„Im Tal des Fuchses“ im TV: Übergang in die Moderne
Nicht jede Fernsehadaption der Autorin ist gelungen. Meistens stand Charlotte Link im TV eher für Kitsch. Dieser Film zeigt, dass es besser geht.
Die deutsche Autorin Charlotte Link erzielt mit Historien- und Spannungsromanen Bestsellerauflagen. Da liegt die Gleichung, wie sie auch Hollywoods Kinoproduzenten gern anstellen, auf der Hand: millionenstarke Leserschaft, ergo hohe Quote. Im Laufe der Jahre gab es etliche Fernsehadaptionen frei nach Link, zumeist uninspirierte Routineware, ausgenommen allenfalls Bernd Böhlichs fünfteilige internationale Koproduktion „Sturmzeit“ von 1999, die eine weibliche Biografie von 1914 bis 1989 erzählte.
Fast zehn Jahre lang lieferte das ZDF mehr oder minder regelmäßig eine Link-Verfilmung ab. 2012 übernahmen die Produktionsfirma teamWorx und die ARD-Tochter Degeto mit Regisseuren wie Urs Egger und Andreas Herzog, die Machart wurde merklich zeitgemäßer.
Das gilt in besonderem Maße für das Krimidrama „Im Tal des Fuchses“. Matthew Willard (Benjamin Sadler) und seine Frau Vanessa (Katharina Schüttler) sind auf einer walisischen Landstraße mit dem Auto unterwegs, geraten in Streit, legen eine Rast ein. Matthew dreht eine Runde mit dem Hund.
Als er zurückkehrt, ist Vanessa verschwunden. Das Publikum weiß: Sie wurde von Ryan Lee (Ludwig Trepte) entführt. Ryan und seine Frau Debbie (Deleila Piasko), beide drogenabhängig, schulden einem brutalen Dealer viel Geld. Ryan verschleppt sein Opfer in eine Höhle und sperrt sie in eine Kiste. Er wird wegen Körperverletzung verhaftet und ins Gefängnis gesteckt.
Wurzeln und Wirkungen eines Verbrechens
Drei Jahre danach treffen wir alle Beteiligten wieder, dazu die Journalistin Jenna (Lisa Bitter), die den noch immer trauernden Matthew bei Freunden kennenlernt und sich für seine Geschichte zu interessieren beginnt. Ryan hat seine Strafe abgesessen und will ein ehrbares Leben beginnen. Dann wird Debbie überfallen, die Wohnung der beiden verwüstet, Ryans Arbeitsstelle niedergebrannt. Ist Vanessa auf Rachefeldzug?
„Charlotte Link: Im Tal des Fuchses“ läuft Do., 4.1.2020 um 20.15 Uhr in der ARD und danach in der ARD-Mediathek
Drehbuchautor Stefan Wild, nicht zum ersten Mal mit einer Link-Adaption betraut, und Regisseur Till Franzen meiden billigen Nervenkitzel, folgen eher jener Krimitradition, die intensiv auf Wurzeln und Wirkungen eines Verbrechens eingeht. Hier stimmt die Mischung zwischen spannenden Wendungen und privater Tragödie. Die sich anbahnende Liebesgeschichte wird verhalten angelegt, der Täter ist eine tragische Gestalt, kein psychopathisches Serienmördergenie. Nur an einer Stelle hat irgendjemand den Gegenwartsbezug verloren: Da werden journalistische Texte noch auf Papier abgeliefert. Vorstellungen haben die Leute …
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