Junge Covid-Patienten in Berlin: Weniger Quarantäne wagen
Strategiewechsel in Kitas und Schulen: Nur noch positiv getestete Kinder müssen zu Hause bleiben. Kritik kommt von der Politik.
Damit ist es vorbei: Berlins Amtsärzte haben sich vergangene Woche auf einen neuen Umgang mit Covidfällen in Schulen und Kitas geeinigt. Die Regelung wurde am Freitagnachmittag bekannt – und sorgte für einen Aufschrei unter vielen Eltern und Politiker*innen.
Fortan soll nur noch das positiv getestete Kind 14 Tage zu Hause bleiben müssen, samt der in der Wohnung lebenden Menschen, wenn diese nicht durchgeimpft oder genesen sind. Alle andere Mitschüler*innen oder Kinder dürfen weiterhin Schule oder Kita besuchen, egal wie eng der Kontakt war.
Gültig für alle Bezirke
Die Regelung gilt, sobald ein PCR-Test positiv ausfällt. Kontaktpersonen außerhalb der engsten Familie würden nicht mehr ermittelt, heißt es in der Stellungnahme der Amtsärzte. Die neue Regelung gelte für alle Bezirke. Die Maskenpflicht an Schulen soll aber weiter gelten.
Mit der Regelung werde Familien eine Rückkehr zur Normalität ermöglicht, teilte Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) mit: „Wer krank ist, bleibt zu Hause. Alle anderen können lernen, spielen und arbeiten gehen.“ Kinder bis zwölf Jahre könnten in absehbarer Zeit nicht geimpft werden, so Liecke. Daher sei auch bei Aufrechterhaltung der Eindämmungsstrategie davon auszugehen, dass sie infiziert würden – aber eben nur sehr selten erkrankten. Eine relevante Weiterverbreitung des Virus durch Kinder sei aufgrund ihrer geringen Infektiösität auch nicht zu erwarten. Außerdem gebe es ab zwölf Jahren die Möglichkeit eines Impfschutzes.
Die Senatsverwaltung für Bildung signalisierte Zustimmung: Die Änderung beruhe auf fachlicher Expertise der Amtsärzte, sagte Senatorin Sandra Scheeres (SPD). „Das ist eine Erleichterung für die Schulen, eine Arbeitserleichterung, definitiv.“ Es sei aufwändig gewesen, beim Bekanntwerden von Coronafällen die Kontakte in der Schule nachzuvollziehen, beispielsweise anhand von Sitzplänen. Es sei aber auch eine Erleichterung für die Eltern, wenn künftig nur ein Kind in Quarantäne gehe und nicht eine ganze Klasse oder eine Teilklasse. Tatsächlich passt die neue Regelung in Scheeres’ Konzept, möglichst viel Schule in Präsenz für möglichst viele Kinder zu ermöglichen.
Kritik von Linken und Grünen
Scharfe Kritik kam am Wochenende von Grünen und Linken. „Den Schutz von Kindern aus Risikogruppen haben wir jetzt aufgegeben oder was?“, fragte die grüne Landeschefin und Bundestagskandidatin Nina Stahr rhetorisch auf Twitter.
Sie erwarte, dass die „zuständige Senatorin eingreift“. Die Bildungsexpertin der Linksfraktion, Regina Kittler, sprach von einer „wissentlichen Gesundheitsgefährdung von Kindern und Jugendlichen“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links