Index des Weltwirtschaftsforums: Kooperation statt Unordnung
Das Weltwirtschaftsforum ruft zur internationalen Zusammenarbeit auf. Ende Januar kommt es wieder im Schweizer Davos zusammen.
Die Studie des WEF erscheint im Vorfeld des Kongresses im Schweizer Alpenstädtchen Davos, der am 20. Januar startet. Sie betrachtet 41 politische, ökonomische und soziale Indikatoren für den Zustand der Welt. Das WEF versteht sich als runder Tisch für die globale Kooperation zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, vertritt aber auch die Interessen seiner Partner, der weltgrößten Unternehmen.
Die 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges habe es eine relativ stabile internationale Ordnung gegeben, die nun Konflikten zum Opfer falle, sagte WEF-Präsident Borge Brende am Dienstag. Wie die neue Weltordnung aussehe, sei noch unklar – hoffentlich nicht wie ein „Dschungel“. Eine friedliche Zusammenarbeit zwischen Machtblöcken und Staaten müsse möglich bleiben.
Der Teilindex des Barometers für Frieden und Sicherheit ging zwischen 2022 und 2023 um rund 3 Prozent zurück. Ursache dafür sind etwa die Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten und im Sudan. Nach Ansicht des WEF zeigen sie den abnehmenden Einfluss der Vereinten Nationen und die Schwäche anderer multilateraler Organisationen. Eine Ebene tiefer entwickeln sich jedoch neue Allianzen, so wächst etwa der Block der Brics-Staaten.
Weniger grenzüberschreitender Warenhandel
Auch der Teil zum internationalen Handel ist negativ. Zwar wuchs der globale Austausch ähnlich wie die weltweite Wirtschaftsleistung, trotzdem wurde nach Ansicht des WEF weniger kooperiert.
Der grenzüberschreitende Handel mit Waren ging nämlich um 8 Prozent zurück, was unter anderem an der Wirtschaftsschwäche Chinas lag – und an den Hindernissen, die sich die USA und China gegenseitig in den Weg legten. Positiv wirkte sich dagegen aus, dass ausländische Direktinvestitionen und Arbeitsmigration zunahmen.
In der Klimapolitik gab es nach Einschätzung der Autorinnen und Autoren kleine Fortschritte. So floss mehr Geld, um ärmeren Staaten eine Anpassung an den Klimawandel zu erleichtern, Technologien, die kein CO₂ verursachen, verbreiteten sich schneller. Trotzdem stiegen die globalen CO₂-Emissionen weiter.
Auch der Teilindex zur weltweiten Gesundheit verbesserte sich leicht. Positive Entwicklungen gab es bei der Kinder- und Müttersterblichkeit, allerdings ging die Entwicklungshilfe im Gesundheitssektor zurück.
Als Reaktion auf die neue internationale Unordnung empfiehlt das WEF den Regierungen „flexible, dynamische Partnerschaften“. Unternehmen könnten auf „strukturelle Segmentierung“ setzen, was auf einen teilweisen Rückzug aus der Globalisierung hinauslaufen mag.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alles zur Bundestagswahl
Lindner und die FDP verabschieden sich aus der Politik
Pragmatismus in der Krise
Fatalismus ist keine Option
Erstwähler:innen und Klimakrise
Worauf es für die Jugend bei der Bundestagswahl ankommt
Sauerland als Wahlwerbung
Seine Heimat
Totalausfall von Friedrich Merz
Scharfe Kritik an „Judenfahne“-Äußerungen
Wahlergebnis der AfD
Höchstes Ergebnis für extrem Rechte seit 1945