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Joe Cocker gestorbenEin Stück Musikgeschichte geht

Der britische Rock-Star starb an Lungenkrebs. Sein Cover des Beatles-Songs „With A Little Help From My Friends“ machte ihn weltberühmt.

Der Sänger bei seinem Auftritt in Woodstock 1969. Bild: ap

Sein Auftritt beim Woodstock-Festival, die eindringliche Interpretation von „With a little help from my friends“, sollte ihm zum internationalen Durchbruch verhelfen. Joe Cockers raue Stimme, der volle Körpereinsatz, diese spastisch anmutenden Bewegungen, gaben dem Beatlesstück eine Größe und emotionale Tiefe, die das Original selber nie erreichte.

Der gelernte Gasinstallateur, dessen rasender, später oft sanftmütig kratzige Gesang noch jedem durchgenudelten Cover ganz unerwartetes Leben einhauchen konnte, ist in der Nacht zum Montag im Alter von 70 Jahren gestorben. Lungenkrebs hatte den mit seiner Frau auf einer Ranch in Colorado lebenden Musiker endgültig zum Verstummen gebracht.

Dabei stand er schon mehrfach in seinem Leben kurz vor dem Ende: Drogenmissbrauch, Alkoholexzesse, ständig drohender Ruin – Cocker war gerade in den 1970er Jahren einer der Rockgrößen, die immer knapp vorm Abgrund tanzten. Touren musste er, um seine Rechnungen zu bezahlen; erst Heroin, dann Alkohol sollten über Depressionen helfen. Cocker überlebte.

Die 1980er brachten neuen Ruhm, nicht zuletzt mit „You can leave your hat on“, das durch den Film „9 ½ Wochen“ (1986) in den Kanon der Striptease-Hymnen eingegangen ist. Ein Jahr darauf perfektionierte das Album „Unchain my heart" den unterkühlten Sound, mit seinen Anklängen an Soul und Bluesrock. Das einzige wärmende Element dieses ganz passenden Soundtracks des Jahrzehnts der Banker: Diese unverwechselbare Stimme, die durch all ihre Wandlungen den Blues nicht verloren hatte.

2007 kehrte Cocker wieder an den Ursprung zurück: die Beatles. In dem bis auf einen sensationellen Auftritt des britischen Comedians Eddie Izzard vernachlässigenswerten Musicalfilm „Across the Universe“ performt er „Come Together“. Und die ganze Zeit möchte man die jungen, glatten Schauspieler, Tänzer und Musikantendarsteller beiseite schieben: Lasst den alten Mann singen!

Die Glatten sind uns geblieben, nur nicht so rau aussehen oder sich anhören, wie dieser Gasinstallateur, der die Musik oft besser verstanden hat, als ihre Schöpfer. Über 50 Jahre war Joe Cocker Teil der Musikgeschichte. Sie ist nun um eine große Stimme ärmer. (krt)

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13 Kommentare

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  • Das hat die taz also für Joe Cocker übrig - ein kleiner Artikel auf der Kulturseite, während Udo Jürgens auf der Titelseite prangt!

     

    JOE! In unseren Herzen wirst du weiter leben! Deine Songs haben uns zum Weinen, Tanzen und Mitsingen gebracht!

     

    Unforgotten!

    • @Rossignol:

      Nunja - nachgelegt - hammse -

      wenn auch nicht mit Arno Frank

       

      Aber - was Wunder -

      Die Diekmannisierung der TAZ

      is doch längst sowas von fortgeschritten -

      Daß das Logo - Linkes Portal -

      anne e-taz längst durch die

      nach oben offene KaiLügtFormel -

      FRIEDE SEI MIT EUCH

      ersetzt werden sollte;)

       

      Lenkscherweise stehts ja - an:

      Rudi-Dutschke-Str. 23, 10969 Berlin -

      Schon schön einleuchtend.

      • @Lowandorder:

        hmm - konkret gehts an der Adresse ja

        Strammaufrecht Richtung Pershing -

         

        =Schacht-Dohra-Leugner

        Wernher von Brauns

        Penismünde -Ja - des hett jet;

        …geLenktes - stimmt schon.

      • @Lowandorder:

        Lenk-Waffen sind Denkwaffen. ;)

  • Joe Cocker - das war noch die gute alte Zeit vor Conchita Wurst. Da ist ein ganz Großer von uns gegangen. R.I.P.

    • @Rohloffbiker:

      Conchita hat dem Cocker mit Sicherheit gefallen. Ich denke, dass er weltoffen war. Und so manches war ihm Wurst.

  • I am sailing …

     

    Farewell Joe*~*

    • @Lowandorder:

      Rod Stewart lebt aber noch, oder?

      • @Trango:

        Klar - Alder -

        &deswegen stehts auch nicht

        in Gänsefleischpedale*~*

  • Für Joe soll bitte Arno Frank den Nachruf schreiben.

  • Die Woodstock-Generation fühlt sich verwaist.... Man schluckt vieles - aber das tut weh.