Halbmast, Freudenfeiern waren per Präsidialdekret verboten und das Heldendenkmal in der Hauptstadt Ouagadougou wurde zu Heiligabend von der Präsidentengattin persönlich per Knopfdruck in düsteres rotes Licht getaucht – zum Gedenken an die gefallenen Soldaten.

Am Vortag waren bei schweren Kämpfen um die Militärbasis Arbinda im Norden des Landes nach lokalen Berichten bis zu 135 Menschen ums Leben gekommen. Offiziell war von sieben getöteten Soldaten und Gendarmen, 35 toten Zivilisten und über 80 getöteten Terroristen die Rede, als die Armee einen Angriff 200 schwerbewaffneter mutmaßlicher islamistischer Rebellen zurückschlug. Die meisten der getöteten Zivilisten waren Frauen. Sollten die Zahlen stimmen, wäre es der blutigste Tag seit Beginn der islamistischen Angriffe in Burkina Faso vor fünf Jahren.

Am Abend des 25. Dezember wurde der Tod von weiteren elf Soldaten der Regierungsarmee in einem Hinterhalt bei Hallalé gemeldet, ebenfalls im Norden des Landes. Die Region nahe der Grenze zu Mali gilt als Rückzugs- und Operationsgebiet grenzübeschreitend operierender islamistischer Gruppen, die Teile von Burkina Faso, Mali und Niger unsicher machen und in den vergangenen Wochen mit einer Reihe spektakulärer Überfälle in allen drei Ländern ihre Stärke zeigen konnten.

Vorgeführt wird damit ebenfalls erneut die Schwäche der Armeen der Staaten der Sahel-Region und die Unzulänglichkeit der internationalen Terrorbekämpfung. Nach dem Tod von 71 Soldaten in Niger bei einem Angriff am 10. Dezember war ein von Frankreich einberufener regionaler Anti-Terror-Gipfel abgesagt und auf Januar verschoben worden. Stattdessen hatten sich die Staatschefs der Region wenig später in Burkina Faso getroffen und einen Aktionsplan zur Terrorbekämpfung beschlossen.

Drohnen gegen Islamisten

Der Überfall auf Arbinda in Burkina Faso ereignete sich, kurz nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Niger die gefallenen Soldaten geehrt und von einem bevorstehenden „Wendepunkt“ in der Terrorbekämpfung gesprochen hatte. Zuvor hatte Frankreich erstmals von Niger aus bewaffnete Drohnen gegen Islamisten in Mali eingesetzt und nach eigenen Angaben 40 Kämpfer getötet.

„Die kommenden Wochen werden absolut entscheidend sein“, sagte Macron. Vor seinem Blitzbesuch in Niger hatte Macron das französische Militärkontingent in der Elfenbeinküste besucht und öffentlich mehr „Klarheit“ von den Regierungen der Region über den Antiterrorkampf und eine „Übernahme von Verantwortung“ ihrerseits eingefordert.

Sein Umfeld briefte Journalisten, dass diese Forderung sich an die Regierungen Malis und Burkina Fasos richte. Dort fordern seit einigen Monaten immer mehr Stimmen den Abzug der mehreren tausend französischen Soldaten in der Sahelregion. Die USA erwägen bereits laut einem Bericht der New York Times einen militärischen Rückzug aus der Region. Sie sind in Niger mit Spezialkräften präsent.

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2 Kommentare

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  • In Ruanda war das Verhalten der Moslems überwiegend besser, als das der übrigen meist katholischen Gruppierungen, weshalb der Islam heute Zulauf hat in Ruanda. Muslime halfen Flüchtenden häufig. Weitaus seltener nahmen sie auch am Genozid in Ruanda teil, in 100 Tagen wurden etwa eine Millionen Menschen gemordet. Es ging auch um einen Sprachenstreit bezogen auf Englisch und Französisch. Frankreich geriet dabei in eine sehr eigene Rolle. Die Muslime sind also nicht immer ein trauriges Thema, in Ruanda haben sie Christen in Not oft geholfen.

    • @Nik...:

      Was hat das mit Burkina Faso, Mali und Niger zu tun? Die Auseinandersetzungen Hutu/Tutsi in Burundi und Ruanda hatten ganz andere Ursachen.