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K-Frage der UnionMit Söder kann's nicht gut gehen

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Es wäre fatal für die Union, Söder als Kandidaten für das Kanzleramt aufzustellen. Die aktuell für ihn günstigen Umfragen ändern daran nichts.

Der lieber nicht? Markus Söder auf dem Weg zur Unionsfraktionssitzung am 13. April in Berlin Foto: Michael Kappeler/dpa

I n einem Punkt zumindest hat Markus Söder recht: seinem kritischen Blick auf die Beliebtheitswerte von CDU-Chef Armin Laschet. Natürlich sind diese mehr als eine Momentaufnahme, wie die CDU-Führung gerne behauptet. Das ist ein dickes Problem. In den Umfragen steht der CDU-Chef bundesweit seit Langem miserabel da, selbst in NRW bricht die Unterstützung weg. Laschet müsste sich also sehr weit nach vorne arbeiten, will er im Kanzleramt landen.

Und die Union fällt dabei als Zugpferd nach Lage der Dinge aus. Dass Söder mit seiner steten Kritik und den miesen Sticheleien gen Düsseldorf dazu beigetragen hat, geschenkt. Auch, dass er selbst bei der letzten Landtagswahl derbe Verluste eingefahren hat, während Laschet NRW für die CDU zurückgewann, sei außen vor gelassen. Das Problem ist doch: Söder hat mit seiner langen Weigerung, sich zur Kandidatur zu bekennen, die Union in dieses fatale Duell getrieben.

Dabei kann er es, wenn überhaupt, nur zu einem extrem hohen Preis gewinnen. Die Zusammenarbeit der Schwesterparteien stünde erneut am Abgrund, mindestens. Und die CDU würde ins Bodenlose stürzen. Deshalb kann sie einem Kanzlerkandidaten Söder ihre Zustimmung nicht geben, Beliebtheitswerte hin oder her. Mit einer Niederlage in diesem Duell wäre der eben erst mühsam gewählte CDU-Chef demontiert und müsste eigentlich zurücktreten; auch das Präsidium wäre angeschlagen.

Die CDU stünde, zweieinhalb Jahre nachdem Angela Merkel ihren Rückzug vom Parteivorsitz verkündet hat, erneut kopflos da. Zum inhaltlichen Vakuum, das bei den Christ­de­mo­kra­t:in­nen schon länger herrscht, käme das personelle wieder hinzu. Mit aller Macht würden neue Grabenkämpfe aufbrechen. Und in NRW, wo im kommenden Jahr gewählt wird, wäre Laschet massiv geschwächt. Das nächste Land könnte verloren gehen.

All das würde sich bei der Bundestagswahl negativ niederschlagen, wenn nicht zum Debakel führen. Die derzeit guten Beliebtheitswerte von Söder dürften da wenig helfen.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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11 Kommentare

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  • > Das ist ein dickes Problem. In den Umfragen steht der CDU-Chef bundesweit seit Langem miserabel da, selbst in NRW bricht die Unterstützung weg.

    Da hat Laschet mit seiner eigenen Coronapolitik aber einen ganz maßgeblichen Anteil daran.

    Söder findet zumindest mal die richtigen Worte, auch wenn dem keinerlei nennenswerte Taten folgen.

    Für Laschet gibt es offensichtlich gar nichts als das Wohlergehen der sogenannten Wirtschaft, definiert als den Kreis der CDU Parteispender.

    Und dass sich das Führungspersonal der CDU untereinander undemokratische Machtallüren vorwirft, ist ja wohl ein Witz. Da hätte ich doch mal gerne die Live-Bandaufnahmen und Protokolle der Ministerpräsidentenkonferenz und des Wirtschaftsrates.

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    Ich kann den Titel nur wiederholen:



    Mit Söder kann das nicht gut gehen.

  • Söder will die Kandidatur um jeden Preis.

    Einfach nur deshalb weil er sie braucht für sein persönliches Ego und für seinen Machthunger.

    Seine narzißtischen Bedürfnisse wären auch die Grundlage für Handlungen und Entscheidungen als Bundeskanzler.

    Für die Menschen in Deutschland wäre das eine sehr schlechte Wahl.

    • 2G
      21659 (Profil gelöscht)
      @Argonaut:

      Nach ihrer Beschreibung müsste Bayern ja eine Art Diktatur sein, wo die meisten Menschen schlecht leben und sich die Bürger der anderen 15 deutschen Länder auf Millionen bayerischer Flüchtlinge einstellen müssen. Seltsam nur, dass die CSU seit Ewigkeiten den MP stellt. Aber klar, Diktatur, Ein-Parteien-Herrschaft...

      • @21659 (Profil gelöscht):

        Das Gemeine ist: Die CDU präsentiert sich als die Partei der Wirtschaftskompetenz.



        Das äußert sich deren Denken zufolge in wirtschaftlichem Wohlstand in den regierten Ländern.

        Aber wenn dass der Prüfstein sein soll, ist Söder der Bessere, weil Bayern mehr Geld hat.

        Und natürlich ist das Schwachsinn. Aber weniger schwachsinnige Argumente gibt's auch nicht.

        • 2G
          21659 (Profil gelöscht)
          @jox:

          Das ist nicht mein Punkt. Ich halte nur die überzogene negative Darstellung von Söder bei einigen "Kritikern" für maßlos überzogen und falsch.

