Impfschlangen vor Messe: Mit kalten Füßen

Beim Impfzentrum an der Messe Berlin herrscht wieder großer Andrang. Viele warten bis zu drei Stunden auf die dritte Booster-Impfung.

Schild mit der Aufschrift "Spontan impfen ohne Termin"

Spontanität, die einen ganzen Tag kostet: Impfen in Berlin Foto: dpa

Am Dienstagvormittag zieht sich vor dem Impfzentrum an der Messe Berlin eine mehr als 200 Meter lange Schlange am Gebäude entlang. Eine zweite, weniger dichte, aber fast genauso lange Schlange geht in die Straße am Hammerskjöldplatz hinein. In dieser warten die, die einen Termin haben, in der volleren diejenigen ohne Termin.

Ende Dezember jährt sich der Start der Impfkampagne in Deutschland und Berlin zum ersten Mal. Etwas mehr als zwei Drittel der Bürger in der Hauptstadt sind immunisiert. Doch der Impffortschritt in Berlin stagniert seit einer Weile.

Die meisten stehen geduldig an, doch manchen geht die Verzögerung gehörig gegen den Strich. Ein Mann verlässt das Gelände und gibt dabei wüste Beschimpfungen von sich. Der Ordner, den der Ärger trifft, erklärt mir seelenruhig, was er auch dem Mann gesagt hat: Wer jetzt frisch ankommt, müsse zwei oder sogar drei Stunden warten, bis er an der Reihe ist.

Das ist besonders schlecht, weil es fast ausschließlich ältere Leute trifft, die sich eine dritte Auffrischungsimpfung abholen wollen, den sogenannten Booster. Für sie, die zu Beginn der Impfkampagne priorisiert waren, wird es jetzt, sechs Monate nach der Zweitimpfung, Zeit, ihren Impfschutz zu erneuern.

Wartezeiten über zwei Stunden

Relativ weit vorne in der größeren Schlange knüpfen manche Wartende schon neue Bekanntschaften.

Drei Rentnerinnen, die sich heute kennengelernt haben, plaudern miteinander. Sie stehen jetzt schon anderthalb Stunden an und haben keine Ahnung, wie lange es noch dauern wird, sagen sie mir. Die Schlange geht im Messegebäude schließlich weiter. So lange warten zu müssen hatten sie nicht erwartet.

Eine von ihnen hatte am Morgen noch online nachgeschaut, wie die Lage am Impfzentrum ist. Auf der Website von wirhelfenberlin, einem Zusammenschluss von Hilfsorganisationen, die die Impfzentren betreiben, kann man anhand eines Ampelsymbols sehen, wie sehr die Impfzentren aktuell ausgelastet ist. Die Ampel war, als sie schaute, auf Grün. „Kommen Sie gerne vorbei!“, stand dann da.

Und jetzt stehen sie da und haben das Gefühl, dass es gar nicht vorangeht. Das lange Stehen ginge eigentlich, wenn nicht die Füße so schrecklich kalt wären, sagt eine. Sie bereuen, dass sie ihren Termin nicht bei ihren Hausärzten gemacht haben.

Vier Impfzentren wurden geschlossen – jetzt reichen die Kapazitäten nicht aus

Das Ganze sei eine Katastrophe, sagt der Ordner. Den Grund dafür, dass der große Andrang, der seit etwa vier Wochen bestehe, die Kapazitäten der Impfzentren sprengt, sieht er bei Planungsfehlern der Stadt. Berlin habe vier der sechs großen Impfzentren geschlossen, nur die Messe und das am Flughafen Tegel sind übrig geblieben.

Vereinzelt wird jetzt gefordert, dass wieder mehr Zentren aufmachen sollen, geplant ist aber etwas anderes: Das Impfzentrum an der Messe Berlin soll ins benachbarte ICC umziehen, damit die Messehallen wieder für Veranstaltungen genutzt werden können.

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