Jahrestag des Hamas-Angriffs: Israelis gedenken landesweit der 1.200 Opfer
An vielen Orten in Israel wird an diesem Dienstag der Toten des 7. Oktobers gedacht. Neben der Trauer plagen die Angehörigen noch immer viele Fragen.

Neben dem Schmerz über den Verlust und der Tatsache, dass bis heute noch 20 lebende Geiseln wenige Kilometer entfernt im Gazastreifen von der radikalislamischen Terrorgruppe festgehalten werden, plagen bis heute Fragen die Familien: „Wo waren unsere Sicherheitskräfte? Wo war der Staat?“. Das schrieben sie in einem am Vorabend veröffentlichten Text, der der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu fehlende Aufarbeitung vorwirft. „Zwei Jahre später haben wir noch immer keine Antworten.“ Im ganzen Land zeugen Plakate und Aufkleber von Entführten und gefallenen Soldaten davon, wie sehr der tödlichste Angriff in der israelischen Geschichte das Land getroffen hat.
Im Hintergrund donnerte während der Zeremonie immer wieder israelisches Artilleriefeuer auf den Gazastreifen, trotz der laufenden Verhandlungen über den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump in Kairo. Mit dem Überfall der Hamas begannen auch die bis heute andauernden israelischen Angriffe auf Gaza, bei denen mehr als 67.000 Menschen getötet und weite Teile des Palästinensergebiets zerstört wurden.
Am Vortag hatten bereits die Kibbuz-Siedlungen entlang der Grenze in eigenen Zeremonien an das Massaker erinnert. Im am 7. Oktober weitgehend zerstörten Nir Oz zeigten Angehörige laut einem Bericht der Times of Israel Bilder von neun noch immer in Gaza gefangenen Einwohnern. Hamas-Terroristen hatten damals fast alle Häuser gestürmt und ein Viertel der 400 Einwohner entführt. Am Abend richteten Angehörige der Geiseln ein traditionelles Abendessen zum Beginn des Sukkotfestes in Jerusalem vor der Residenz von Netanjahu aus und forderten ihn auf, ein Abkommen für die Rückkehr der Geiseln zu erreichen.
Für Dienstagabend ist im Yarkon-Park in Tel Aviv wie bereits im vergangenen Jahr ein unabhängig von den Gedenkveranstaltungen der Regierung gehaltene Zeremonie in Gedenken an die Überlebenden und die Opfer des Massakers geplant. Die staatlichen Zeremonien richten sich nach dem hebräischen Kalender und finden erst am 16. Oktober statt.
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