Islamistische Boko Haram in Nigeria: Noch kein „totaler Krieg“

Frankreich will seine Militärpräsenz im Sahel neu ordnen und mit seinen afrikanischen Partnern die Islamisten in Nigeria bekämpfen – irgendwann.

Nicht ganz auf der Höhe der Dinge: der Anti-Terror-Gipfel in Paris. Bild: ap

BERLIN taz | Vollmundig hatten die Präsidenten Nigerias und seiner Nachbarländer Tschad, Kamerun, Niger und Benin am vergangenen Wochenende in Paris zusammen mit Frankreich den „totalen Krieg“ gegen die nigerianische Islamistengruppe Boko Haram versprochen. Der Gipfel war von Frankreich als Ouvertüre zu einer Neuausrichtung seiner Militärpräsenz in der Sahelregion Afrikas gedacht: Die seit Anfang 2013 aktive Kampftruppe in Mali gegen Islamisten und das seit Jahrzehnten im Tschad zur Unterstützung der dortigen Regierung stationierte Dauerkontingent sollen zusammengelegt werden zu einer länderübergreifenden Anti-Terror-Operation, mit Nigeria als erstem Testfall.

Das neue Sahel-Eingreifkonzept Frankreichs sieht so aus: 2.000 statt wie bisher 1.000 Soldaten im Tschad, dazu Kampfjets. 1.000 statt wie bisher 3.000 Soldaten in Mali, dazu Kampfhubschrauber. Spezialkräfte in Burkina Faso und Drohnen in Niger. Mit einer Reise nach Mali und Tschad wollte Frankreichs Verteidigungsminister Jean Yves Le Drian all dies kommende Woche offiziell einläuten.

Doch während die Staatschefs in Paris tagten, besetzten Rebellen in Mali erstmals seit mehr als einem Jahr wieder eine Provinzhauptstadt, Frankreich verschob seine Truppenverlegung auf unbestimmte Zeit und Le Drian sagte seine Reise ab. Und der neue Krieg gegen Boko Haram, der vor allem auf der engen Zusammenarbeit zwischen Nigerias Armee und den französischen Truppen im Tschad ruhen soll, muss jetzt auch warten.

Nigerias Präsidentensprecher Reuben Abati erklärte in der Hauptstadt Abuja am Dienstag, es sei eine gemeinsame Truppe im Aufbau, mit je einem Bataillon aus Nigeria, Niger, Kamerun, Benin und Tschad. Die Truppe solle in den sensiblen Grenzregionen Nordostnigerias patrouillieren, mit Luftaufklärung aus Frankreich und Einsatzzentrale im Tschad. Wann das nun anfängt, ist unklar.

So bleibt Nigerias Armee im Kriegsgebiet auf sich allein gestellt, während nigerianischen Berichten zufolge Boko Haram massiv Waffenbestände aus der Zentralafrikanischen Republik aufkauft.

In der nordostnigerianischen Millionenstadt Maiduguri, wo Boko Haram vor zehn Jahren entstand, kam es vergangene Woche zu einer Meuterei: Soldaten im Kampfeinsatz beklagten unzureichende Tagesrationen von trockenen Nudeln und Sardinen ohne die versprochenen drei Liter Wasser am Tag, dazu unverständliche Einsatzbefehle.

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