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Jobcenter in der KritikMangelhafte Betreuung

Der Bundesrechnungshof kritisiert die Vermittlungsarbeit in den Jobcentern. Im Vordergrund steht vor allem die Ineffizienz der Förderprogramme.

Nicht zum ersten Mal stehen die Jobcenter in der Kritik Foto: dpa

München afp | Der Bundesrechnungshof hat die Vermittlungsarbeit in den Jobcentern gerügt und mehr Effizienz angemahnt. Die Betreuung von Hartz-IV-Beziehern, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie etwa Ein-Euro-Jobs oder Weiterbildungsprogrammen teilnehmen, sei „noch deutlich verbesserungsbedürftig“, heißt es in einem Prüfbericht. Die Bundesagentur für Arbeit räumte Fehler ein, führte diese aber nur auf Dokumentationen zurück – die Grünen forderten dagegen eine Neuaufstellung der Betreuung von Arbeitssuchenden.

Ein Sprecher des Bundesrechnungshofs sagte, der Prüfbericht, über den die Süddeutsche Zeitung zunächst berichtete, sei noch vorläufig. Die endgültige Fassung solle bis Jahresende feststehen.

Dem SZ-Bericht zufolge sind nach Einschätzung der Prüfer die Förderprogramme „oft nur zufällig erfolgreich“. Die „mit hohem finanziellen Aufwand der Jobcenter und großem persönlichen Einsatz der Leistungsberechtigten erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten“ seien „oft nutzlos“, kritisierte der Rechnungshof. Diese Mängel seien „ein wesentlicher Grund dafür, dass arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und anschließende Vermittlungsbemühungen wirkungslos bleiben“.

Die amtlichen Kontrolleure hatten dem Bericht zufolge Ende 2015 fast 500 Fälle in acht rein kommunal oder von der Bundesagentur für Arbeit und einer Kommune geführten Jobcentern unter die Lupe genommen. Sie hätten dabei auch festgestellt, dass in 39 Prozent der Fälle die Ergebnisse der Maßnahme nicht dokumentiert und die Datensätze nicht aktualisiert worden seien. Die Fachkräfte in den Jobcentern hätten dabei zentrale Vorgaben der Bundesagentur oder interne Weisungen der Kommunen missachtet, kritisierten sie.

Mangelnde Anpassung im IT-System

In dem Bericht wird außerdem kritisiert, dass bei gut jedem dritten Fall der Abschluss einer Fördermaßnahme nicht zum Anlass genommen worden sei, die Strategie für eine Integration in den Arbeitsmarkt anzupassen. So sei in vielen Fällen vor Programmende nicht mit den Teilnehmern darüber gesprochen worden, wie es weitergehen könnte. Defizite bei diesem „Absolventenmanagement“ hatte die Bundesagentur laut SZ bereits 2014 in einer internen Untersuchung festgestellt.

Eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit sagte, es gebe tatsächlich Mängel. Diese bezögen sich aber nur auf die Dokumentation in den Jobcentern vor Ort. „Eine fehlende Dokumentation ist nicht zwingend ein Hinweis, dass es in der Integration mangelt.“ So sei in einem gerügten Fall einer erfolgreich weitergebildeten Frau, deren Profil diese Weiterbildung nicht berücksichtigte, die Betroffene erfolgreich in einen qualifizierten Job vermittelt worden. Die Jobcenter würden aber nun bereits seit Monaten auf die Dokumentationspflichten hingewiesen.

Auch eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums führte die Mängel nicht auf eine fehlerhafte Integration zurück, sondern auf eine zum Teil mangelnde Anpassung im IT-System. „Das wurde abgestellt“, sagte die Ministeriumssprecherin.

Dagegen forderte die Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer Konsequenzen aus den Befunden. „Es darf nicht dem Zufall überlassen werden, ob Arbeitssuchende gut betreut werden oder nicht.“ Dafür seien allerdings andere Rahmenbedingungen in den Jobcentern notwendig.

Die Beschäftigten müssten sich derzeit um erheblich mehr Arbeitssuchende kümmern, als es die offiziellen Betreuungsschlüssel aussagten, erklärte Pothmer. Schuld daran sei eine strukturelle Unterfinanzierung der Jobcenter. Erforderlich seien nun individuelle Integrationsstrategien, die kontinuierlich fortgeschrieben und angepasst werden müssten.

