Honorarkräfte von Spielmobilen: Pädagogen zweiter Klasse
Honorarkräfte von Hamburger Spielmobilen erhalten nur halb so viel Geld wie Kollegen an Schulen. Das finden sie ungerecht und starten eine Petition.
Doch die Honorarkräfte der Hamburger Spielmobile sind unzufrieden und haben sich deshalb in einer Gruppe organisiert. Denn anders als Honorarkräfte an Ganztagsschulen, die pro Zeitstunde 27,04 Euro verdienen, bezahlt die Stadt ihnen nur 14,72 Euro. Laut einer Tabelle der Stadt gelten sie nämlich nur als Hilfskräfte.
„Wir sind mehr als nur Packhilfen“, heißt es nun in einer Petition an die Sozialbehörde, die 57 Honorarkräfte unterzeichnet haben. „Unsere Arbeit in den Unterkünften ist mindestens genauso anspruchsvoll und notwendig“, heißt es dort. Sie sei als Beitrag „Erforderlich“ und „mehr wert“. Auch wegen der steigenden Lebenshaltungskosten gehöre die Bezahlung „dringend“ erhöht.
Neben den „Falkenflitzern“ sind in Hamburg noch die „Spieltiger“ und „Mobile Spielaktion“ mit Aktionen in Unterkünften vor Ort, bei denen sich Kinder viel bewegen und ausprobieren. Die Angebote gibt es seit den frühen 1990er-Jahren.
Spielmobil-Teams zu dritt mit 100 Kindern
Früher hätte man bei einem Einsatz etwa 30 Kinder angetroffen, erinnert sich Tom Hartmann, Hauptamtlicher bei den Falkenflitzern. Doch das habe sich mit dem Anstieg der Geflüchtetenzahlen verändert. „Heute muss man mit sehr großen Kindergruppen zurechtkommen. Es kommen 50 bis 100 Kinder, und wir sind nur zu dritt.“ Das müsse angemessen bezahlt werden.
In den Teams unterstützen meist zwei Honorarkräfte die Hauptamtlichen. Sowohl der „Falkenflitzer“ als auch der „Spieltiger“ berichten, dass ihnen etliche Honorarkräfte fehlen. Laut der Petition brechen viele diese Arbeit ab, weil sie mehr Geld verdienen müssen.
„Das ist fatal, weil wir die Kinder kennenlernen und eine Beziehung aufbauen“, sagt Knorr. „Wir schlichten auch mal Streit und sind im engen Kontakt mit Eltern.“ Die Hauptamtlichen gäben zwar die Richtung vor. „Aber wir sind gleichgestellt in der Arbeit mit den Kindern und reflektieren viel.“ Und sie übernähmen pädagogische Aufgaben wie eben die Planung des Jonglierangebots.
Hinzu komme, dass die Kinder in Folge ihrer Flucht oft Traumatisches erlebt hätten und dies auch die Honorarkräfte nicht kalt lasse. „Was wir auf der Arbeit erleben, nehmen wir mit nach Hause und müssen es verarbeiten“, schreiben die Petenten. Auch das gehöre berücksichtigt.
Behörde überlegt noch
In der Hamburger Sozialbehörde ist die Petition bekannt. Knorr und Mitstreiter wie Alexander Benthin hatten ihr Anliegen jüngst in einer Behördengruppe vorgetragen, ohne dass man ihnen allzu große Hoffnungen gemacht hätte, da die Stadt sparen müsse. Sprecher Wolfgang Arnhold erklärt den Unterschied zwischen Schul- und Spielmobil-Honoraren so, dass bei Letzteren die Honorarkräfte anders zugeordnet würden. Es handele sich um eine „helfende Tätigkeit“ und es werde „keine sozialpädagogische Mindestqualifikation verlangt“.
Diese sei bei den Schul-Honorarkräften aber auch nicht gefordert, halten Knorr und Benthin dagegen. Teils hätten die Honorarkräfte schon an Schulen gearbeitet. „Diese Arbeit machen beruflich erfahrene Leute aus Überzeugung“, sagt Benthin, der als Musiker an Musikschulen unterrichtet und zugleich im Rahmen des Spielmobils Kindern Schlagzeug und Gitarre nahebringt.
Ist also die Unterscheidung nicht aufrecht zu erhalten? Immerhin gibt es im Landesjugendhilfeausschuss, wo das Thema kürzlich auch zur Sprache kam, Sympathie für die Forderung. Und die Behörde sagt zur Frage, ob das Honorar erhöht wird: „Eine Entscheidung hierüber wurde noch nicht getroffen.“
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