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IS-Terror in SyrienBritische Geisel ermordet

Ein neues Video zeigt, wie die Terrormiliz IS einen britischen Entwicklungshelfer tötet. Mit seiner Ermordung wurde bereits in vorangegangenen Videos gedroht.

Der britische Premierminister erklärte auf Twitter: Die Ermordung sei ein „Akt des absolut Bösen“. Bild: dpa

LONDON/WASHINGTON dpa | Der 44 Jahre alte britische Entwicklungshelfer David Haines ist nach Angaben der britischen Regierung ermordet worden. Premierminister David Cameron erklärte in einem Beitrag auf Twitter, die Ermordung sei ein „Akt des absolut Bösen". Er kündigte eine Sitzung des britischen Sicherheitskabinetts für den frühen Sonntagmorgen an. Cameron fuhr nach dem Bekanntwerden des Videos der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in seinen Amtssitz in die Downing Street.

US-Präsident Barack Obama sprach von einem barbarischen Akt. Zugleich bekräftigte er seine Entschlossenheit, zusammen mit Partnern rund um die Welt die Dschihadisten-Organisation zu zerstören. Die USA stünden „in Trauer und Entschlossenheit" Seite an Seite mit ihrem engen Freund und Verbündeten Großbritannien.

„Wir werden mit Großbritannien und einer breitgefächerten Koalition von Nationen aus der Region und rund um die Welt zusammenarbeiten, um die Verantwortlichen für diese empörende Tat zur Rechenschaft zu ziehen und diese Bedrohung für die Bevölkerung unserer Länder, der Region und der Welt zu schwächen und zu vernichten", erklärte Obama nach Angaben des Weißen Hauses vom Samstagabend (Ortszeit).

Die Familie des Opfers erklärte in der Nacht in einer vom britischen Außenministerium verbreiten Stellungnahme: „Er wurde und wird von seiner ganzen Familie geliebt und wird schrecklich vermisst werden." Mike Haines sagte, sein Bruder sei „kaltblütig" ermordet worden. „Sein Glück und seine Vorfreude auf die Arbeit, die er in Syrien leisten wollte, sind für mich und meine Familie die wichtigsten Elemente in dieser ganzen traurigen Angelegenheit."

Die Terrormiliz hat im Internet Videobilder veröffentlicht, auf denen die Enthauptung der britischen Geisel David Haines zu sehen ist. Nach Angaben der Terror-Expertenplattform SITE soll in dem knapp zweieinhalbminütigen Video mit der Ermordung einer weiteren britischen Geisel gedroht werden.

Haines wendet sich in dem Video kurz vor seiner Ermordung direkt an den britischen Premierminister Cameron. „Sie sind freiwillig in eine Koalition mit den Vereinigten Staaten gegen den Islamischen Staat eingetreten, genau wie es Ihr Vorgänger Tony Blair getan hat, einem Trend unter unseren britischen Premierministern folgend, die nicht den Mut finden können, Nein zu den Amerikanern zu sagen", sagte Haines laut SITE. Ob er diese Aussage freiwillig machte oder dazu gezwungen wurde, ist nicht geklärt.

Womöglich gleicheR Täter wie bei US-Geiseln

Das Video sei eine „Botschaft an die Alliierten Amerikas", hieß es. Der Brite zahle den Preis für das Versprechen Camerons, die kurdischen Peschmerga-Kämpfer für den Kampf gegen den Islamischen Staat zu bewaffnen.

Das britische Außenministerium bestätigte am Samstagabend zwar die Existenz des Videos. Das Ministerium arbeite jedoch noch mit Nachdruck daran, die Echtheit der Bilder zu prüfen. Cameron erklärte, Großbritannien werde alles tun, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Oppositionsführer Ed Miliband bezeichnete das Verbrechen als „eine widerwärtige, barbarische Tötung".

Nach einem Bericht der BBC handelt es sich bei dem auf den Videobildern zu sehenden maskierten Täter möglicherweise um denselben Mann mit Londoner Akzent, der bereits in den Videos mit der Enthauptung zweier US-Geiseln aufgetaucht war.

