Innerarabische Gewalt in Israel: An Jaffas Promenade erschossen

Am Samstag ist ein arabischer Israeli am hellichten Tag getötet worden. Armee und Inlandsgeheimdienst wollen gegen illegalen Waffenbesitz vorgehen.

Menschemenge badet im Meer vor der Stadt Jaffa im Hintergrund.

Palästinenser genießen ein Bad bei Jaffa zum Ende des Ramadan 2012 Foto: Nir Elias/Reuters

TEL AVIV taz | „Mit diesem Mord haben sie die Regeln gebrochen“, sagt Boaz, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, am Telefon: „Wir leben schon lange in Jaffa, wir wissen, wohin man nicht gehen sollte.“ Doch dass Maskierte am helllichten Samstagnachmittag im Hafen von Jaffa, einem arabisch-jüdisch gemischten Stadtteil Tel Avivs, einen Mann erschossen haben, schockiert ihn.

Jaffas Hafen ist ein beliebtes Ausflugsziel, durch ihn führt auch Boaz’ tägliche Joggingroute. Als der 38-jährige Abed Kasas jetzt dort erschossen wurde, hörte Boaz von zu Hause aus die Sirenen des Krankenwagens.

Zum Tathergang gibt es leicht divergierende Angaben, doch sie stimmen darin überein, dass an der Strandpromenade auf das Opfer geschossen wurde, dieses kurz darauf bewusstlos von Rettungskräften aus dem Wasser geholt wurde und im Krankenhaus verstarb.

Der unter anderem wegen Mordes vorbestrafte Kasas ist ein Opfer unter erschreckend vielen. Die Ausmaße der Gewalt innerhalb der arabischen Gesellschaft werden von Jahr zu Jahr blutiger. Allein in diesem Jahr stieg die Zahl der in einem kriminellen Akt getöteten arabischen Menschen auf 103.

Kritik an Vernachlässigung der arabischen Bevölkerung

Die Nichtregierungsorganisation Abraham-Initiativen, die sich für ein friedliches Zusammenleben zwischen jüdischen und palästinensischen Israelis einsetzt und mit dem Projekt „SichereCommunities“ zwischen arabischen Lo­kal­po­li­ti­ke­r*in­nen und der Polizei vermittelt, macht für die Eskalation die jahrelange Vernachlässigung der arabischen Bevölkerung durch den Staat und die daraus folgende sozioökonomische Krise verantwortlich.

Demnach lebten fast zwei Drittel der arabischen Kinder unterhalb der Armutsgrenze, die Arbeitslosenquote unter arabischen Israelis sei extrem hoch. Auch unzureichende Polizeipräsenz in den arabischen Gemeinden trägt der NGO zufolge dazu bei.

Die neue israelische Regierung, die von dem rechten Hardliner Naftali Bennett geführt wird, an der aber auch die islamische Partei Ra’am beteiligt ist, will das Problem angehen. So sollen Israels Armee und der Inlandsgeheimdienst Shin Bet am Kampf beteiligt werden und etwa gegen illegalen Waffenbesitz vorgehen.

Mehr Befugnisse für Polizei und Inlandsgeheimdienst

70 Prozent der rund 400.000 illegal kursierenden Waffen sollen laut eines Berichts der Knesset aus Armee oder Polizei gestohlen worden sein. Laut Regierung soll die Polizei künftig auch ohne Durchsuchungsbefehl Wohnungen durchsuchen können.

Vor allem arabische Israelis sehen deswegen die Bürgerrechte in Gefahr. Der Geheimdienst könne etwa Verdächtige hindern, sich mit Anwälten zu treffen, und sie jahrelang ohne Anklage festhalten. Andere begrüßen angesichts der Dringlichkeit die Pläne.

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