In türkischer Untersuchungshaft: Erneut Haftbefehl für Deutschtürken
In der Türkei ist wieder gegen einen Deutschtürken ein Haftbefehl erlassen worden. Reporter ohne Grenzen geht von einer langen Inhaftierung aus.
Aus Demircis Umfeld hieß es, er lebe in Köln und sei Sozialwissenschaftler. Er wäre eigentlich am vergangenen Samstag zurück nach Deutschland gereist. Demirci habe aus Deutschland frei für die Etha berichtet.
Demirci besitze sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft, sagte Kaya. Reporter ohne Grenzen forderte die Freilassung des Deutsch-Türken.
Kaya sagte, konkret werde Demirci vorgeworfen, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein und Propaganda für diese betrieben zu haben. Die MLKP gilt in der Türkei als Terrororganisation.
Demircis Verhaftung kommt nur knapp zwei Monate nach der Freilassung des Welt-Korrespondenten Deniz Yücel. Die bis vergangenen Dezember in der Türkei inhaftierte deutsche Journalistin Mesale Tolu hatte am Freitag via Twitter mitgeteilt, Demirci gehöre zu drei Mitarbeitern der linken Agentur Etha, die in der Nacht zum Freitag bei Polizeirazzien in Istanbul festgenommen worden seien.
Noch vier weitere in Haft
Der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Realistischerweise befürchte ich, dass Adil Demirci für Monate in Haft bleiben wird.“ Das Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland habe sich nach der Freilassung von Tolu und Yücel nicht wesentlich verbessert. Man könne maximal von einer „lockeren Entkrampfung“ sprechen, so Mihr.
Auch Tolu arbeitete bis zu ihrer Inhaftierung im April 2017 für die Etha. Sie war im Dezember aus der Untersuchungshaft entlassen worden, darf die Türkei aber nicht verlassen.
Dass Auswärtige Amt hatte vor der Verhaftung Demircis mitgeteilt, dass aus politischen Gründen noch vier Bundesbürger in der Türkei in Haft seien. Bei einem davon handelt es sich um den 73-jährigen Doppelstaatsbürger Enver Altayli, die Namen der anderen drei sind nicht bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Kretschmer als MP von Linkes Gnaden
Neuwahlen hätten der Demokratie weniger geschadet
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt