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■ Israelisch-türkische Beziehungen lösen bei den Nachbarn Ängste ausRänkespiel

„Unsere Kooperation ist gegen niemand Dritten gerichtet“, versichern der israelische Premier Benjamin Netanjahu und der türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz. „Der Ausbau einer regionalen Verteidigungsallianz ist erst denkbar, wenn Israel Frieden mit seinen arabischen Nachbarn geschlossen hat“, betont Yilmaz. „Im Falle eines griechisch-türkischen Konflikts wird Israel sich nicht an der Seite der Türkei engagieren“, verspricht schließlich der israelische Verteidigungsminister Mordechai.

Alle drei Dementis, die im Verlauf des Besuchs des türkischen Ministerpräsidenten in Israel verkündet wurden, sind nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Sicher wird Israel im Falle eines griechisch- türkischen Konflikts in Zypern keine Truppen schicken. Das ist auch gar nicht nötig. Denn türkische Kampfjetpiloten werden derzeit, so eine Meldung, in Israel trainiert, wie man am effektivsten russische Raketenabwehrstellungen zerstört. Denn die wollen die griechischen Zyprioten auf ihrem Teil der Insel stationieren. Trotz der türkischen Versicherungen, an ein regionales Militärbündnis könne erst nach einem allgemeinen Friedensschluß in Nahen Osten gedacht werden, ist Jordanien schon jetzt bereit, sich dem israelisch-türkischen Militärbündnis anzuschließen. Daß dies in Syrien die Angst auslöst, man werde von feindlichen Armeen eingekreist, ist nicht verwunderlich. Weder Syrien noch Griechenland glauben den Beteuerungen, die Kooperation der beiden stärksten Mächte im östlichen Mittelmeer richte sich gegen niemanden. Zu Recht.

Militärische Kooperationen sind immer gegen jemanden gerichtet. Entsprechend sind die Reaktionen: Syrien unterstützt weiter die PKK und hält damit einen längst sinnlos gewordenen Krieg in Gang, und der griechische Außenminister trifft sich zeitgleich wie Yilmaz und Netanjahu mit seinem armenischen und iranischen Kollegen in Teheran. Selbst wenn tatsächlich niemand in diesem diplomatisch-militärischen Ränkespiel aggressive Absichten hegt – die Allianzbildung könnte im schlechtesten Fall zu einem Selbstläufer werden. Sie vermindert in jedem Fall den Willen zu einem friedlichen Kompromiß. Denn je stärker sich jeder der Beteiligten fühlt, um so weniger Bereitschaft besteht, auf den anderen zuzugehen. Zwar hat Mesut Yilmaz sich in Jerusalem pflichtgemäß auch als Vermittler im israelisch-palästinensischen Friedensprozeß angeboten, ist dabei aber erwartungsgemäß auf höfliches Desinteresse gestoßen. Na so was. Jürgen Gottschlich

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