piwik no script img

Homosexualität in IndonesienSchwules Paar ausgepeitscht

In Indonesien wurden jetzt erstmals zwei junge homosexuelle Männer öffentlich ausgepeitscht. Sittenwächter hatten sie beim Sex überrascht.

Scharia in Aceh: Eine Menschenmenge verfolgte die Auspeitschung vor einer Moschee Foto: reuters

Banda Aceh dpa | In Indonesien sind zwei Männer öffentlich auspeitscht worden, weil sie Sex miteinander hatten. Die beiden Homosexuellen im Alter von 20 und 23 Jahren bekamen am Dienstag jeweils 83 Stockhiebe verpasst. Nach Berichten von Augenzeugen verfolgten das etwa 500 Schaulustige in der Provinzhauptstadt Banda Aceh vor einer Moschee. Das Urteil hatte international Protest ausgelöst.

Indonesien ist mit mehr als 200 Millionen Muslimen das weltweit bevölkerungsreichste islamische Land. Im Unterschied zu vielen Ländern in der arabischen Welt ist Homosexualität in dem südostasiatischen Staat nicht verboten. In der konservativen Provinz Aceh gilt jedoch aufgrund einer Sonderregelung zudem islamisches Recht, die Scharia. Auch dort war es jedoch das erste Mal, dass ein schwules Paar öffentlich ausgepeitscht wurde.

Die Männer waren Ende März in Banda Aceh von Sittenwächtern beim Sex überrascht worden. Ein Religionsgericht verurteilte sie vergangene Woche zu je 85 Stockhieben. Die Strafe wurde dann von einem Mann ausgeführt, der eine Kapuze über dem Kopf trug. Die beiden selbst zogen sich T-Shirts übers Gesicht, damit sie nicht erkannt werden konnten. Wegen der Zeit in Untersuchungshaft wurden jedem von ihnen zwei Hiebe erlassen. Als die Bestrafung vorbei war, johlte die Menge.

Menschenrechtler hatten an Indonesiens Präsident Joko Widodo appelliert, die Auspeitschung zu untersagen. Sie verwiesen darauf, dass Indonesien die Anti-Folter-Konvention der Vereinten Nationen unterschrieben hat, die erniedrigende Strafen verbietet. Widodo ging auf die Forderungen jedoch nicht ein.

Zwei Jahre Haft für angeblich abfällige Äußerungen

Der 250-Millionen-Einwohner-Staat wurde in den vergangenen Jahren vielfach als Modell für die Vereinbarkeit von Islam und Demokratie gelobt. Seit einiger Zeit gewinnen aber auch dort radikale Kräfte an Einfluss. Der Gouverneur der Hauptstadt Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama, wurde wegen angeblich abfälliger Äußerungen über den Koran kürzlich zu zwei Jahren Haft verurteilt. Am Montagabend kündigte er an, auf eine Berufung zu verzichten.

Außerdem gehen die Behörden auch wieder härter gegen Homosexuelle vor. Bei einer Razzia in einer Schwulenbar in Jakarta wurden am Wochenende mehr als 140 Männer festgenommen. Die meisten sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Zehn Männer sollen wegen Pornografie vor Gericht.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Wie wär's mal mit Sanktionen gegen die Irren?

  • Achtung Ironie !!!!

    Ist doch geil, normalerweise darf "Mensch" soetwas nur in Harcoreforen sehen.

    Hier gibt es soetwas kostenlos.

    Scheint den Menschen ja zu gefallen, sonst wären sie ja nicht dort.

    Wer sucht, der kann div. Filmchen mit jubelden Kindern bei Hinrichtungen sehen.

    P.S.:

    War im Mittelalter ja normal, halt ein Volksfest.