KI in der Filmindustrie: Klappe, die erste
Gefährdet KI die Schauspielbranche? Wenn sie richtig eingesetzt wird, kann sie eine Chance sein – für die Produktion und die Schauspielenden.
A b dem 1. März 2025 gilt in der deutschen Film- und Fernsehbranche ein neuer Tarifvertrag, der künstliche Intelligenz (KI) in die Schranken weist, zumindest versucht er, sie auf faire Bahnen zu lenken. Die Produktionsallianz, die Gewerkschaft Verdi und der Bundesverband Schauspiel haben gemeinsam eine Vereinbarung getroffen, die einerseits die Rechte der Schauspielerinnen und Schauspieler schützt und andererseits auf Innovationen nicht verzichten will.
Besonders wichtig ist die Regelung zu den „digitalen Doppelgängern“. Klingt nach Sci-Fi, ist aber längst Realität. Schauspielerinnen und Schauspieler müssen künftig ausdrücklich zustimmen, bevor ihre digitalen Abbilder in Filmen auftauchen – sei es durch KI-generierte Stimmen oder komplett virtuelle Versionen. Entscheidend ist ebenso, dass es die digitale Nutzung nicht umsonst gibt. Die Vergütung ist klar geregelt, damit niemand einfach „nachgebaut“ wird, ohne daran zu verdienen. Dass so ein Vertrag nötig ist, zeigt die jüngste Kontroverse um KI in der Filmbranche in Hollywood.
In „Der Brutalist“ wurde eine KI eingesetzt, um Schauspielerinnen und Schauspielern den perfekten ungarischen Akzent zu verpassen. In „Emilia Pérez“ wurde die Stimme der Hauptdarstellerin mithilfe von KI verändert. Das sorgte für Diskussionen: Wo bleibt da die Authentizität? Wie viel vom schauspielerischen Handwerk darf durch Algorithmen ersetzt werden?
Und wie wird die deutsche Branche damit umgehen? Wird KI als Chance wahrgenommen oder überwiegt die Angst vor dem „kreativen Ausverkauf“? Eines ist sicher: Die Technologie ist nicht mehr aufzuhalten, die Frage ist nur, ob die Branche bereit ist, sie richtig einzusetzen.
Gleichzeitig bleibt offen, ob dieser Vertrag nur ein erster Schritt ist oder ob bald strengere Regelungen folgen. Die Diskussion um KI in der Filmindustrie fängt gerade erst richtig an. Vielleicht braucht es nicht nur Tarifverträge, sondern auch ein neues Verständnis davon, was künstlerische Authentizität im digitalen Zeitalter bedeutet.
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