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Junta-Chef in MaliLehrgang bei der Bundeswehr

Die Bundesregierung bestätigt: Assimi Goita, Malis neuer Militärherrscher, ist ein alter Bundeswehrschüler. Er lernte in Deutschland 2008 und 2016.

Oberst Assimi Goita als Heilbringer: Unterstützerdemo für den Putsch in Malis Hauptstadt am Dienstag Foto: ap

Berlin taz | Assimi Goita, der Chef der Militärjunta, die am 18. August in Mali die Macht ergriff, hat in Deutschland militärische Ausbildung genossen. Dies bestätigt die Bundesregierung in Antwort auf eine schriftliche Anfrage des Linken-Abgeordneten Tobias Pflüger, die der taz vorliegt.

„Herr Assimi Goita nahm in den Jahren 2008 und 2016 an militärischer Ausbildung in Deutschland teil“, so die Auskunft des Bundesverteidigungsministeriums. Im Jahr 2008 habe er zunächst am Bundessprachenamt in Hürth drei Monate lang eine „Sprachausbildung Deutsch“ absolviert, „anschließend einen etwa fünfwöchigen Einheitsführerlehrgang (Kompaniecheflehrgang) an der Logistikschule der Bundeswehr in Osterholz-Scharmbeck.“

Für das Jahr 2016 bestätigt die Auskunft der Bundesregierung Berichte, dass Goita einen Lehrgang am deutsch-amerikanischen George C. Marshall Europäisches Zentrum für Sicherheitsstudien in Garmisch-Partenkichen belegte. Er habe „am etwa vierwöchigen Seminar Program on Terrorism and Security Studies“ teilgenommen.

Assimi Goita ist Präsident des „Nationalkomitees zur Rettung de Volkes“ (CNSP), das Mali regiert, seit meuternde Militärs am 18. August den gewählten Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta festsetzten und dieser dann öffentlich seinen Rücktritt verkündete. Der 37-Jährige hatte zuvor eine zentrale Einheit der malischen Spezialkräfte kommandiert, die unter anderem von den USA ausgebildet worden war und Spezialeinsätze gegen Terrorgruppen in Mali koordinierte.

Goita soll auch eine Ausbildung in Gabun genossen haben, wo die französische Armee in Afrika ständig stationiert ist. Seine Soldatenlaufbahn in Mali begann im Jahr 2002.

Malis Armee insgesamt erhält seit 2013 Ausbildungshilfe der Bundeswehr durch die deutsche Teilnahme an der europäischen Ausbildungsmission EUTM-Mali sowie die „Ertüchtigungsinitiative“ der Bundesregierung zur Stärkung ausgewählter Partnerstreitkräfte. EUTM-Mali ist derzeit wegen des Militärputsches ausgesetzt. Die militärische Zusammenarbeit Frankreichs mit Malis Streitkräften im Rahmen der Terrorbekämpfung läuft weiter.

„Die Bundeswehr muss jetzt aus Mali abgezogen werden“, fordert Tobias Pflüger in Reaktion auf die Auskunft der Bundesregierung. „Die Bundesregierung dreht durch Ausbildungshilfen und militärische Unterstützung für die malische Armee mit an der Gewaltspirale in der Region.“

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2 Kommentare

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  • Militärputsche sind grundsätzlich falsch - und dennoch sollten europäische Akteure (also auch die LINKE im Bundestag) mit einer gewissen Zurückhaltung zur Kenntnis nehmen, dass die Menschen in afrikanischen Ländern zu eigenständigen Schlussfolgerungen kommen, auch solchen, die in Europa auf wenig Gegenliebe stoßen. Im Falle von Mali hat das dazu geführt, dass der jüngste Putsch mehrheitlich begrüßt wurde. Das irritiert, hat sich aber in einer jüngst veröffentlichten Umfrage nochmal bestätigt. Danach befürworten 62,4 Prozent der Befragten in Mali einen Angehörigen des Militärs als Übergangspräsidenten und 63 Prozent sind für eine zwei- oder gar dreijährige Übergangszeit: www.zoodomail.com/...ele-624-des-sondes (französischer Text). Um solche Stimmungen in der Bevölkerung zu verstehen, macht es Sinn, eine ebenfalls jüngst veröffentlichte Studie des Afrobarometer näher anzugucken (englischer Text). Denn diese zeigt, wie tief das Misstrauen der Menschen gegenüber den staatlichen Behörden ist, ohne dass sie deshalb ihr prinzipielles Vertrauen in demokratische Strukturen verloren hätten: afrobarometer.org/...spatch-25aug20.pdf

  • Däh! Ein BW-Achtender vande Y ?¿!

    Na Mahlzeit