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Jungs gedankenloses DenkmalKOMMENTAR VON CHRISTIAN SEMLER

Franz Josef Jung will ein Denkmal „für die im Dienst gefallenen Soldaten der Bundeswehr“. Schon seine Sprache verrät die Absicht des Verteidigungsministers. Das Wort „gefallen“ überhöht martialisch einen einfachen Sachverhalt: den gewaltsamen Tod. Und das geplante Denkmal soll uns sagen: Euer Tod war nicht sinnlos. Er wurde erlitten um unserer Sicherheit willen. Und die wird schließlich auch am Hindukusch verteidigt. Daher legt Jung auch das Schwergewicht seines Arguments auf die Ehrung der bei Auslandseinsätzen „gefallenen“ Soldaten.

Jung reklamiert, ganz im Sinn deutscher Kriegerdenkmalstradition, einen herausgehobenen Status für seine toten Soldaten. Bislang hat man stets die humanitäre Funktion von Auslandseinsätzen der Bundeswehr hervorgehoben. Wäre es dieser Behauptung folgend nicht zwingend, beim Totengedenken gleichberechtigt aller Menschen zu gedenken, die als Entwicklungshelfer, Techniker, Ärzte, Soldaten bei Auslandseinsätzen ihr Leben lassen mussten? Und würde sich unter einem solchen Blickwinkel nicht die Frage nach der Form des Gedenkens gänzlich anders stellen? In der deutschen Gesellschaft hält sich zäh die Ansicht, dass die Bundesrepublik international als Zivilmacht agieren sollte – das betrifft gerade auch die Rolle der Bundeswehr. Von solcher Zivilität ist bei Jungs Denkmalsprojekt nichts zu spüren.

Vollends unsinnig ist die Idee Jungs, das Bundeswehr-Denkmal im Hof des Bendlerblocks aufzustellen, des ehemaligen Sitzes des Nazi-Oberkommandos der Wehrmacht, wo sich bereits die Gedenkstätte für die dort ermordeten Verschwörer des 20. Juli und das Museum für den Widerstand gegen das Nazi-Regime befinden. Will Jung seinem Denkmalsprojekt zu höherer Weihe verhelfen, indem er es in die Nähe zur Gedenkstätte für die ermordeten Widerstandskämpfer des 20. Juli rückt?

Wenig besser ist die Idee einiger Parlamentarier, die Gedenkstätte vor dem Reichstag zu errichten, da es sich bei der Bundeswehr um eine Parlamentsarmee handle und die Abgeordneten stets ihre Verantwortung für die Militäreinsätze vor Augen haben müssten. So zu argumentieren heißt, ein militärisches Ehrenmal mit einem Mahnmal gegen Kriege zu verwechseln.

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