Wenige Tage vor der Ermordung hatte die Familie von Haines über das britische Außenministerium eine kurze Botschaft an die Entführer des 44-Jährigen gerichtet und die Dschihadisten aufgefordert, sie zu kontaktieren.

Der Brite Haines war 2013 in der Nähe eines Flüchtlingslagers im syrischen Atmeh entführt worden. Der zweifache Vater hatte die Auslieferung von Hilfsgütern für Menschen in dem Lager koordinieren sollen.

Haines war am Ende des Videos erwähnt worden, das die Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff zeigte. Die Terroristen hatten damals bereits mit seiner baldigen Ermordung gedroht. Der 44-Jährige hatte als Sicherheitsmanager für eine humanitäre Einrichtung mit Sitz in Paris gearbeitet.

Die Terrormiliz hat außer den beiden US-Journalisten Sotloff und James Foley auch zwei libanesische Soldaten enthauptet, die sie gefangen genommen hatte.

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14 Kommentare

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  • : Die ISIS-Monster unter uns. Seit einige Tage, die westliche Medien konfrontieren uns täglich mit dem Wort Monster. Die Verbrechen der ISIS sind scheußlich, und sie müssen eine Ende haben, was aber zu kritisieren ist, ist das erst drei US/UK Bürger geköpft werden müssten, vor das Cameron, Obama un Co. die Gruppe als Terroristen und Kopfjäger betiteln wurde. Seit zwei Jahren wütet die ISIS in Syrien, Al-Nusra war auch da. Sie bekämpfen sich...sie vertrugen sich wieder...und köpften weiter. Auf jedenfalls, sie haben gleich am Anfang Menschen enthauptet, syrische Soldaten und Zivilisten, aber unsere Politiker und Medien haben kein Notiz davon gekommen, weil diese Gruppen aufgebaut, bewaffnen und von uns trainiert wurden um Präsident al-Assad, nach Gaddafi zu vernichten.

    mundderwahrheit

  • Being D.J.

    Der D.J. ist bestimmt kein Troll.

    Er ist nur einfach wundervoll.

     

    Und ist sein Kommentar auch klein,

    Linke müssen immer rein.

    Ein Atheist glaubt nicht an Schwein.

    Er möchte nur er selber sein.

    • @lichtgestalt:

      das allerlustigste an atheisten fand ich schon immer, dass sie am strand von lesbos hocken und langatmig erklären, warum sie aus der kirche austraten - statts ins meer zu hopsen.

      • @christine rölke-sommer:

        Mancheiner war nie drin,

        in der Kirche oder im Mittelmeer;

        dafür sorgte die DDR.

  • "Ein neues Video zeigt, wie die Terrormiliz IS einen britischen Entwicklungshelfer tötet."

     

    Ich habe das Video angeschaut, und es zeigt gar keine Tötung.:

    http://ent.siteintelgroup.com/Multimedia/is-beheads-briton-david-cawthorne-haines-threatens-to-execute-another-briton-alan-henning.html

     

    Auch im Video vom letzten Typen, der angeblich ermordet wurde, wurde die Tötung "rausgeschnitten.":

    http://truthuncensored.net/warning-graphic-breaking-american-journalist-james-wright-foley-beheaded-by-isis-in-chilling-video-to-obama/

     

    Keine Sorge, es sind keine schrecklichen Inhalte, sondern sieht man am Ende des 2. Videos lediglich eine Schaufensterpuppe mit Ketchup beschmiert...

     

    Ich habe da meine Zweifel ob das jetzt nicht die neuen "Weapons of Mass Destruction" sind, die zeitnah mit aller Wucht vernichtet werden sollen...

     

    ..Und jetzt endlich los in den Krieg!

