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Inflation und KaufkraftNicht nachhaltige Trendwende

2023 stiegen die Reallöhne minimal um 0,1 Prozent. Das lag vor allem auch an einmaligen Inflationsausgleichsprämien.

Reallöhne steigen wieder leicht Foto: Ute Grabowsky/photothek/imago

Berlin taz | Immerhin büßten die Beschäftigten in Deutschland vergangenes Jahr nicht noch mehr Kaufkraft ein. Die Löhne stiegen 2023 nämlich um 6,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag bekannt gab. Bei einer Inflationsrate von 5,9 Prozent macht das unterm Strich einen minimalen Reallohnzuwachs von 0,1 Prozent. Zuvor hatte seit 2020 zunächst die Coronakrise, dann die Energiekrise auf die Kaufkraft der Beschäftigten gedrückt. 2022 mussten die Beschäftigten sogar Reallohneinbußen von 3,1 Prozent hinnehmen. Das war das größte Minus in der Lohntüte seit Erhebung der Reallohnstatistik im Jahre 2008.

Nun lastet die Inflation nicht mehr so sehr auf den Einkommen der Menschen. Insbesondere weil die Preise für Lebensmittel und Energie nicht mehr so stark wie in den Monaten direkt nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine steigen, ging die Inflation zuletzt wieder zurück. Wie das Statistische Bundesamt ebenfalls am Donnerstag bekannt gab, lag die Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat ersten Schätzungen zufolge bei 2,5 Prozent, nachdem es im Januar 2,9 Prozent waren. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021. Auf dem Höhepunkt der Energiepreiskrise schnellte die Inflationsrate im Herbst 2022 auf historische Höchststände von über 10 Prozent.

Es gibt allerdings ein Problem bei den Reallöhnen. Der Zuwachs im vergangenen Jahr hat vor allem zwei Gründe: Erstens stiegen wegen der Erhöhung des Mindestlohns im Oktober auf 12 Euro insbesondere die Einkommen im Niedriglohnbereich. Zweitens sind die Einkommenszuwächse vor allem auch auf steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämien zurückzuführen. Und diese sind insbesondere in der Gewerkschaftsszene umstritten, weil sie einmalige Sonderzahlungen sind und bei Tarifverhandlungen zulasten dauerhafter Lohnzuwächse ausgemacht wurden. Dieses Geld wurde den Beschäftigten also nur einmal gezahlt, während die Preise dauerhaft hoch bleiben.

Schlechte Stimmung beim Konsum

So ist die Trendwende bei den Reallöhnen noch nicht in den Einkaufsstraßen der deutschen Innenstädte angekommen. Im Gegenteil: Der Einzelhandelsumsatz ging im Januar nominal wie real im Vergleich zum Dezember um 0,4 Prozent zurück. „Die Konsumenten sind stark verunsichert“, fasste diese Woche Rolf Bürkl vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) die Shopping-Laune der Menschen im Land zusammen. „Neben den nach wie vor steigenden Preisen dürften sicherlich schwächere Konjunkturprognosen für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr ein wichtiger Grund dafür sein.“

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2 Kommentare

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  • Das ist eine " interessante" Beschreibung der Situation.



    Nach großem Gejammer über Reallohnverluste, stellt sich raus: es gab sie gar nicht!



    "Erhöhung des Mindestlohns ist ein Problem"?



    Allein diese Bewertung ist schon überdenkenswert.



    Eine andere Perspektive auf die Arbeitssituation beschreibt die Einmalzahlung als gute Finanzspritze um die schwierige Zeit der Inflation zu dämpfen.



    Das hat offenbar funktioniert.



    Diese Idee des Bundeskanzlers sollte auch dafür sorgen, dass durch eine Lohn- Preisspirale die Inflation durch generelle Lohnerhöhungen nicht zusätzlich angefeuert wird.



    Auch dies ist offenbar geglückt. Die Inflation ist deutlich gesunken.



    Wie man/ frau also den erfolgreichen Eingriff des Staates derart negativ bewerten kann, ist fragwürdig.

  • Die meisten statistische Erhebungen kranken doch auch daran, das nur die Nominallöhne (einschl. Einmalzahlungen) der allgemeinen Inflationsrate gegenüberstellt und dann daraus den Reallohn ermittelt.



    Da die Gewichtung der Ausgaben bei verschiedenen Einkommensgruppen sehr unterschiedlich ist errechnet sich der Reallohn auch sehr unterschiedlich. Der größte Einfluss wird aber sehr gern ausgeblendet, der Sozialabbau, also sinkende oder wegfallende Leistungen flankiert von Beitragssteigerungen, die man dann mit den sinkenden Einkommen privat absichern soll.



    Es handelt sich in Wirklichkeit um drastische Einkommensverluste für große Bevölkerungsteile.