In Libyen verschollener Fotograf: Bauchschuss in der Wüste
Der in Libyen verschollene Fotograf Anton Hammerl ist schon seit sechs Wochen tot. In die Trauer seiner Angehörigen und Freunde in Südafrika mischt sich Wut.
JOHANNESBURG taz | Anton Hammerl ist tot. Familie, Freunde und Kollegen waren seit dem Verschwinden des 41-jährigen südafrikanischen Fotografen am 5. April in der ostlibyschen Frontstadt Brega von seiner Gefangennahme durch das Regime von Muammar al-Gaddafi ausgegangen. Sie standen in Johannesburg an Straßenecken mit Plakaten, protestierten vor dem südafrikanischen Parlament in Kapstadt und forderten, Südafrikas Regierung solle Druck auf Gaddafi ausüben.
In London wehen gelbe Schleifen an seinem Wohnhaus, in Johannesburg entzündeten Freunde Kerzen für ihn am Weltpressetag. Am Donnerstagabend erfuhr seine Frau Penny Sukhraj von zwei freigelassenen US-Kollegen am Telefon, sie hätten Hammerls Erschießung miterlebt.
Anton Hammerl befand sich mit einer kleinen Gruppe internationaler Fotojournalisten in Libyen. Sie hatten beschlossen, eine Nacht mit den Rebellen in einem Lager in Brega zu verbringen, als sich Gaddafis Soldaten näherten. Es geschah alles in Sekundenschnelle, berichtete James Foley von der US-Onlineagentur GlobalPost. Die Fotografen hatten ihren Wagen verlassen und wurden von den Soldaten sofort beschossen. Hammerl erlitt einen Bauchschuss.
"Er schrie um Hilfe. Als ich fragte, ob alles okay sei, sagte er Nein. Kurz danach waren seine Schreie verstummt", so Foley. Er, seine Kollegin Clare Morgana Gillis sowie der spanische Fotograf Manu Brabo wurden mit Gewehrkolben geschlagen, gefesselt und abtransportiert. Sie sahen Anton Hammerl zuletzt blutend in der Wüste liegen. Am vergangenen Donnerstag wurden sie zusammen mit dem Briten Nigel Chandler aus der Haft freigelassen und abgeschoben.
Wochenlang hatte Libyens Regierung versichert, Hammerl sei am Leben. Auch österreichische und südafrikanische Diplomaten hatten das bestätigt. Hammerl, gebürtiger Südafrikaner, besitzt die Staatsbürgerschaft beider Länder. Nun fragen sich viele, was Südafrikas Regierung, die eher auf Diplomatie als auf Krieg in Libyen setzt, wusste und ob sie mehr hätte tun können. Maite Nkoana-Mashabane, Minister für internationale Beziehungen, behauptet: "Libyen hat uns angelogen."
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