Indigene und Flüssiggas: LNG aus Kanada ist nicht grün
Bundeskanzler Scholz will Flüssiggas in Kanada einkaufen. Für die indigene Bevölkerung hat die Förderung katastrophale Auswirkungen.
![Ein Transportdampfer für Flüssiggas Ein Transportdampfer für Flüssiggas](https://taz.de/picture/5690035/14/30562185-1.jpg)
I ch bin Großmutter, Wasserschützerin und Highschool-Lehrerin aus der Mi’kmaq-Nation im heutigen Nova Scotia, Kanada. Obwohl wir nie Land abgetreten haben, hat Kanada in den letzten 450 Jahren unser Volk ständig angegriffen, ist in unser Land eingedrungen und hat unsere Ressourcen gestohlen.
Nicht weit von meinem Wohnort entfernt plant Pieridae Energy den Bau des Goldboro LNG-Terminals, von dem aus Flüssigerdgas nach Deutschland verschifft werden soll, um Europa in der Energiekrise zu „helfen“. Im August wird Bundeskanzler Olaf Scholz zu diesem Zweck nach Kanada reisen. Ich fordere Sie als deutsche Bürger:innen auf zu verstehen, dass LNG aus Kanada alles andere als grün ist.
Diese Projekte bedrohen unser Klima, die Sicherheit unserer Frauen und Mädchen, und sie zerstören das Land, auf dem wir seit jeher gelebt haben. Das Goldboro LNG-Exportprojekt sieht ein riesiges Camp für bis zu 5.000 Arbeiter vor, während die Anlage gebaut wird. Diese Arbeitslager sind in Kanada dafür bekannt, dass sie mit Gewalt, Menschenhandel und dem Verschwinden von indigenen Frauen und Mädchen in Verbindung stehen.
LNG kann nicht als „nachhaltig“ und „ethisch“ bezeichnet werden, wenn es unser Volk bedroht. Das Goldboro LNG-Terminal wird ohne die vorherige, freie und informierte Zustimmung der Mi’kmaq Nation verhandelt. Dies ist ein direkter Verstoß gegen die UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker, die sowohl Kanada als auch Deutschland unterzeichnet haben. Schließlich befindet sich nicht nur das Gebiet der Mi’kmaq, sondern auch die Erde in einer Krise infolge des Klimawandels.
Wir können nicht länger so tun, als sei die Förderung und Verbrennung neuer fossiler Brennstoffe eine Lösung – nicht für die Energiekrise in Europa, nicht für die Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Brennstoffen, nicht für die wirtschaftlichen Probleme Kanadas. Unserem Planeten und uns selbst zuliebe müssen wir neue Wege finden, um die heutigen Energieprobleme zu lösen.
Wir können nicht länger so tun, als sei die Förderung und Verbrennung neuer fossiler Brennstoffe eine Lösung
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