piwik no script img

Internationale AtomenergiebehördeUran in Libyen verschwunden

Die Internationale Atomenergiebehörde hat entdeckt, dass in Libyen 2,5 Tonnen Uran auf seltsame Weise verschwunden sind. Noch ist unklar, wohin.

Die Internationale Atomenergiebehörde ist alarmiert Foto: LEONHARD FOEGER

Wien dpa | In Libyen sind etwa 2,5 Tonnen Uranerz-Konzentrat aus einer Lagerstätte verschwunden. Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) entdeckten diese Woche, dass sich das in zehn Fässern gelagerte Material nicht mehr an dem vorgesehenen Ort befand, wie ein IAEA-Sprecher in der Nacht zum Donnerstag bestätigte.

„Die Atomenergiebehörde wird weitere Schritte unternehmen, um zu klären, unter welchen Umständen das Kernmaterial entfernt wurde und wo es sich derzeit befindet“, teilte der Sprecher in Wien mit. Der Gouverneursrat der IAEA sei informiert worden.

Uranerz-Konzentrat ist schwach radioaktiv. In dem Material kann aber keine nukleare Kettenreaktion ausgelöst werden. Um das Konzentrat für Atomkraftwerke oder gar für Atomwaffen einzusetzen, müsste es zuerst in komplexen technischen Anlagen in einer Reihe von Schritten weiterverarbeitet werden.

Wegen des langjährigen Bürgerkriegs herrschen in Libyen Chaos und politische Instabilität. Im Jahr 2003 gab das nordafrikanische Land sein geheimes Programm zur Entwicklung von Atomwaffen auf. Unter dem damaligen Machthaber Muammar al-Gaddafi wurden in den 1970er und 1980er Jahren mehr als 2.000 Tonnen Uranerz-Konzentrat aus dem Nachbarland Niger importiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Wenn ich das richtig verstehe, ist das Zeug also nicht gefährlicher ale andere Gifte, aber vermutlich hat jemand das Zeug geklaut und versucht zu verkaufen.

    Es gibt Schlimmeres auf der Welt.

  • Dass der Iran ein großes Interesse an dem Uran hat, düfte auf der Hand liegen.

    • @Heidi Schneider:

      Der Iran verfügt über eigene Uranvorkommen aus denen er weitaus mehr abbaut als die 2,5t um die es hier geht. Entsprechend liegt die Hürde des iranischen Atomprogramms nicht in der Verfügbarkeit von Yellow Cake, sondern bei den Gaszentrifugen die zur Anreicherung von U-235 aus Uranhexafluorid benötigt werden.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    "Wegen des langjährigen Bürgerkriegs herrschen in Libyen Chaos und politische Instabilität."

    Nur damit das nicht in Vergessenheit gerät: Dieser Bürgerkrieg ist das direkte Resultat des US-amerikanischen Angriffs auf das Land und die nachfolgende Ermordung von Ghaddafi.



    Insofern kann man das Verschwinden des Urans auch als "Kollateralschaden" begreifen

    • @05867 (Profil gelöscht):

      1,5t sagen doch wenig über die Problematik des Materials, Wieviel spaltbares Uran ist darin vorhanden. Ein zentrales Problem ist doch Anreicherungstechnik, die bei waffenfähigem Material besonders komplex ist. Bei der Diskussion wird dieser Umstand leider zuwenig betrachtet. Der Iran hat Anreicherungstechnologie beschafft, womit man atomwaffenfähiges Material herstellen kann. Die Begründung der friedlichen Nutzung der Kernenergie ist vorgeschoben, da dafür eine geringere Anreicherung notwendig ist.

    • @05867 (Profil gelöscht):

      Ich bin immer wieder erstaunt zu sehen wie hier regelmäßig allerlei Diktatoren und Despoten verteidigt werden. Die UN-Resolutionen 1970 und 1973 wurden verabschiedet weil Gadaffi auf die Proteste des arabischen Frühlings mit ähnlicher Gewalt antwortete wie es al-Assad in Syrien tat. Welche Reaktion der internationalen Gemeinschaft hätten sie sich also auf Folter, Mord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen die libysche Zivilbevölkerung gewünscht?

      • @Ingo Bernable:

        Die gleichen, die die Intern. Gemeinschaft in Ägypten angelegt hat.....