Israelische Marine: Protestschiff vor Gaza gestoppt
Sie wollten die Seeblockade durchbrechen: Israel hat ein Schiff mit propalästinensischen Aktivistinnen vor dem Gazastreifen abgefangen.
„Wir wollen die Frauen in Gaza unterstützen“, sagte Corrigan kurz vor ihrer Abreise. Die Welt solle die Stimme erheben „gegen die militärische Besatzung von palästinensischem Land“. Gaza nannte sie „das größte Freiluftgefängnis der Welt“.
Die Marine-Einheit lenkte die Saituna-Olivia, die unter holländischer Flagge in See stach, in den nächstgelegenen israelischen Hafen in Aschdod, wo die Hilfsgüter auf Lastwagen umgeladen werden, um dort zunächst kontrolliert und anschließend auf dem Landweg in den Gazastreifen transportiert zu werden. Ursprünglich war die gemeinsame Fahrt von zwei Booten geplant. Angeblich blieb die Amal (zu deutsch: Hoffnung) aufgrund technischer Mängel in Barcelona zurück.
Im Januar gab es den letzten Versuch, die Seeblockade mit einem Boot zu durchbrechen. Die schwedische Marianne hatte 20 pro-palästinensische Aktivisten an Bord, darunter den israelischen Parlamentarier Basel Ghattas von der arabisch-antizionistischen Vereinten Liste. Besonders tragisch endete der Versuch einer türkischen Flottille, angeführt von der Mavi Marmara, im Sommer 2010. Damals wurden im Verlauf gewalttätiger Auseinandersetzungen neun Passagiere getötet. Ein zehnter Mann erlag sehr viel später seinen schweren Verletzungen.
Dieses Jahr erst erneuerten die Türkei und Israel ihre infolge des Desasters ausgesetzten diplomatischen Beziehungen. Die Einigung zwischen Ankara und Jerusalem wurde möglich, nachdem sich Israel zur Zahlung einer hohen Wiedergutmachung bereit erklärte.
Mangelware Baumaterial
Israel hält aus Sorge vor Waffenschmuggel in den Gazastreifen an der Seeblockade fest. Die meisten lebensnotwendigen Güter werden über den Kontrollpunkt Kerem Schalom von Israel aus in den Gazastreifen transportiert. Der südliche Grenzübergang Richtung Ägypten ist nur für den Personenverkehr vorgesehen. Eine der politischen Konsequenzen nach dem Zwischenfall auf der Mavi Marmara war Israels Einlenken auf den internationalen Druck und dramatische Erleichterungen der Import-Verbote.
Mangelware ist heute nur noch Baumaterial. Israel limitiert nach wie vor die Einfuhr von Beton und Eisen aus Sorge, dass das Material in den Händen der islamistischen Führung der Hamas landet, die es für den Bau geheimer Tunnel zwischen dem Gazastreifen und Israel nutzt.
Im Sommer 2006 war der israelische Soldat Gilad Schalit durch einen der unterirdischen Gänge in den Gazastreifen entführt worden. Schalit verharrte über fünf Jahre in Geiselhaft, bevor Israel ihn für mehr als eintausend palästinensische Häftlinge freikaufte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen