Investor unter Geldwäscheverdacht: Doch keine Romanze

Der Einstieg eines Investors aus den Emiraten bei Beitar Jesusalem könnte scheitern. Die Hymnen auf die Friedenskraft des Fußballs verklingen.

Fans bedrängen den Klubbesitzer von Beitar und werfen Geldscheine nach ihm

Beitars Besitzer Moshe Hogeg wird nach seiner Rückkehr aus Dubai von Fans bedrängt Foto: Ronen Zvulun/reuters

Es sollte ein nahöstliches Friedensmärchen werden. Ausgerechnet in Beitar Jerusalem, den einzigen Fußballclub Israels, in dem ein rassistischer Fananhang bislang jede Verpflichtung eines arabischen Spielers verhindert hat, will ein königlicher Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Scheich Hamad bin Chalifa al-Nahjan, über einen Zeitraum von zehn Jahren umgerechnet etwa 100 Millionen Euro investieren.

Ob es dazu kommt, ist allerdings derzeit sehr unsicher: Die Israel Football Association (IFA), also der zuständige Fachverband, erklärte in der vergangenen Woche, sie könne den Einstieg, der ja eine Änderung der Eigentumsverhältnisse bedeutet, noch nicht genehmigen. Eine Liste von Fragen, die an Beitar geschickt wurde, sei nicht befriedigend beantwortet worden. Wie die Zeitschrift Foreign Policy berichtet, hat die IFA Wirtschaftsprüfer mit einer sogenannten Due Diligence beauftragt; mögliche Risiken des Geschäfts sollen ausgelotet werden.

Nach noch nicht bestätigten Informationen gibt es nun Hinweise darauf, dass der Deal etwas mit Geldwäsche zu tun haben könnte. Sowohl Scheich Hamad als auch der israelische Unternehmer Moshe Hogeg, der derzeit Alleinbesitzer von Beitar ist und vermutlich 49 Prozent der Anteile verkaufen will, seien geschäftlich im Kryptowährungsgeschäft aktiv, heißt es. Gegen Hogeg liefen in den USA mehrere Ermittlungen und Prozesse, in denen es auch um illegalen Transfer des Kryptogelds an Bei­tar Jerusalem gehe.

Und von Scheich Hamad berichtet Foreign Policy, Steuerfahnder fragten warnend, woher das Geld Hamads stamme. Andere Medien berichten, dass es eine „erhebliche Lücke“ zwischen dem von ihm angegebenen und seinem tatsächlichen Besitz gebe. Obendrein sei der Scheich nicht wirklich Teil des Königshauses, sondern eher ein entfernter Verwandter der königlichen Familie.

Hohle Friedensrhetorik

Tja, das sollte eine schöne Erzählung werden, gekrönt mit einem Deal im dreistelligen Millionenbereich. „Das Geschäft soll den Nationen zeigen, dass Juden und Muslime zusammenarbeiten und Freunde sein und in Frieden und Harmonie leben können“, hatte Scheich Hamad verkündet, und sogar Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, der auch Beitar-Fan ist, hatte von einem „wunderbaren Ergebnis“ der friedlichen Annäherung Israels an arabische Länder wie die VAE und Saudi-Arabien gesprochen.

Doch das leicht kitschige Märchen von der Friedenskraft des Fußballs könnte zu einem Lehrstück darüber werden, dass der Sport letztlich doch immer nur Auskunft darüber gibt, wie die Welt ist und nicht, wie man sie sich wünscht. Derzeit sieht es so aus, als hätten sich zwei halbseidene Geschäftsleute überlegt, ihr Mega­deal könnte besser durchgehen, wenn sie ihn als große Friedenssache verkaufen.

Desillusionierungen erlebt niemand gern. Eine friedliche und freundschaftliche Annäherung Israels und der arabischen Welt ist ja wirklich etwas Begrüßenswertes, und den rechtsradikalen Fans von Beitar wäre ein bisschen arabischer Einfluss fast genauso zu wünschen wie den Emiraten etwas israelische Liberalität.

Stattdessen könnte die jüngste Entwicklung zeigen, dass der von der hoffentlich bald weggejagten Trump-Administration in den USA eingefädelte Annäherungsprozess weniger Menschen zusammenbringt, denn mehr Geldströme. Zumal sich die Vereinigten Arabischen Emirate wie auch Saudi-Arabien in diesen Wochen den seit drei Jahren völlig verhassten Herrschern aus Katar angenähert haben, obwohl beinahe sämtliche Gründe, die 2017 genannt wurden, um mit Katar zu brechen, fortbestehen: vor allem der, dass das WM-Ausrichterland Katar gegen Israel gerichteten Terror finanziert und sich mit Iran verbündet.

Der Fußball taugt halt nicht zum Friedensmärchen.

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Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989

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