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Illegale Bären-Schlachtungen in VietnamUnd die Behörden sind hilflos

Bären-Gallensaft gilt als heilend, nun wird die Wirksamkeit zunehmend angezweifelt und die Preise fallen. Die Folge: In Vietnam werden immer mehr Tiere illegal geschlachtet.

Tierschützer haben diesen Bären aus der Gefangenschaft gerettet. Ihm war der begehrte Gallensaft entnommen worden. Bild: dpa

HANOI dpa | Vietnamesische Behörden stehen der zunehmenden illegalen Schlachtung von Bären nach eigenen Angaben hilflos gegenüber. Weil das seit 2005 verbotene Geschäft mit Bären-Gallensaft auf dem Schwarzmarkt immer unlukrativer wird, schlachten Bärenfarmer die Tiere, um ihr Fleisch sowie ihre Ohren und Tatzen illegal zu verkaufen. „Wir wissen über die Lage Bescheid“, sagte Do Quang Tung von der für die Einhaltung des CITES-Artenschutzabkommens zuständigen Behörde am Montag. „Aber verantwortlich sind die örtlichen Stellen, nicht wir“, sagte Tung.

Bären-Gallensaft, der lebenden Tieren mit einer Nadel entnommen wird, gilt in der traditionellen asiatischen Medizin als Heilmittel. Die Wirksamkeit wurde zuletzt von Experten jedoch angezweifelt, was die Preise für den Saft fallen lässt. Seit 2005 ist dessen Verkauf ohnehin verboten. Seitdem müssen Bärenfarmer die Tiere bis an ihr natürliches Lebensende weiterhalten – oder sie den Behörden ohne Abfindung übergeben. Stattdessen werden die Tiere aber zunehmend illegal geschlachtet. Besonders Ohren und Tatzen sind begehrt – sie gelten als leistungssteigernd.

Tung betonte, seine Behörde habe nicht genug Mitarbeiter, um zu prüfen, ob Tiere eines natürlichen Todes gestorben und vorschriftsmäßig eingeäschert worden seien. Stattdessen müsse er sich auf die örtlichen Forstbehörden verlassen. Doch diese ignorierten oft die Abschlachtung, sagte ein Forstamt-Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden wollte.

„Die Bauern sind nicht so dumm, uns die Tiere ohne Abfindung zu übergeben“, erklärte er. „Ehrlich gesagt, manchmal wissen wir Bescheid, aber wir müssen es ignorieren, weil es das Ziel der Regierung ist, die Bärenfarmen abzuschaffen.“

Haltung der Tiere ist sehr teuer

Seit dem Verkaufsverbot für Bärengalle ist der Preis von 16 Dollar (12 Euro) auf weniger als einen Dollar pro Milliliter gefallen, erklärte ein Bärenfarmer. Die Haltung eines Bären koste aber etwa 120 Dollar im Monat. Daher würden viele Tiere geschlachtet und ihr Fleisch verkauft.

Tuan Bendixen von der Tierschutzorganisation Animals Asia kritisierte, die Nachfrage werde nur angeheizt, wenn Körperteile von Bären auf den Markt gelangten: „Es werden schlechte Präzedenzfälle geschaffen.“

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7 Kommentare

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  • @ A.Franke

    Ich kann Ihre Haltung verstehen, aber nur teilweise. Die Umstände, die Sie beschreiben, entstammen der konventionellen Massentierhaltung.

    Ich esse ca. alle 14 Tage Fleisch, dass ausschließlich von Tieren der Biohaltung entstammt und wo gewiss kein Kalb auf dem Müll landet. Ich kaufe es auf dem Biohof, wo man sich selbst von den Haltungsbedingungen überzeugen kann.

    Klar, die Tiere müssen auch für mich getötet werden. Die Inkonsequenz in der Argumentation der Veganer erklärt sich für mich daraus, dass diese auch aktiv an der Tötung von Tieren beteiligt sind, indem sie selbstverständlich eine Infrastruktur benutzen, die auf hohem Verbrauch an Lebensraum für wild lebende Tiere fußt und auch durch den Bau und Verkehr verursachte Tötung damit hinnehmen.

