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Irakische Flüchtlinge in DeutschlandHunderte holen Pässe für die Rückkehr

Weil der IS im Irak zurückgedrängt wurde und aus Enttäuschung über das Leben in Deutschland: 1.400 Iraker haben sich Pässe geholt, um zurückzureisen.

Nicht alle fühlen sich in Deutschland wohl: zwei Geflüchtete aus Irak in München. Foto: ap

Berlin rtr | Offenbar wächst bei einigen Flüchtlingen und Migranten der Wunsch nach einer Rückkehr in die Heimat: Die irakische Botschaft in Berlin hat nach Angaben des Auswärtigen Amtes bisher 1.400 Pässe für Rückkehrer ausgestellt. Ende Oktober waren dies erst 150. Eine ähnliche Entwicklung hatte schon vor Wochen auch die finnische Regierung gemeldet, eines der Hauptzielländer irakischer Flüchtlinge in 2015.

Gründe für den erheblichen Anstieg der Anträge auf Ausstellung irakischer Pässe in Deutschland wurden nicht genannt. Vermutet wird aber, dass dies mit der Situation im Irak zu tun haben könnte, wo die radikal-islamische Extremistenmiliz IS zuletzt aus einigen Gebieten zurückgedrängt werden konnte, was eine Rückkehr von Menschen aus diesen Regionen möglich macht.

Zum anderen könnte dies an enttäuschten Vorstellungen vieler Flüchtlinge über das Leben in Deutschland liegen.

Die Bundesregierung hat in den vergangenen Wochen Herkunftsländer von Migranten und Flüchtlingen gedrängt, Pässe für Rückkehrwillige auszustellen. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere hatte am Montag gefordert, die deutsche Entwicklungshilfe für Staaten auch davon abhängig zu machen, ob Regierungen bereit sind, Staatsbürger wieder aufzunehmen, die in Deutschland keine Bleibeperspektive haben.

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18 Kommentare

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  • Sprecht mit den Syrern. Auch die Meisten von ihnen wollen zurück, wenn es die Lage zulässt.

    Die Fluchtwelle aus den Flüchtlngslager im Libanon, in Jordanien und im Innern von Syrien hat dieses Jahr (lange vor der Grenzöffnung) aus zwei Gründen begonnen: Die Menschen sehen nach Jahren Krieg keine Hoffnung auf ein schnelles Ende UND!!! zu Beginn des Jahres haben die reichen Länder (auch Deutschland!!!) die Hilfgelder die die UN-Flüchtlingsorganisationen gekürzt. Somit wurde das Leben in den Lager unerträglich. -> Wir hättens billiger haben können, wenn wir nicht so geizig bei den UN-Geldern gewesen wären.

    • @robby:

      Laut der BAMF-Flüchtlingsstudie 2014 (wurde gerade erst veröffentlicht) gaben in 2014 76,4% der syrischen Flüchtlinge an für immer in Deutschland bleiben zu wollen. Den Wunsch in ihre Heimat zurück zu kehren haben vermutlich erst mal die meisten Syrier. Aber ob das dann auch realisierbar sein wird? Für viele wahrscheinlich nicht.

    • @robby:

      Und wir wurden gewarnt, Frontex hat schon im Frühjahr von einer Flüchtlingswelle von 1 Million Menschen gewarnt. Auch die Hilfsorganisatonen hatten es angekündigt. Aber wir waren ja grad damit beschäftigt den Griechen das letzte Hemd auszuziehen und haben uns deren Tafelsilber unter den Nagel gerissen. Ausgerechnet Griechenland! Das Land, das nach Dublin II die Hauptlast der Flüchtlinge zu tragen hätte. Wenn nun Deutschland Solidarität von den anderen EU-Ländern erwartet, ernten wir nur ein müdes Lächeln. Die Solidarität in Europa hat Schäuble in die Mülltonne der Geschichte getreten.

      • @robby:

        was in Griechenland passiert ist, und die Auswirkungen stimme ich Sie voll zu. Auch dass die Infos vorlag und worden ignoriert. Alles auf Schauble zu schieben, ist aber ein grosse Fehler. Das - wie auch jetzt bei die Reaktionen auf die Ereignisse in Köln - auf "wenige" oder "einzelne" zu reduzieren, bringt uns nicht weiter.

      • 8G
        86548 (Profil gelöscht)
        @robby:

        Die EU hat in den letzten Jahren Griechenland mit etlichen Milliarden Euro unterstützt. Dieses Geld werden die Griechen nie zurückbezahlen. Im Herbst wird Griechenland wieder pleite sein. Dann kommt das nächste Hilfspaket. So wird es immer weitergehen. Und welches Tafelsilber haben wir uns unter den Nagel gerissen? Außer Olivenbäume gibt es doch nichts in Griechenland.

        • @86548 (Profil gelöscht):

          So hat auch die EZB den Banken jahrlang Geld für einen Zinssatz von 1 Prozent geliehen, welches sie für 8 Prozent an den giechischen Staat weiterverliehen haben.

        • @86548 (Profil gelöscht):

          Zum Beispiel 14 rentable Regionalflughäfen, die Fraport für nen Appel und nen Ei übernommen hat.... nur ein Beispiel aus der erzwungenen Verstaatlichen griechischen Staatsvermögens.

