Internetgigant klagt gegen hohe Strafe: Ist Google zu mächtig?
Das EU-Gericht verhandelt über die Klage des Konzerns gegen ein Milliarden-Bußgeld. Die Suchmaschine soll eigene Angebote bevorzugt haben.
![eine Lamppe beleuchtet das Google-Logo eine Lamppe beleuchtet das Google-Logo](https://taz.de/picture/3969051/14/Google_Strafe_EU_Kommission_Gericht-1.jpeg)
Der Vorwurf: Google missbrauche seine marktbeherrschende Stellung, um dabei den eigenen Preisvergleichs-Dienst gegenüber den Konkurrenten zu bevorzugen. Hinweise auf den eigenen Dienst würden in einer speziellen Box vor den Suchergebnissen platziert. Außerdem seien diese Hinweise wegen Fotos und ergänzender Produktinformationen auch auffälliger als die Zeilen der Konkurrenz in der Trefferliste.
Laut EU-Kommission missbrauchte Google auf diese Weise seine Marktmacht ab 2008, weil sich der eigene Dienst zunächst nicht durchsetzen konnte. In der Folgezeit wuchs der Zugriff auf den Google-Vergleichsdienst in Deutschland um das 35-fache. Dass dies kein Zufall war, sondern perfide Strategie, versucht die EU-Kommission anhand von internen E-Mails von Google-Managern zu beweisen.
Google erhob gegen das Verbot und das Bußgeld der EU-Kommission Klage, die aber keine aufschiebende Wirkung hat. Die Vorwürfe der Kommission wurden von Google rundweg bestritten. Google habe nur versucht, bessere Ergebnisse für seine Suchmaschinen-Kunden anzuzeigen. Es sei nie um die Steuerung von Traffic zum eigenen Angebot gegangen.
Das EU-Gericht verhandelt von Mittwoch bis Freitag über Googles Klage gegen die EU-Kommission. Die Kommission wird von neun Parteien unterstützt, unter anderem von den deutschen Verbänden der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger. Auch Deutschland beteiligt sich – als einziger EU-Staat – am Verfahren. Google hat keine Unterstützer. Ein Urteil wird gegen Ende des Jahres erwartet.
Nicht die erste Strafe
Auch wenn der Prozess wegen der Unterstützer etwas deutschlandlastig wirkt, so bezieht sich der Kommissionsvorwurf gegen Google doch auf weite Teile der EU. In 13 Staaten soll Google seine Marktmacht missbraucht haben – überall, wo Google Shopping mit einem nationalen Angebot präsent ist.
2018 und 2019 hat die EU-Kommission zwei weitere Milliarden-Bußgelder gegen Google verhängt. 4,34 Milliarden Euro musste Google bezahlen, weil bei Android-Mobilfunk-Betriebssystemen die eigene Suchmaschine bevorzugt wurde. Zudem muss Google 1,49 Milliarden Euro bezahlen, weil es seine marktbeherrschende Stellung bei der Online-Werbung zum Nachteil von Konkurrenten missbrauchte. Gegen beide Bußgelder hat Google geklagt, das EuG hat aber noch keine Verhandlungstermine festgelegt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links