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Hier wird wieder deutlich, dass es erst mal um's Taktieren geht. Die "Führungsmacht" USA schließt eine Beteiligung des Iran an der Bekämpfung dieser durchgeknallten IS-Terroristen kategorisch aus. Was soll das? Iran ist eine Macht in der Region, die ---vielleicht--- erfolgreich sein könnte. Das aber darf nicht sein. Es wäre eine Blamage für den ach so überlegenen Westen. Wenn es wirklich ehrlich nur um die Bekämpfung der IS-Spinner ginge, man könnte wahrscheinlich relativ schnell Resultate erzielen. Aber es geht nicht darum allein, es geht um den Einfluß NACH einer erfolgreichen Bekämpfung in der Region. Und da geht man keine Kompromisse ein. Was bedeuten schon ein paar tausend Menschenleben?

    • D
      D.J.
      @1714 (Profil gelöscht):

      Sie haben prinzipiell Recht: Und auch wenn ich es hundertfach wiederhole: Es ist eine unfassbare Heuchelei, Iran außen vorzulassen und das Regime in Saudi-Arabien ins Boot zu holen. Oder vielleicht schlimmeres, nämlich unfassbare Dummheit.

  • Jeder Tote in jedem Krieg ist zu betrauern, ohne wenn und aber.

     

    Entwicklungshelfer oder auch Presseleute sind oft, mag sein auch meist, dem Militär/Nachrichtendienst berichtspflichtig. Gilt sogar fürs RoteKreutz und das Techn. Hilfwerk. Damit sind sie für jedes Gastland ein Feind.

    Diese Menschen sind formal Zivilisten und werden auf Verdacht hin ermordet; schlimm genug für ein großes Theater der Politik.

     

    Doch was ist mit den Hunderttausenden oder Millionen, die völlig ohne Schuld sind, aber auf Befehl unserer Macht-Inhaber ermordet worden sind und weiter werden?

     

    Wo bleibt die Empörung der West-Politik und Presse? Mit zweierlei Maß bewerten ist auch kriminell

  • D
    D.J.

    Die schariatische Begründung solcher Taten ist einfach: Es feht in den Augen des IS der Aman, das sichere Geleit. Ob Zivilisten, Journalisten, Entwicklungshelfer - irrelevant. Siehe hierzu:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Musta%27min

     

    (Sorry, fast vergessen: Bekanntermaßen hat die Scharia nie etwas mit dem Islam zu tun gehabt.)

     

    Nebenbei: Wieso gibt es eigentlich heutzutage kaum noch jemanden in den Medien, der sich mit trad. islamischem Recht auskennt? Macht manches verständlicher. Scholl-Latour fehlt mir. Ihn kann auch ich nicht ersetzen ;)

    • @D.J.:

      und was sagt opus dei sonst so?

      • D
        D.J.
        @christine rölke-sommer:

        Gut. Versuchen wir es mal wie mit kleinen Kindern:

        1. Gibt es das schariatische Konzept des Aman oder nicht?

        2. Ist für IS die Scharia das entscheidende Konzept im Umgang mit Anders- oder Nichtgläubigen?

        Wenn Ihnen Wikipedia nicht behagt (das verstünde ich), könnten Sie auch einen Blick in die Encyclopedia of Islam werfen. Leider nicht verlinkbar.

        P.S.: Ich bin Atheist, wie ich schon mehrfach erwähnte.

        • @D.J.:

          und was ist an freiem/sicheren geleit schariatisch?

        • D
          D.J.
          @D.J.:

          P.P.S.: Ich habe gegenüber einem Freund, der Ihre letzten Kommentare las, bestritten, dass Sie ein Troll wären. Er war sich dessen nämlich sicher. Inzwischen hoffe ich aber inständig, dass er Recht hat. Wenn wir nämlich inzwischen so weit sind, dass manche so genannte "Linke" die Scharia verteidigen, sind wir auf einem Weg, der mich ohne jeden Übertreibung schaudern lässt.

          • @D.J.:

            schönen gruß an Ihren freund.

            ich verteidige, wenn ich verteidige, menschen, nicht die shari'a oder die fdgo oder so was.

            im übrigen glaube ich nur an das heilige schwein.

            und nun dürfen Sie weiterschaudern.