James Bond und das Klima: Zwischen uns ist es aus, James!
007 stand für die Weltrettung mit Fun und Action. Jetzt zeigt sich: Auch James Bond ist ein Klimaschwein, das die Befehle der Oberschurken ausführt.
O h James! How dare you? Wir dachten immer, Du kämpfst mit uns darum, die Welt zu retten. Du im Dienst Ihrer Majestät mit der Lizenz zum Töten. Diese kleine Kolumne im Dienst der Ökolozität mit dem Auftrag, das Töten zu verhindern. Wir haben uns getäuscht.
Denn Du bist offenbar nicht nur ein eiskalter Killer und ein sexistischer Schürzenjäger, Du bist auch noch ein Klimaschwein! Insgesamt 55 Tonnen CO2 hast Du durch Deine 338.000 Flugmeilen in den James-Bond-Filmen verursacht, hat jetzt die PR-Agentur Blueclaw ausgerechnet.
Der schlimmste Coalfinger war demnach Roger Moore, rasant verfolgt von Daniel Craig: 98.000 Meilen in 630 Filmminuten. Und das sind nur die Flüge. Nicht berechnet ist die CO2- und Feinstaub-Bilanz, wenn Du mal wieder mit Vollgas die Schurken verfolgst, Raketen starten lässt oder halbe Städte in die Luft jagst.
Wir hätten Dir nicht so treu sein sollen wie Miss Moneypenny. Immer waren die Bösen die Russen, Nordkoreaner oder Chinesen. Oder die Durchgeknallten, die Drogenbosse, die gierigen Kapitalisten.
Die CO2-Bilanz des Superagenten ist ruinös
Mit Dir war die Weltrettung kein verzichtgetriebenes Knäckebrotgeknabber im Schlabberpulli, sondern Fun and Action im Smoking: Sich durch die Lande prügeln, die irrsten Technologien besitzen, die heißesten Frauen abschleppen und dabei mit dem britischsten aller Understatements die coolsten Sprüche von sich geben. Und wir waren sicher: Auch wenn Dich gleich der Hai frisst, der Beißer Dir das Genick bricht oder der Laser Deine empfindlichsten Teile verdampft – drei Sekunden vor dem Weltuntergang stoppst Du garantiert die Katastrophe.
Heute wissen wir: Diese Party ist vorbei. Nicht nur Deine CO2-Bilanz ist ruinös. Die freie Welt wird von genau den schmierigen Horrorclowns regiert, die bisher Deine Todfeinde waren. Die Regierung Ihrer Majestät, der Du Dein 007 verdankst, ist nicht mal mehr 08/15.
Und die echten Bedrohungen für den Weltfrieden und die British Way of Life sind Klimawandel, Artensterben, Waldvernichtung, Plastikmüll und Chemiedreck. Die sind nicht so einfach zu entschärfen wie eine Atombombe in einem brennenden U-Boot.
Um die Welt tatsächlich zu retten, brauchen wir andere Superhelden. Zum Glück tauchen die jetzt gerade wieder auf. Sie kommen ohne fossile Rohstoffe aus, ernähren sich biologisch, schätzen soziale Kontakte über alles, nutzen weder Auto noch Flugzeug und balancieren ihre nachhaltige Entwicklung zwischen Wildschwein und Widerstand. Und im Gegensatz zu Deinem Kadavergehorsam zeigen sie die einzig zukunftsfähige Haltung gegegenüber den Großen und Mächtigen: „Die spinnen, die Römer!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service