Jasmin Kalarickal über soziale Wohnraumpolitik: Armutsrisiko Wohnen
Wer eine neue Wohnung suchen muss – sei es wegen eines neuen Jobs, einer Zwangsräumung oder weil man einen barrierefreien Zugang braucht –, dem kann man nur wünschen: Viel Glück. Jeder weiß, es macht einen Unterschied im Portemonnaie, ob man einen zwanzig Jahre alten Mietvertrag hat, oder ob man im Jahr 2024 unterschreibt.
Dass Wohnkosten bei üblichen Statistiken zur Armut keine Berücksichtigung finden, ist eigentlich kaum zu begreifen. Gut, dass der Bericht „Wohnen macht arm“ der Paritätischen Forschungsstelle das endlich aufgreift. Mit einer neuen Berechnungsmethode wurden erstmals die verfügbaren Einkommen nach Abzug der Wohnkosten berücksichtigt.
Das Ergebnis: Damit sind 5,4 Millionen mehr Menschen armutsgefährdet. Besonders trifft es junge Erwachsene, Rentner*innen, Alleinerziehende. Das ist zutiefst entsetzlich und wenig überraschend zugleich. Viele Haushalte sind mit Wohnkosten überbelastet, es fehlen bezahlbare Wohnungen, es rutschen Menschen in Altersarmut.
All das sind keine neuen Erkenntnisse. Der Bericht bestätigt im Grunde, was viele in ihrem Alltag seit Jahren spüren: Das Grundbedürfnis Wohnen ist zum Luxus geworden. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es normal ist, Menschen in die Obdachlosigkeit zu räumen. Selbst die Zukunft der Mietpreisbremse ist ungewiss. Dabei ist klar, es braucht viel mehr: Armutsbekämpfung muss gute Löhne und eine Wohnungspolitik umfassen, die das Allgemeinwohl wieder in den Fokus rückt.
Dafür braucht es neben konkreten Einzelmaßnahmen auch ein gesellschaftliches Umdenken: Lieber führt man die x-te Bürgergelddebatte, anstatt über Steuerschlupflöcher von Immobilienkonzernen zu sprechen. In einer Zeit, in der der Wohnungsbau stockt, die Zahl der Sozialwohnungen weiter sinkt und die Mieten weiter steigen, wird die Idee eines zeitlich befristeten bundesweiten Mietendeckels immer noch als kommunistisches Schreckgespenst bemüht. Die Immobilienlobby scheint gute Arbeit geleistet zu haben.
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