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11 Kommentare

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  • Ich hab das in den Nachrichten gehört und es kam mit vor wie Wahlkampf. Den Menschen das Gefühl geben , dass man sich um ihre Probleme kümmert und sie vorallem wahrnimmt. Irgendwie verlogen.

  • Es wäre hilfreich, den Sprachgebrauch zu verändern - wenn wir statt von DEN ARBEITSLOSEN sprechen, von DER ZEITWEILIGEN ROLLE DER ARBEITSLOSIGKEIT sprechen - dann wird klarer, dass das keine KASTE ist, sondern dass das Rollen sind, die Menschen zeitweise tragen - diese Rolle kann einen schneller treffen, als man oft wahrhaben mag - dann kann man von Arbeitslosen auch wieder eher im Sinne von vollwertigen Menschen mit vollwertigen Menschenrechten und vollem Anrecht auf wertschätzendem Umgang haben. Sprache verrät Einstellung - mit Sprachgebrauch kann man Änderungen bewirken - wenn man will.

    • @Georg Marder:

      Mir fällt es schwer, Ihren Beitrag ernst zu nehmen. Dieser Sprachregelungswahn hat, wie Sie es ausdrücken, nicht dazu geführt, dass sich Einstellungen ändern, sondern dass sich Widerstände gegen Sittenwächtertum und politische Korrektheit aufbauen.

      Diese Idiotie hat schon immer versucht, das Denken zu beeinflussen (welch befremdliche Vorstellung) und musste doch erkennen, dass all das nichts brachte.

      Es hat sich, jedes mal, wenn ein Begriff "verbrannt" war, eine Art Begriffsnomadentum verselbstständigt, so dass viele Begriffe eine Wahre Karriere hinter sich haben, um den hinterher eilenden Konnotationen wieder ein Stück zu entkommen. Ein paar Beispiele?

      Ausländer=>Ausländische Mitbürger=>Mensch mit Migrationshintergrund=>Mensch mit Zuwanderungsgeschichte.

      Oder: Asylant=>Flüchtling=>Geflüchteter und künftig vermutlich "Schutzsuchender".

      Sagen wir mal so: Ich finde es auch gut und richtig, dass sich niemand mehr herausnimmt, "Neger" zu sagen.

      Aber viele andere Beispiele, und da gehört Ihr Vorschlag ganz sicher dazu, tönen aus dem Elfenbeinturm einer Linken, die keine echten Beiträge mehr liefern kann und keine Zielgruppe hat. Ihr Vorschlag sorgt sicher für keine Umdenkprozesse, sondern für weitere Entfremdung und schlichtes Kopfschütteln. Ganz davon abgesehen, dass stets versucht wird, Einstellungen von der Symptomseite her zu verändern. Zudem frage ich mich, bei wem die Rollenkonnotationen tiefer verwurzelt sind: Bei der Mehrheit, die schlicht "Arbeitsloser" sagt, oder bei Ihnen. Ich kenne jedenfalls niemanden, der in Arbeitslosen Menschen ohne "vollwertige Menschenrechte" sieht.

  • Seit wann geht es denn in den Jobcentern um "Betreuung" von Arbeitslosen? Das ist eher völlig anders zu sehen. Die "Arbeitslosen" sind doch ausschließlich dazu da, die Stellen der Job-Center-Mitarbeiter irgendwie doch noch zu legitimieren. Wehe, wenn da mal ein Arbeitsloser abhanden kommt. Das sowas unter gar keinen Umständen eintreten kann, dafür wird mit dem ganzen Instrumentarium einer wahnwitzigen Verwaltung, die ihre Wurzeln noch immer tief und fest im Dritten Reich hat, gesorgt.

    • @Rainer B.:

      Rainer B: Die "Arbeitslosen" sind doch ausschließlich dazu da, die Stellen der Job-Center-Mitarbeiter irgendwie doch noch zu legitimieren.

       

      Da haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Bundesagentur für Arbeit, also die Behörde, die mit einem unglaublichen Bürokratismus und über 100.000 Mitarbeitern einen Aufwand betreibt der in gar keinem Verhältnis zu ihren Vermittlungserfolgen steht, versucht mit allen Mitteln - und leider auch auf Kosten der Arbeitslosen - ihr sinnloses Dasein am Leben zu erhalten.

