Islamfeindlicher Text in der „BamS“: Uneinsichtig bis zum Schluss
Für seinen islamophoben Kommentar wird „Bams“-Vize Fest von seiner Chefin und vom „Bild“-Chef kritisiert. Für eine Einsicht reicht das aber nicht.
BERLIN taz | Nach dem islamfeindlichen Kommentar vom Vize-Chef der Bild am Sonntag, Nicolaus Fest, hat Bild-Herausgeber Kai Diekmann seinen Kollegen indirekt zurechtgewiesen. Schon am Sonntag twitterte Diekmann, der Kommentar sei „falsch“ gewesen, nahm jedoch Fest in Schutz: Dieser sei kein Hassprediger. Am Abend veröffentlichte Diekmann einen eigenen Kommentar (Link zu Bild.de), in dem er schrieb: Bei „Axel Springer ist (…) kein Raum für pauschalisierende, herabwürdigende Äußerungen gegenüber dem Islam“ und Muslime.
In seinem Kommentar hatte Fest geschrieben (Link auf Bild.de): „Der Islam stört mich immer mehr. Mich stört die totschlagbereite Verachtung des Islam für Frauen und Homosexuelle.“ Er nannte den Islam ein „Integrationshindernis“ und forderte dazu auf, dies bei Asyl und Einwanderung zu berücksichtigen. Daraufhin hagelte es Kritik im Netz und auch Politiker meldeten sich zu Wort: Der Grüne Volker Beck forderte eine Entschuldigung, SPD-Politiker Jonas Westphal sprach von einem „Kübel Dreck“ und Linke-Chef Bernd Riexinger von einem „kalkulierten Tabubruch“. Fest ergötzte sich an den verärgerten Stimmen.
Auch BamS-Chefin Marion Horn verteidigte Fest zunächst auf Twitter mit Hinweis auf „Meinungsfreiheit“, ging später auf Distanz und twitterte: „Wir sind nicht islamfeindlich! Ich entschuldige mich für den entstandenen Eindruck“. Medienjournalist Stefan Niggemeier kritisierte, weil sie sich nicht für den Kommentar selbst entschuldige und forderte, dass Nicolaus Fest entlassen werden müsse, wenn Diekmann im Ernst meine, bei der Bild gebe es keinen Platz für solche Äußerungen. Diekmann reagierte mit „So ein Quatsch“.
Fest zeigte sich bis zum Ende noch uneinsichtiger. Im Kommentar hatte Diekmann noch geschrieben, dass es eine klare, unverrückbare Trennlinie zwischen dem Islam und dem Islamismus gebe. Darauf twitterte Fest: „Aber gibt es Grenze zw. Islam / Islamismus?“. Am Montag erschien neben dem Kommentar von Bild-Chef Diekmann noch ein Kommentar von Grünen-Politiker Özcan Mutlu, der Fests Kommentar als „Rassismus Pur“ bezeichnete (Link zu Bild.de).
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau