Jan Feddersen zur Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare: Bitte mehr Vertrauen
Es ist bedrückend zu erfahren, dass auf kleinen, jungen Leben von Kindern, die lesbische oder schwule Eltern haben, irgendwie so etwas wie Beweisdruck lastet. Dass sie unbewusst, aber doch merklich sich und der Außenwelt beweisen müssen, dass sie unter sozusagen normalen Umständen aufwachsen.
Diese Last ist eine unnatürliche – und sie hat in erster Linie mit den giftigen Blicken jener zu tun, die glauben, Kinder dürften, könnten und sollten lediglich in klassischen, also biologisch-gemischtgeschlechtlichen Familien aufwachsen.
Sie, die dieser Moral anhängen, sind natürlich nicht von den einschlägigen – immer noch raren – Untersuchungen zu überzeugen, denen zufolge Kinder in Regenbogenfamilien ebenso behütet aufwachsen wie unter heterosexuellen Eltern. Sogar behüteter, denn der Nachwuchs lesbischer oder schwuler Paare ist durch die Bank erwünschter, keiner, der versehentlich oder unerwünscht zur Welt kam.
In Deutschland ist die Adoption von Kindern homosexuellen Paaren nicht erlaubt, in diesem Land hat der Naturglaube immer eine Macht, die an gern gehegten Aberglauben erinnert. Auch dieser Umstand macht das Leben von Kindern in Familien mit homosexuellen Eltern nicht leichter.
Ginge es wirklich nur um die Fähigkeit zur Fürsorge, zur Verantwortung über sehr viele Jahre, wäre es mit der normsetzenden Glorifizierung heterosexueller Kinderproduktion vorbei. Sei’s drum: Wer als Kind bei schwulen oder lesbischen Eltern aufwächst, muss in eine außerfamiliäre Welt gehen können, ohne unentwegt sich geprüft zu fühlen. Hier für eine Atmosphäre der Entdramatisierung zu sorgen, für eine Stimmung der Lockerheit, liegt in der Macht von anderen Eltern und Lehrer*innen.
Es ist wirklich nicht schwer nachzufühlen: Eltern und Kinder in Regenbogenfamilien leben wie andere Familien auch. Und nur so anders, wie alle anders sind als man selbst.
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