  • 2G
    21659 (Profil gelöscht)

    Vermutlich wird es Laschet werden. Wenn er nicht ein famoses Comeback hinlegt, ist er seinen Job als CDU-Chef vermutlich eh nach der Wahl los. Unter 30%, eventuell hinter den Grünen und/oder Opposition, dann wird die CDU sich einen neuen Vorsitzenden respektive Vorsitzende suchen müssen.

    Wenn er jedoch auf die Kandidatur verzichten würde, da die Union mit Söder bessere Chancen hat, könnte ihm dies positiv angerechnet werden und das Risiko läge bei Söder. Einschränken muss man aber sagen dass er sich schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt hat.

    Laschet war eigentlich nie die erste Wahl, gegen Merkels Kandidatin AKK trat er nicht an, dann wurde er gewählt um Merz zu verhindern und jetzt soll er Kanzlerkandidat werden um Söder zu verhindern. Bei bundesweit 3% Zustimmung!

  • Söder oder Laschet?



    Es ist müßig darüber nachzudenken, nach vier Legislaturperioden ununterbrochener Regierungsverantwortung. Die UNION ist stehend KO. Es mangelt ihr an ausreichend fähigem Personal, sie ist verschlissen und bietet, am Schluss ihrer vierten Legislatur, ein Bild des Grauens.

    Auf wen wollten Söder oder Laschet den noch zurückgreifen, wen in welches Amt befördern? Der große Wurf, die durch schlagende Idee, das große Programm? Alles Fehlanzeige. Das Programm der Union heißt: überleben.



    Das allerdings zwingt sie in die Opposition zusammen mit der AfD. Genau dorthin zu kommen scheut die Union wie der Teufel das Weihwasser, also will sie Laschet, um die Unterscheidungsmerkmale zu betonen, und Merz um den Wirtschaftsflügel zu beruhigen.

    Söder steht für : rechts neben uns ist nur noch die Wand. Der sprunghafte Macher gegen den Zappelphilipp aus NRW. Der eine schleppt eine Menge Amigos mit sich, der andere seine Wissenschaftsignoranz. Beide sind das Kennzeichnen einer ausgelaugten Regierungspartei die nichts anderes mehr zu bieten hat als einen vermeintlichen Show down. Sind Nebelkerzen werfen wirklich ein Ersatz für Selbstüberschätzung infolge Staatsversagen?

    Die Bürger warten auf Impfstoff und sollte wissen, das Kanada, vor allem mit europäischen Impfstofflieferungen,



    zur Zeit seine Pandemie bekämpft. Das ist schön, von der Regierung Merkel und ihrer Union. Dabei sollte aber nicht vergessen werden: wer andere retten will muss sich erstmal selbst retten, sonst gehen beide unter und damit ist niemandem gedient.

    Aus Pandemie Sicht wäre ohne Frage ein zupackender realistischer Söder die bessere Option, jemand der ohne "Ansehen der Person" Sputnik V ordert, möglicher weise zu spät, aber lieber später als nie. Da hätte ich bei



    Laschet so meine Zweifel.

    Der Wähler weiß allerdings, es gibt ja nicht nur die Union und ihre Amigo Geschichten, es gibt auch noch andere Parteien die sicherlich noch nicht verschlissen sind.

  • Söder ist ja vieles, aber nicht blöd. Scheitert der Achim, ist Söder da und kann sofort übernehmen. Und wenn nicht, hat er schon mal gezeigt für den Fall das Achim es gerade so schafft, das es in 4 Jahren einen besseren Kandidaten gibt - einen wo man sich das Gehampel mit Röttgen / Merz sparen kann. Den Mann des Volkes, den König von Bayern, ein erfahrener, gütiger, strenger Landesvater.

  • Noch wurde Angela Merkel ja nicht abschließend heilig gesprochen, noch darf man sie kritisieren - oder? Sie hat tatsächlich herzlich wenig dazu beigetragen, in der CDU neue Führungspersönlichkeiten aufzubauen und ihre Nachfolge irgendwie in geordnete Bahnen zu lenken. Im Rückblick diente ihr Vorschlag mit Kramp-Karrenbauer nur dazu, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Ihre größte Konkurrentin, die Frau von der Leine, wurde nach Europa abgeschoben und ihre zweitgrößte Konkurrentin auf einen Ministersessel gesetzt, der traditionell als Schleudersitz dient. Merkel hat sicher ihre Stärken, aber Personalentscheidungen gehören gewiss nicht dazu. Bei der CSU sieht's da auch nicht besser aus - im Gegenteil.



    Ich sach's mal so: Wenn Umfragewerte wahlentscheidend wären, warum dann überhaupt noch zu einer Wahl antreten? Und: Es gibt auch ein Leben nach der Wahl.

    • @Rainer B.:

      Wurde denn "Kohl's Mädchen" aufgebaut? Daran hat der doch im Traum nicht gedacht. Das Debakel jetzt Frau Merkel anzulasten (die den Herren machtpolitisch und strategisch haushoch überlegen ist) - und die ich nie gewählt habe - finde ich deplaziert. Die CDU gehört nach 16 Jahren mal ab in die Opposition, mir herzlich egal ob unter Söder, Laschet oder wem auch immer. Ganz einfach. Bühne frei für eine andere Konstellation - Kanzlerin Baerbock?