Hotels für Unbehauste: Viele Gewinner
Die Hotelbranche ist in Not, Menschen ohne Wohnung sind es auch – beiden zu helfen, könnte sich für den Staat lohnen.
![Plakat mit der Aufschrift "#AlarmstufeRot - Betriebe & Arbeitsplätze retten!“ Plakat mit der Aufschrift "#AlarmstufeRot - Betriebe & Arbeitsplätze retten!“](https://taz.de/picture/4498785/14/136996233-1.jpeg)
M it dem Lohn im Jenseits ist es so eine Sache. Näher als jedes gute Karma ist mäßig spirituell gesinnten Hamburger Kaufleuten immer noch ihr Jahresabschluss. Wenn es also nicht schwer einzupreisende Mildtätigkeit ist – oder wolkiges Mitgefühl –, dann zieht an Alter und Elbe ein anderes Argument: Obdachlose in Hotels unterzubringen, das könnte helfen, diese Branche vor der Pleite zu bewahren. Und das ist keine Lappalie in einer Stadt, die ihr wirtschaftliches Heil zunehmend im Fremdenverkehr sucht.
Dass auf die örtliche Hotellerie gegen Ende des Jahres eine Pleitewelle zurolle, diese Befürchtung äußerte im Sommer schon Franz Klein, Hamburger Landeschef des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Und am Montag dieser Woche erst veröffentlichte der Verband eine bundesweite Umfrage, wonach Restaurants und Hotels „in Folge der Corona-Krise nie dagewesene Umsatzeinbrüche“ verzeichnen: 71,3 Prozent der Betriebe sehen sich in ihrer Existenz gefährdet, jedem sechsten droht im November die Insolvenz.
Logische Folgerung aus Sicht eines Branchenverbandes: Wo der Staat den Umsatz verunmöglicht, muss er halt einspringen. Bloß: Wenn die Steuerzahler*innen schon für leere Hotelzimmer aufkommen sollen – warum diese dann nicht Menschen überlassen, die sie benötigen? Menschen, für die der Unterschied zwischen Massenunterkunft oder Einzelzimmer keine bloße Frage des Komfort ist – sondern eine des Überlebens?
Am Ende dürfte es sich auch für den Staat lohnen, diese zwei Fliegen unter die eine sprichwörtliche Klappe zu bekommen. Denn Erfahrungen aus Hannover legen nahe: Besser untergebrachte Menschen gelangen leichter in die Hilfssysteme, entwickeln erfolgreicher Perspektiven – und wenn es gut geht, brauchen sie später seltener staatliche Unterstützung.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau