Hotels für Unbehauste: Viele Gewinner
Die Hotelbranche ist in Not, Menschen ohne Wohnung sind es auch – beiden zu helfen, könnte sich für den Staat lohnen.
M it dem Lohn im Jenseits ist es so eine Sache. Näher als jedes gute Karma ist mäßig spirituell gesinnten Hamburger Kaufleuten immer noch ihr Jahresabschluss. Wenn es also nicht schwer einzupreisende Mildtätigkeit ist – oder wolkiges Mitgefühl –, dann zieht an Alter und Elbe ein anderes Argument: Obdachlose in Hotels unterzubringen, das könnte helfen, diese Branche vor der Pleite zu bewahren. Und das ist keine Lappalie in einer Stadt, die ihr wirtschaftliches Heil zunehmend im Fremdenverkehr sucht.
Dass auf die örtliche Hotellerie gegen Ende des Jahres eine Pleitewelle zurolle, diese Befürchtung äußerte im Sommer schon Franz Klein, Hamburger Landeschef des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Und am Montag dieser Woche erst veröffentlichte der Verband eine bundesweite Umfrage, wonach Restaurants und Hotels „in Folge der Corona-Krise nie dagewesene Umsatzeinbrüche“ verzeichnen: 71,3 Prozent der Betriebe sehen sich in ihrer Existenz gefährdet, jedem sechsten droht im November die Insolvenz.
Logische Folgerung aus Sicht eines Branchenverbandes: Wo der Staat den Umsatz verunmöglicht, muss er halt einspringen. Bloß: Wenn die Steuerzahler*innen schon für leere Hotelzimmer aufkommen sollen – warum diese dann nicht Menschen überlassen, die sie benötigen? Menschen, für die der Unterschied zwischen Massenunterkunft oder Einzelzimmer keine bloße Frage des Komfort ist – sondern eine des Überlebens?
Am Ende dürfte es sich auch für den Staat lohnen, diese zwei Fliegen unter die eine sprichwörtliche Klappe zu bekommen. Denn Erfahrungen aus Hannover legen nahe: Besser untergebrachte Menschen gelangen leichter in die Hilfssysteme, entwickeln erfolgreicher Perspektiven – und wenn es gut geht, brauchen sie später seltener staatliche Unterstützung.
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