    Ich begrüße außerordentlich, wenn sich Menschen für eine vegane Ernährung entscheiden, doch das pauschale Totschlagargument Tiertötung wenden Veganer nicht ausreichend auf sich selbst an, denn man muss Tiere nicht essen, um ihre Tötung aufgrund eines Lebensstils zu betreiben.

    Wenn die Haltungsbedingungen akzeptabel sind, der Fleischverbrauch und damit auch der CO2- Ausstoß niedrig ist, bleibt nur ein Argument gegen Fleischkonsum- Mitleid aufgrund der damit verbundenen Tötung von Tieren. Dieser Aspekt wird von Veganern aufgrund des verbreiteten Lebensstils hierzulande konterkariert. Die Gesamtbetrachtung endet leider für viele Veganer bestenfalls beim Biodiscounter, den diese nur selten mit dem Fahrrad aufsuchen.

    Bleiben Sie weiter vegan, doch evaluieren Sie konsequent, dann sind Ihre Argumente wirklich sattelfest, denn am Ende steht für uns alle eine Billanz aus, in der alle Auswirkungen, die unser Dasein verursacht, berücksichtigt sein wollen.

    Die Alternativlosigkeit zu Ihrem Vorschlag ist eben keine, da alle von Ihnen angeführten Gründe gegen Fleischkonsum abzustellen sind.

  • ...und hören Sie, sehr geehrter Herr Kantor, bitte auf, Menschen aus anderen Kulturkreisen vorzuschreiben, was sie zu essen haben und was nicht. Ich komme aus Vietnam und mag es einfach nicht, wenn Leute aus dem Westen den Moralapostel spielen. Das hatten wir nämlich alles schon. - Bärenfleisch mag ich übrigens auch nicht. Der TAZ-Artikel war sehr gut, da er wirklich einen Missstand aufzeigt. Ich lasse es mir aber von keinem verbieten, auch einmal eine traditionelle Pho, das ist eine vietnamesische Rindersuppe mit Nudeln und Gemüse, zu essen.

  • A
    A.Franke

    Eine Idiotie wird durch die andere ersetzt: Statt Bärenqalle jetzt "leistungssteigernde" Ohren und Tatzen.

    Man könnte nur schreien und in Depressionen verfallen ob solcher skrupellosen Dummheit.

    Da schließe ich unsere "Fleisch ist ein unveräußerliches Menschenrecht"-Spießbürger mit ein.

    • M
      M.A.
      @A.Franke:

      Sie meinen wohl eher "SpießbratenBürger".

       

      Wird wohl wieder mal Zeit für einen Vietnam-Urlaub. Einfach lecker!!!

  • A
    A.Franke

    Es ist einfach nur rundum widerlich und ein Verbrechen fürchterlichen Ausmaßes, was Menschen Tieren weltweit antun.

    Ich erweitere Ihre Forderung, Tadeusz Kantor:

    Werdet vegan.

    Denn auch für Eier, käse, Yoghurt und Butter sterben Tiere zuhauf und sehr grausam, z.B. die männlichen Büffelkälbchen, die geboren werden, damit die Kühe Milch geben können, werden mit verbundenen Füßen und Mäulern lebend auf den Müll geworfen, wo sie tagelang krepieren!

    Und hierzulande schreit das Volk auf, wenn ein vegetarischer Tag empfohlen wird.

  • Der arme Bär.

    Und Deutschland?

    Schweine, Rinder, Hühner, Puten...

    Hört endlich auf damit, Tiere zu essen!

    • M
      M.A.
      @Tadeusz Kantor:

      Ich höre damit auf, aber nur wenn Sie im Gegenzug sich bereit erklären nicht die schönen Pflanzen zu vertilgen!

      Hören Sie endlich auf pflanzliches Leben zu vernichten, Sie Massen-Pflanzen-Mörder!!!