    • @Rainer B.:

      Ich habe ehrlich gesagt, auch noch keinen positiven Fall im weiteren Umfeld erlebt. Wenn jemand sich in den Arbeitsmarkt "integrieren" konnte, dann nur aus eigenen Kräften und ggfs. mit Hinweisen an die Mitarbeiter/innen im Jobcenter, welche Formulare/Kurse/Informationen sie nun benötigen.

       

      Ansonsten ist es eher so: Die, die was vom Jobcenter wollen oder sich darum bemühen, sich z.B. mit kleiner Selbstständigkeit trotz chronischer Erkrankung aus der 100%-Hilfe zu befreien, werden mehr gegängelt als die wenigen, die dem Klischee entsprechen und tatsächlich täglich voll einer Erwerbstätigkeit nachgehen könnten.

      Andere wiederum, die Unterstützung in den Arbeitsmarkt einfordern, werden in die Alters- oder Erwerbsminderungsrente gezwungen.

       

      Individuelle Betreuung sieht anders aus!

       

      Ja, die Stellen im Jobcenter sind das einzig sichere an der ganzen Hartz-Geschichte.

  • Die "Förderprogramme" dienen doch ohnehin nur dem Zweck, die Zahl der Arbeitssuchenden statistisch zu senken um damit eine positive Entwicklung vorzugaukeln und den Eindruck zu erwecken, man würde tatsächlich eine sinnvolle Leistung erbringen. In diesem Sinne erfüllen die "Förderprogramme" doch völlig ihren Zweck.

     

    Außerdem kann man doch nie genug Geld dafür ausgeben, wenn es darum geht, Behörden vor der Erfüllung sinnvoller Aufgaben zu bewahren.

  • Der Bundesrechnungshof sollte die Verwaltungskosten der Jobcenter in den letzten Jahren vergleichen. Woher kommt der Anstieg. Die Verwaltungskosten der Jobcenter wurden in den oberen Etagen der Arbeitsagentur kritisch diskutiert. Würde man alle Jobcenter schließen und u. a. auf Sanktionen und Gerichtsverfahren dadurch verzichten, so gäbe es eine starke Entlastung für alle Steuerzahler. Alle Mitarbeiter könnte man anderweitig beschäftigen.

     

    Und der Bundesrechnungshof sollte sich die Ausgaben, die in den letzten 10 Jahren getätigt wurden analysieren. Woher kommt der starke Anstieg? Warum kommt es immer wieder zu Gerichtsverfahren? Und man muss wissen, dass mehr als die Hälfte aller Gerichtsverfahren (zumindest in Berlin) zu Gunsten von Arbeitslosen Menschen ausgehen. Wie ist das denn möglich? Denn ein Arbeitsloser Mensch kann einen wirklich guten Rechtsanwalt bekommen…

    • @Stefan Mustermann:

      "Denn ein Arbeitsloser Mensch kann einen wirklich guten Rechtsanwalt bekommen…"

       

      Noch, denn Nahles wollte auch dieses Recht abschaffen. Und so viele gute und engagierte Rechtsanwälte mit Schwerpunkt Sozialrecht gibt es nun auch wieder nicht und wenn doch, sind sie überlaufen und arbeiten viel für verhältnismäßig wenig Geld.

  • Zu den 1 € Jobs und kostenlose Praktika.

     

    Das bringt überhaupt nicht weiter. Viele Arbeitnehmer in solchen Jobs bekommen starke psychische Belastung bis hin zu einer Erkrankung.

     

    Im Rahmen einer gemeinnützigen Arbeit bringt so etwas auch für die Allgemeinheit nicht viel. Es gibt dagegen Ausgaben in Millionenhöhe für den Staat für solche Maßnahmen.

     

    Durch solche Jobs kann ein Unternehmen und das wurde vielfach im Fernsehen gezeigt, die sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ersetzen. Am Ende stärkt so etwas die Arbeitslosigkeit noch mehr.

    • @Stefan Mustermann:

      Ich glaube, dass ein 1-Euro-Job auch das Selbstwertgefühl von Menschen untergraben kann - da ist keine Wertschätzung für die Arbeit mehr da - die Arbeit ist noch 1 Euro pro Stunde wert - das halte ich für Abwertung von Menschen.