Humboldt Forum im Berliner Stadtschloss: Jauchzet, bloß ein bisschen später
Die etappenweise Eröffnung des Humboldt Forums beginnt im September 2020. Auch die Baukosten werden steigen.
Der Bau der Elbphilharmonie hat sechs Jahre länger gedauert als geplant, am Ende betrugen die Baukosten 866 Millionen statt der geplanten 77. Die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden hat vier Jahre länger gedauert als geplant, am Ende betrugen die Baukosten 440 Millionen statt der geplanten 200. Es ist also durchaus nachvollziehbar, wenn Hartmut Dorgerloh, Intendant des Humboldt Forums seit 2018, nach einer Sitzung des Stiftungsrats am heißen Mittwochnachmittag auf seiner Baustelle vor die versammelte Presse tritt und zwar einen einigermaßen zerknirschten Gesichtsausdruck auflegt, dann aber doch die Fragen der JournalistInnen souverän abprallen lässt.
Ja, das Humboldt Forum, das 40.000 Quadratmeter große Kultur- und Ausstellungszentrum in der Hülle des Berliner Stadtschlosses, wird anders als geplant nicht ab November diesen Jahres eröffnen, sondern erst ab September 2020 und in der ursprünglich geplanten, etappenweisen Choreographie. Ja, es fehlen nun Bauarbeiter auf der Baustelle. Und ja, es wird auch teurer werden als anvisiert, wenn auch konkrete Angaben noch keine zu machen seien – in Insiderkreisen war von 20 Millionen Euro die Rede. Im Vergleich zu anderen Großbaustellen, die man in diesen Land schon erlebt hat, wären aber selbst das niedliche Peanuts.
Bereits vor zwei Wochen hatte Dorgerloh verkünden müssen, dass sich die Eröffnung auf 2020 verschieben würde. Laut der Präsidentin des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung Petra Wesseler, habe es zwei Probleme mit der Kälteanlage des Gebäudes gegeben. Zum anderen sei festgestellt worden, dass die Steuerung der Anlage nicht einwandfrei funktioniert. Nun steht also der neue Plan. Zunächst einmal gilt es, die Betriebsgenehmigung im August 2020 abzuwarten.
Dann sollen im ersten Schritt im September 2020 Untergeschoss, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss eröffnen. Darin befinden sich die Dauerausstellung zur Geschichte des Ortes, die Ausstellungsräume der Humboldt Universität und der Berlin-Ausstellung der Kulturprojekte und des Stadtmuseums Berlin, außerdem zwei Sonderausstellungen und der Schlüterhof. Zum Jahreswechsel 2020/2021 soll die sogenannte Westspange des zweiten und dritten Obergeschosses folgen. Und Mitte 2021 folgt schließlich die letzte Teileröffnung, die sogenannte Ostspange des zweiten und dritten Obergeschosses. In beiden werden das Ethnologische Museum und das Asiatische Museum ihre Ausstellungen präsentieren, so dass seit ihrem Auszug aus Dahlem endlich wieder unter anderem die Beninbronzen, die Südseebote und der chinesischer Kaiserthron erlebbar werden.
Also alles fein, nur halt alles zehn Monate später? Eine Verschiebung in dieser Größenordnung wäre vielleicht bei einer anderen Kulturbaustelle kein großes Thema geworden. Ausgerechnet das Humboldt Forum aber ringt in dieser Stadt spätestens seit Baubeginn im Jahr 2012 um Akzeptanz. Nie konnten seine Macher ganz damit aufräumen, dass es sinnlos ist, zuerst eine Hülle wiederaufzubauen, die an Preußens Glanz und Gloria erinnert, und diese anschießend mit Inhalten zu fühlen, die auch von deutschen Kolonialherren erbeutet wurden.
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