Krieg in Libyen: Nato versenkt Kriegsschiffe
Die Nato attackierte die Häfen von Sirte und Tripolis, acht Kriegsschiffe von Gaddafis Marine wurden getroffen. Ein in Libyen vermisster südafrikanischer Fotograf ist vermutlich tot.
NEAPEL dpa/dapd | Die Nato hat ihre Angriffe gegen das Militär des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi fortgesetzt. Wie die Allianz am Freitagmorgen in Neapel mitteilte, wurden unter anderem Ziele in den Häfen von Tripolis und Sirte attackiert. Es seien acht Schiffe der Kriegsmarine Gaddafis getroffen worden. Ein Sprecher der Allianz betonte, alle seien Kriegsschiffe gewesen.
In den vergangenen Wochen sei beobachtet worden, dass von Gaddafi-treuen Truppen Minen gelegt worden seien und dass der Einsatz der libyschen Marine zugenommen habe. Dies habe direkten Einfluss auf die Lieferung dringend benötigter humanitärer Hilfe gehabt und gefährde die Nato-Kräfte, hieß es in der Mitteilung.
Der in Libyen vermisste südafrikanische Fotograf Anton Hammerl ist vermutlich tot. Eine Sprecherin seiner Familie sagte der Nachrichtenagentur AP, dass die jüngst von libyschen Behörden freigelassenen Journalisten berichtet hätten, Streitkräfte des Machthabers Muammar al Gaddafi hätten am 5. April in der libyschen Wüste auf Hammerl geschossen. Sie seien zu dem Zeitpunkt mit ihm zusammen gewesen.
Die Sprecherin erklärte, Hammerl werde ohne medizinische Hilfe nicht überlebt haben können, daher gehe die Familie von seinem Tod aus. Hammerl, der Südafrika vor fünf Jahren verlassen hatte, arbeitete für Zeitungen wie den Johannesburger Star, der sein Foto seit seinem Verschwinden täglich veröffentlicht hat, um sicherzustellen, dass Hammerls Fall nicht in Vergessenheit gerät.
Hunderte Bootsflüchtlinge gerettet
Die italienische Küstenwache hat am Donnerstag hunderte Bootsflüchtlinge aus Nordafrika in Sicherheit gebracht. Die Küstenwache der Insel Lampedusa habe sechs Schnellboote zu einem in Seenot geratenen Boot mit rund 500 Flüchtlingen an Bord geschickt, teilten die Behörden mit.
Das Flüchtlingsboot sei dann an die Küste geleitet worden. Bereits in der Nacht zu Donnerstag hatte ein Boot mit 208 Flüchtlingen Lampedusa erreicht. Unter ihnen waren auch 23 Frauen und drei Kinder. Hilfskräften sagten sie, sie kämen aus Libyen und hätten eine 20-stündige Überfahrt hinter sich.
Im Meer vor der sizilianischen Küste barg die Küstenwache unterdessen die Leichen von drei Flüchtlingen. Zuvor seien 14 Flüchtlinge, die nach eigenen Angaben aus der libyschen Rebellenhochburg Bengasi stammten, vor der Westküste Siziliens gerettet worden, teilte die Küstenwache mit. Sie hätten offenbar ihr Boot verlassen und versucht, ans Ufer zu schwimmen. Dabei seien drei Flüchtlinge ertrunken, die ebenfalls auf dem Boot gewesen waren.
In den vergangenen drei Tagen war es auf der kleinen Mittelmeerinsel Lampedusa ruhig geblieben. In der vergangenen Woche waren innerhalb von 48 Stunden rund 1.200 libysche Flüchtlinge auf Lampedusa eingetroffen. Sie wurden seitdem in verschiedene Aufnahmelager in ganz Italien verteilt.
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