Insolvente Warenhauskette Galeria: Zurück zum alten Eigentümer
Wegen der Benko-Insolvenz geriet Galeria in Schieflage. Jetzt gibt es offenbar einen Käufer. Das dürfte auch den größten Gläubiger, den Bund, freuen.
![Das an einer Gebäudewand befestigte Logo der Galeria Kaufhof Das an einer Gebäudewand befestigte Logo der Galeria Kaufhof](https://taz.de/picture/6934362/14/35015939-1.jpeg)
Einst hatte Galeria mehr als 240 Standorte und 32.000 Mitarbeiter. Davon sind nur noch 12.800 Beschäftigte und 92 Filialen übrig. Wie viele jetzt gerettet werden können, wurde bisher nicht mitgeteilt. Laut Denkhaus sollte es bei den Verhandlungen um die Übernahme von mindestens 60 Filialen gehen.
Galeria ist aus den einstigen Konkurrenten Karstadt und Kaufhof entstanden und jüngst im Zuge der Insolvenz seines Besitzers, des österreichischen Unternehmers René Benko, in Schieflage geraten. Dieser erwarb zunächst Karstadt, 2019 dann Galeria Kaufhof und fusionierte beide zu Galeria.
Der Konzern schlitterte seitdem immer wieder in die Krise. Im Januar musste Galeria zum dritten Mal in drei Jahren Insolvenz anmelden. Der Deal, der sich nun abzeichnet, dürfte auch die Bundesregierung freuen. Denn: In der Bekanntmachung zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist als Gläubiger mit der höchsten Forderung der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) gelistet. Dieser wurde im März 2020 durch die damalige Bundesregierung ins Leben gerufen, um die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Coronapandemie abzufedern.
680 Millionen Euro Staatshilfen
Auch Galeria profitierte von dem Fonds. Wie ein Sprecher des Finanzministeriums auf taz-Anfrage mitteilte, erhielt die Kette insgesamt 680 Millionen Euro Hilfen aus dem WSF. Bisher flossen davon in Form von Zinsen und Verwertungserlösen laut dem Ministerium „insgesamt über 50 Millionen Euro“ zurück an den Bund. Gleichzeitig sind aber 250 Millionen Euro von den gewährten Hilfen bereits verbrannt, weil der Bund sie Galeria als sogenannte stille Einlage gewährt hatte. Dadurch galten die Gelder in einem 2022 eröffneten Schutzschirmverfahren als Eigenkapital und mussten abgeschrieben werden.
Die restlichen Hilfen werden laut Finanzministerium seither als Darlehen „in Höhe von 88 Millionen Euro fortgeführt“. Der Bund wird also noch weitaus mehr abschreiben müssen. Wie viel am Ende übrig bleibt, hänge von dem Verkauf weiterer Sicherheiten ab – und von dem Erlös, den der Verkauf bringt. Dessen Höhe stehe „erst nach Ablauf der Verkaufsprozesse fest“, so das Bundesfinanzministerium.
Eine Gläubigerversammlung wird im Mai endgültig über den Deal entscheiden. Wie der Insolvenzverwalter zu einem früheren Zeitpunkt sagte, gab es zunächst vier Gebote. Mit zwei Bietern wurde verhandelt. „Beide Interessenten verfügten über große Erfahrungen im deutschen Einzelhandel und über die für das anstehende Investment erforderlichen Mittel“, sagte Denkhaus damals.
Investoren sind Alt-Bekannte
Die Investoren, die nun offenbar den Zuschlag bekamen, sind in der Kaufhauskette keine Unbekannten: Unternehmer Beetz war einst Aufsichtsratschef von Kaufhof, hinter der US-Firma NRDC steht der Unternehmer Richard Bake. Der 58-Jährige kaufte 2015 schon einmal Kaufhof, damals vom Handelskonzern Metro. Später gab er die Kette an den jetzt insolventen Benko weiter. (mit Agenturen)
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