        • @86548 (Profil gelöscht):

          Das Geld haben die Griechen längst zurückgezahlt - an unsere Bankster.

           

          Gleichzeitig haben wir dafür gesorgt, daß wir mehr unserer Waren nach Griechenland verscherbeln können (unsere Milch z.B.) und weniger von unserem Geld nach Griechenland fließt (USt. Urlaubsregionen), denn wie wir alle wissen gibt es für den Aufbau eines Staates nichts Besseres, um einen Staat zu sanieren, als wenn noch mehr Geld abfließt.

  • Wer sich die Asylsituation der letzten 25 Jahre anschaut, der wird diese Entwicklung auch sehen. In den 90er kamen bis zu 400.000 aus Algerien, Rumänien und Pakisten, dann kurz drauf die Balkanflüchtlinge, auch von den Schwarzafrikanern sind kaum welche über längere Zeit hier. Die Allermeisten sind zurück.... freiwillig, abgeschoben oder ausgewiesen.... Es wird von den Behörden tatsächlich und auf Dauer dran gearbeitet, Asylbewerber über kurz oder lang zurück zu bringen. Also... keine Panik wenn jetzt auch mal mehr kommen....

  • Auf die Enttäuschung über das Leben in Deutschland könnte man auch über die Wahlbeteiligung hier schliessen?

    Aber Deutsche scheuen wohl die Anstrengungen einer Flucht? Nicht so die Syrer:

    NZZ heute "Flüchtlinge sind besser ausgebildet als gedacht!

    Die detailliertere Untersuchung zeigt ein anderes Bild. So haben über die Hälfte der syrischen, irakischen und iranischen Flüchtlinge eine Matura oder ein Studium abgeschlossen" http://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/fluechtlinge-sind-besser-ausgebildet-als-gedacht-1.18676192

    Unsere Politiker beherrschen nicht einmal die Verwaltung der Flüchtlinge: LAGESO .

  • "Zum anderen könnte dies an enttäuschten Vorstellungen vieler Flüchtlinge über das Leben in Deutschland liegen."

     

    Wenn ich Kriegsflüchtling bin, kann das gar keine Enttäuschung sein; da ich ja in erster Linie sicher leben will.

     

    Wir sollten uns langsam dem Gedanken nähern, wie wir wann wieviel Hilfsbedürftige mit welchen Integrationsprogrammen je Jahr aufnehmen und diejenigen auch dort abholen wo sie sind und ohne Schlepperkriminalität zu fördern.

     

    Derzeit nehmen wir die auf, die am lautesten an die Tür klopfen und nicht die die Hilfe am nötigsten haben.

    • @Tom Farmer:

      Mit dem am lautesten an die Tür klopfen, da haben Sie wohl recht. Jemand der gerade dabei ist zu verhungern hat nicht mehr die Kraft tausende Kilometer weit zu fliehen und würde Geld auch nicht für Schlepper ausgeben sondern für etwas zu essen. Das soll nicht die Kriegsflüchtlinge diskreditieren, nur dass mich hier keine/r falsch versteht.

  • 6G
    64457 (Profil gelöscht)

    Ich fürchte nur, die Bereicherer gehen als erstes, die mit den eklatanten sozialen Defiziten (Köln) werden bleiben. Ich hoffe, es ist nicht wg. Christen- und Oppositionellenverfolgung oder salafistischer Anwerbung in den Heimen. Vor ca. 14 Tagen im DLF: 9:30 Interview mit einem orthodoxen Priester, der berichtet, dass immer mehr wegen christenfeindlicher Übergriffe in den Heimen bei ihm Schutz suchen, DLF 10 Uhr (Kontrovers): Von fremdenfeindlichen Übergriffen sei nichts bekannt, es ist bloss die Enge. Ich bedaure es sehr, dass wir den Kriegsflüchtlingen nichts besseres bieten können als Warten im Zelt.

  • Vielleicht liegt es aber auch nur am scheiß Wetter. Spitzen Glaskugel Journalismus.

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @freak-o-matic paul:

      Hilfestellung für Sie: http://www.bmi.bund.de/DE/Themen/Migration-Integration/Aufenthaltsrecht/Rueckkehr/rueckkehr_node.html

      Geht ganz einfach ohne Glaskugel und bei jedem Wetter. Aber vertrauen Sie der taz.

      • @4932 (Profil gelöscht):

        Drag and Drop Journalismus ist ja heute der Standard. Deshalb wollte ich mit meinem zugegeben polemischen Zitat darauf aufmerksam machen, dass es die taz nicht mal schafft einen adäquaten Zitatgeber zu finden: z.B einen irakischen Rückkehrer.

    • @freak-o-matic paul:

      'rtr' = Reuters. TAZ druckt auch einfach nur Meldungen von Agenturen wie Reuters ab und bezahlt vermutlich auch noch Geld dafür. Wenn da wenigstens noch stehen würde, wer es ist der diese Vermutungen anstellt. Wie aus einer Vermutung im Teaser dann eine Tatsache wird ist schon interessant.