Ivanka lehnt Weltbank-Chefposten ab: Sehr gut mit Zahlen
Als größter Kapitalgeber dürfen die USA traditionell den Präsidenten der Weltbank stellen. Donald Trump hat seine Tochter gefragt, doch die wollte nicht.
Warum auch? Die 37-jährige hat bisher als Model, Mode- und Schmuckdesignerin Karriere gemacht. Erfahrung im Finanzwesen kann sie bis auf eine kurze Tätigkeit als Vizepräsidentin der Abteilung für Entwicklung und Akquisition in Trumps Firma nicht vorweisen.
Der eigenen Tochter bei der Jobsuche auf die Sprünge helfen, das kennt man vielleicht im Rahmen der Beschaffung von Praktikumsplätzen in der eigenen Firma. Und da ist es schon anrüchig. Wenn es um die Besetzung von Spitzenpositionen in internationalen Organisationen geht, ist das in der westlichen Demokratien völlig verpönt, Stichwort Machtkonzentration.
Von Nepotismus, also Vetternwirtschaft, will Trump himself aber nichts hören: Ivanka sei einfach „sehr gut mit Zahlen“, deswegen habe er bei der Neubesetzung des Weltbank-Präsidentschaftsposten an sie „gedacht“, sagte der US-Präsident neulich der amerikanischen Zeitschrift The Atlantic. Als größter Anteilseigner an an der Weltbank besetzen die USA traditionell den Präsidenten der Weltbank.
Sie ist eine Unterorganisation der Vereinten Nationen und hat das Ziel, die weltweite Armut zu bekämpfen. Sie gilt als wichtigster Geldgeber internationaler Finanzprojekte zur Armutsbekämpfung, für Verbesserungen der Lebensbedingungen in Entwicklungsländern und zur Erreichung internationaler Entwicklungsziele.
Seit Januar ist der Posten vakant
Der Posten war im Januar frei geworden, nachdem der bisherige Amtsinhaber Jim Yong Kim seinen Rücktritt nach mehr als sechs Jahren verkündete. Das kam für viele überraschend: Zuvor hatte sich der 59-jährige als Reformer präsentiert und angekündigt, gegen den Klimawandel und die Verbreitung von Seuchen konsequent vorzugehen.
Während der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz im vergangenen Dezember hatte die Weltbank dann ein Kreditprogramm angekündigt, das zur Finanzierung von Klimaprojekten eingesetzt wird und 200 Milliarden Dollar umfasst, ein Erfolg für Jim Yong Kim.
Zuvor hatte die Weltbank in der Kritik gestanden, den Fokus alleine auf wirtschaftliche Entwicklung zu legen und dafür sowohl die Förderung von Kohle, Gas und Öl als auch die Abholzung des Regenwaldes zu unterstützen.
Dafür verantwortlich sind vor allem große Industrienationen wie die USA, Japan, Frankreich, Großbritannien und Deutschland, die als größte Kapitalgeber in Abstimmungen ein größeres Stimmgewicht haben.
Entwicklungs- und Schwellenländer haben dementsprechend weniger Mitbestimmungsrechte bei der Vergabe von Kapitalanlagen, der Förderung von Direktinvestitionen und der Bestimmung von Kreditauflagen.
Statt Ivanka Trump ist jetzt David Malpass Präsident, ein Vertrauter von Donald Trump und bekannter Weltbank-Kritiker. Diese sei zu mächtig geworden, lies der Ökonom noch vor Amtsantritt verlauten.
Kein Interesse an starker Weltgemeinschaft
Dass ein Skeptiker der 1945 gegründeten und lange etablierten Organisation von Trump ausgewählt wurde, ist keine Überraschung. Der Präsident hat bereits einige multilaterale Bündnisse aufgekündigt, internationale Organisationen kritisiert und die Entwicklungshilfe zurückgefahren.
In keiner Weise scheint er daran interessiert zu sein, die Weltgemeinschaft durch eine starke Führung in einer Organisation wie der Weltbank zusammenbringen oder die Entwicklungshilfe ausbauen zu wollen. Es reicht Trump, wenn die Neubesetzung gerade mal bis zehn zählen kann, solange sie den Kurs der America-First-Politik verteidigt.
Dafür scheint Ivanka Trump tatsächlich gut geeignet: Sie gehört zu den wenigen Frauen, die mit fast glühender Begeisterung von ihrem Vater sprechen und gerne mit ihm in Verbindung gebracht werden – obwohl Donald Trumps Wortneuschöpfungen („covfefe“) und praktische Handlungsvorschläge in Krisensituationen (Das Feuer in der Kathedrale Notre-Dame mit „fliegenden Wassertanks“ löschen) nicht nur Oppositionelle beizeiten rat- und fassungslos machen.
Dafür wird sie von ihrem Vater mit zahlreichen Privilegien entlohnt. Ivanka ist so etwas wie Trumps Lieblingskind, er betont auch gegenüber The Atlantic, dass sie, sollte sie sich für eine Präsidentschaftskandidatur entscheiden, aufgrund ihres Talents nur schwer zu schlagen wäre. Zusätzlich hat sie großen Einfluss auf ihren Vater und kann im Oval Office ihre eigenen Schwerpunkte setzen: Die wirtschaftliche Stärkung von Frauen, Arbeitsmarktentwicklung und den Kampf gegen Menschenhandel.
Pünktlich zum Amtsantritt kam dann doch noch eine Überraschung: „Die Weltbank spielt eine immer wichtigere Rolle.“, beteuerte der neue Chef David Malpass plötzlich. Es folgten Ausführungen über die Wichtigkeit des Kampfes gegen den Klimawandel, den Zusammenhalt der Staaten und die „konstruktive Beziehung mit China“, auf die Malpass sich freue. So hatte sich Donald Trump das wahrscheinlich nicht vorgestellt – er hätte Ivanka vielleicht doch lieber mit Hausarrest oder Fernsehverbot drohen sollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP