Zur Jagd: Hubertusmesse ade
■ TierschützerInnen trotzdem stocksauer
Die Hubertusmesse am Sonntag im Dom ist abgesagt. Grund: Dompastor Karl-Heinz Daugelat hat Angst, daß aufgebrachte TierschützerInnen das ehrwürdige Gotteshaus stürmen. Weil mit solchen Messen angeblich das Töten von Tieren glorifiziert wird.
Tatsächlich hatten die TierversuchsgegnerInnen Bremen schon Gleichgesinnte aus dem norddeutschen Raum zusammengetrommelt. Eine blinkende Hirschattrappe war fertig gebastelt - ebenso wie Tierkostüme. Und nun die Absage. Aller Aufwand für die Katz. Zumal man so doll auf Geheimhaltung gepocht hatte.
Also, wer hat da gepetzt? Der „Judas“ heißt Wolfgang Apel, Vorsitzender des Bremer Tierschutzvereins. Er schrieb Pastor Daugelat einen offenen Brief. Dem grausamen Töten von Tieren werde die Absolution erteilt, heißt es dort. Weiter ist von einem Kirchenskandal die Rede. Schweres Geschütz, das Apel da auffährt.
Doch die TierversuchsgegnerInnen sind nun stocksauer auf Apel. „Durch die Absage geht uns die Publicity-Wirkung verloren“, kritisiert Tierversuchsgegnerin Cornelia Petmecky. Mit Spalier und Trillerpfeifen habe man die Kirchenschändung abbrechen wollen. „Das hat Apel mit seinem Vorpreschen verhindert. Und damit dem Tierschutz geschadet.“
Pastor Daugelat jedenfalls hat die Nase gestrichen voll von den TierschützerInnen. „Ich kann meiner Gemeinde Demonstranten im Gottesdienst nicht zumuten“, sagt er. Worüber der ganze Ärger mit den TierfreundInnen aber entstanden ist, versteht der Gottesmann nicht: „Seit 16 Jahren halte ich hier Hubertusmessen ab.“ Nie habe das jemand aufgeregt. Dafür gebe es auch gar keinen Grund. „Ich segne doch keine Gewehre oder Jagd und Jäger.“ Die Hubertusmesse sei nichts anderes, als ein normaler Gottesdienst, nur daß statt einer Orgel ein Bläserchor die musikalische Begleitung übernehme. „Ich würde mich doch niemals auf die Kanzel stellen und die Jagd verherrlichen“, beteuert Daugelat. Was ihn nun aber mächtig aufregt, „ist die Ignoranz der Tierschützer, die es nicht nötig haben zu erkunden, was ich überhaupt plane“.
Ob nun also die TierschützerInnen mit Kanonen auf Spatzen schießen wollten oder ob der Vorsitzende des Tierschutzvereins einen „Kirchenskandal“ verhindert hat, wird für immer das Geheimnis von Pastor Daugelat bleiben. Nur er weiß, was wirklich passieren sollte am Sonntag. Und lügen darf er ja eigentlich nicht als Gottesdiener. Auch nicht gegenüber der taz. Jeti
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