Jahresbilanz des Nabu: Naturschutzbund disst Regierung
Artensterben nicht gestoppt. Klimaschutz? Fehlanzeige. Der Nabu ist unzufrieden mit der Großen Koalition. Sein Rat: Grüne in die Regierung.
“Vögel und Insekten verschwinden, das Höfesterben geht voran, genauso wie die Belastung der Böden und des Grundwassers mit Nitrat zunimmt“, sagte Verbandspräsident Olaf Tschimpke. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) unternehme nichts gegen den Verlust von Pflanzen- und Tierarten.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) lege zwar anspruchsvolle Konzepte vor und habe das EU-Naturschutzrecht vor der Abwicklung gerettet. Den Artenschwund habe dies jedoch nicht gestoppt.
“Die aktuelle Agrarpolitik gefährdet die Artenvielfalt“, so Tschimpke weiter. Nötig sei, die Agrarsubventionen umzuverteilen. „Landwirte, die konkrete Umweltleistungen erbringen, sollen dafür auch mehr Geld erhalten“.
Lob für die Grünen
Versagen sieht Tschimpke auch bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Weder habe der Verkehrssektor einen Beitrag zum Klimaschutzplan 2050 geleistet noch sei der Abgasskandal bei Dieselautos aufgeklärt worden.
Die Gewerkschaften hätten in den Aufsichtsräten der Autokonzerne hätten ihr Mitbestimmungsrecht zu wenig genutzt. Dabei würde der Reputationsverlust wegen der Umweltverstöße auch Arbeitsplätze gefährden.
Der Bundestagswahl im September sieht Tschimpke mit Sorge entgegen. Weder Union, noch FDP oder SPD schrieben Umwelt- und Naturschutz Bedeutung zu. „Ohne eine Regierungsbeteiligung der Grünen sehe ich deshalb keine Chance für Veränderungen“, sagte der Nabu-Präsident. Bei der Klimapolitik sehe es da schon etwas besser aus: Internationale Abkommen erzeugten Handlungsdruck, egal, welche Koalition ab Herbst regiere.
Mehr Mitglieder, mehr Geld
Trotz dieser negativen Bilanz für die Bundesregierung war 2016 aus Sicht Tschimpkes ein erfolgreiches Jahr für den Nabu. Die Zahl der Mitglieder und langfristigen Förderer stieg von 560.000 auf 620.000, darunter 40.000 aktive Mitglieder. Die Mehrzahl der Aktiven seien Senioren. Der Jugendverband hat 85.000 Mitglieder.
Die Einnahmen seien von 38 Millionen auf 44,6 Millionen Euro gestiegen. Deshalb konnte der Verband mehrere neue Projekte unterstützen, darunter die Einrichtung von Biosphärenreservaten in Äthiopien und ein Projekt zur Renaturierung der Unteren Havel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“